Gegen Bayern MünchenTelekom Baskets verpassen Finaleinzug – Fans feiern ihr Team
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Spielmacher Parker Jackson-Cartwright wird von den Fans trotz der Niederlage gefeiert.
Copyright: Jörn Wolter / wolterfoto.de
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Bonn – Sie haben noch mal alles aus sich herausgeholt, haben die letzten Fünkchen Kraft rausgequetscht – aber am Ende musste die Mannschaft eine Niederlage akzeptieren, weil sie den Favoriten nur in einem Viertel in Bedrängnis bringen konnte: Die Telekom Baskets verloren am Mittwochabend vor 6000 Zuschauern das entscheidende fünfte Play-off-Halbfinale gegen Bayern München mit 74:87 (16:24, 28:18, 17:27, 13:18) und die Serie mit 2:3-Siegen.
Ein denkwürdiges Halbfinale endete damit mit einer denkwürdigen Premiere: In allen fünf Partien gab es Auswärtssiege. Während für die Bayern die Titeljagd nun ab Freitag in der Finalserie gegen ALBA Berlin weitergeht, ist die Saison für die Baskets beendet.
Baskets drehen 8:22-Rückstand in eine Pausenführung
Im Spiel hatten sie erneut ihre Comeback-Qualitäten bewiesen. Denn zunächst lief alles gegen sie: Sie lagen nach acht Minuten 8:22 zurück, Jawontae Hawkins knickte um und musste in die Kabine. Da nahm der MVP Parker Jackson-Cartwright die komplette Verantwortung auf seine schmächtigen Schultern. 20 Punkte erzielte er bis zur Pause, traf vier Dreier und gab fünf Assists. In Kapitän Karsten Tadda hatte er einen kongenialen Partner, der drei Dreier beisteuerte. Mit diesem Duo drehte Bonn die Partie zur 44:42-Pausenführung.
Jawontae Hawkins (M.) versucht hier, an zwei Münchnern vorbeizukommen.
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Aber Taddas vierter Dreier zum 47:46 (22.) sollte die letzte Führung bleiben. Denn obwohl Hawkins zurückkam, setzte sich jetzt die Klasse der Bayern mehr und mehr durch. Ihnen gelang es, den Baskets ihr langsameres Spieltempo aufzuzwingen, sie attackierten Jackson-Cartwright mit viel aggressiverer Defense, sie fanden im Angriff clever herausgespielte Optionen und sie entschieden das Reboundduell mit 39:25 klar für sich.
Bei den Bonnern fallen die Würfe nicht mehr
Die Folge: Bei den Baskets fielen die Würfe nicht mehr, die Punkteausbeute fiel von 44 (Halbzeit eins) auf 30 (Halbzeit zwei), bei PJC von 20 auf fünf. Die Trefferquote sank bei Bonn auf 40 Prozent, während sie bei München auf 54 Prozent stieg – beim 67:79 (35.) war die Entscheidung gefallen.
Bayern-Coach Andrea Trinchieri attestierte den Baskets, „ein großer Gegner“ gewesen zu sein: „Wir mussten unser bestes Spiel zeigen, aber meine Spieler waren bereit dafür.“ Bonns Trainer Tuomas Iisalo gratulierte den Bayern zu „einem unglaublichen Niveau“. Seiner Truppe attestierte er, eine „historische Saison“ gespielt zu haben: „Unser Ziel war, dass alle Fans stolz darauf sein können, wie wir Basketball spielen. Und ich kann sagen, dass wir das erreicht haben.“
Die Szenen nach der Schlusssirene bestätigten ihn – und gingen unter die Haut: Die Fans feierten ihr Team trotz der Niederlage mit stehenden Ovationen, immer wieder wurde jeder einzelne Name skandiert, immer wieder defilierten die Spieler an ihren Anhängern vorbei, klatschten sie ab oder posierten für Selfies – auf beiden Seiten gab es Tränen in den Augen.
Denn bei der Kurzlebigkeit des Profigeschäfts dämmerte allen: Diese außergewöhnliche Mannschaft, die mit Trainer Iisalo dem Basketball in Bonn zu einer Art Wiedergeburt verholfen hat – sie wird wohl nie mehr in dieser Besetzung zu sehen sein: „Diese Stadt, dieses Team, diese Fanbasis, das wird immer in meinem Herzen bleiben“, stellte Parker Jackson-Cartwright (PJC) heraus. Das klang schon ein bisschen nach Abschied . . .