Seit zehn Jahren sind die Ehrlich Brothers auf Tour – Im Interview spricht der Magier über die Shows, seinen Bruder und Spießigkeit
Chris von den Ehrlich Brothers„Wir sind Botschafter der Magie“

Die Brüder Chris (rechts) und Andreas Ehrlich feiern ihr zehnjähriges Bühnendasein mit einer Jubiläumsshow.
Copyright: Rolf Vennenbernd/dpa
Extravagante Bühnenoutfits und magische Illusionen – das sind die Ehrlich Brothers. Im Interview zum 10-jährigen Bühnenjubiläum spricht Chris Ehrlich mit Eva Kowalski über „spießige“ Angewohnheiten, die Bruder-Dynamik und was „ehrliche Magie“ in Zeiten von Fake News bedeutet.
Sie sind unter dem Künstlernamen Chris Ehrlich bekannt. Wie viel Privatperson steckt hinter dem Namen?
Ich habe natürlich mein Privatleben, bin aber auch zu einem großen Teil die Kunstfigur Chris Ehrlich, die zusammen mit Andreas Ehrlich eine Firma mit vielen Angestellten und eine Tour managt. Die Momente als Privatperson sind daher selten, aber das ist auch in Ordnung. Schließlich gibt es große Übereinstimmungen zwischen der Privatperson und der Kunstfigur. Ich bin als Chris Ehrlich kein anderer Mensch, kein anderer Charakter, sondern sehe nur etwas anders aus. Immerhin nimmt alleine meine Frisur jeden Tag eine Stunde Zeit in Anspruch. Im Urlaub nutze ich diese Stunde lieber, um mit einem Fernglas die Natur zu erkunden oder auf einem Surfbrett zu stehen als mit Haarspray vor dem Spiegel.

Ehrlich Brothers (Deutsches Showmagier-Duo, bestehend aus den Brüdern Andreas Ehrlich (* 1. Februar 1978 in Herford als Andreas Reinelt) und Christian Ehrlich (* 19. Februar 1982 in Herford als Christian Reinelt) 'Diamonds - Die besten Illusionen aus 10 Jahren'-Tour am 11. Januar 2025 in der Lanxess Arena, Deutz-Kalker Straße 1, 50679 Köln
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Man sieht Sie im Fernsehen und auf der Bühne als Showman. Die Frisur sitzt, die Kleidung passt. Sind Sie abseits davon eigentlich ein Spießer?
Ich weiß nicht so recht. Ich habe mit Sicherheit Angewohnheiten, die man nicht erwarten würde. Ob man die aber als „spießig“ bezeichnen würde, kann ich nicht sagen. Gerade als Künstler liest man ja ständig von irgendwelchen Exzessen im Showbusiness. Sowas ist nichts für mich beziehungsweise uns. Ich bin da eher wie unser Papa. Wenn die Leute aus unserer Crew rauchen – und das tun natürlich viele –, dann bin ich der, der sie immer wieder anspricht und fragt: „Mensch, überleg doch noch mal, ist das gut für deine Gesundheit?“ Manch einer würde das bestimmt als spießig bezeichnen.
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Angewohnheiten ganz nach dem Motto „Runter von meinem Rasen“ haben Sie aber nicht?
Nein, das Spießigste, was ich an mir habe, sind wohl eher eigene Marotten. Abseits der Bühne lege ich zum Beispiel keinen besonderen Wert auf coole Klamotten. Auf der Bühne ist mir ein ästhetisches Äußeres hingegen sehr wichtig – da muss ich übrigens auch für Andreas die Verantwortung übernehmen, weil das sonst katastrophal in die Hose gehen würde. Privat bin ich, ich will nicht sagen anspruchslos, aber da laufe ich vielleicht auch mal in Sandalen herum. Aber ohne Socken!
Ihr tretet als Brüder auf, das ist Ihre Marke. Bei anderen Geschwisterpaaren, die als Künstler zusammen aufgetreten sind – Beispiel Oasis –, endete das nicht gut. Wie oft kracht es bei Ihnen hinter den Kulissen?
Oh, gar nicht so selten. Wir sind eben unterschiedliche Typen, haben völlig verschiedene Lebensmodelle, unterschiedliche Ansichten und schaffen es dennoch, das Beste aus beiden Welten auf die Bühne zu bringen. Auf dem Weg dorthin, wenn wir nicht auf der Bühne stehen, kracht es auch mal. Das ist ganz normal. Allerdings wird es bei uns nie persönlich. Es geht immer um verschiedene Ansichten zu der Inszenierung von neuen Illusionen. Wir haben im Laufe der Jahre gelernt, dass wir beide verschiedene Stärken und Schwächen haben. Die Ehrlich Brothers wären nicht ansatzweise so erfolgreich oder so gut, wenn es nur einen Ehrlich Brother gäbe.
Auf Instagram sieht man, dass Sie auch abseits der Show viel mit Ihrem Bruder unternehmen. Gehen Sie sich zwischendurch auch mal bewusst aus dem Weg?
Wir haben jetzt mehr oder weniger ein Jahr nonstop Arbeit hinter uns. Da war eine Woche, oder auch nur ein oder zwei Tage, für eine Pause einfach nicht drin. Umso wichtiger ist, dass wir unseren Urlaub nutzen, um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Aber nicht, weil man sich nicht mag. Das ist wie in jeder guten Beziehung: Wenn man jeden Tag von morgens bis abends aufeinander hockt, ist das nicht nur gut. Man braucht ein wenig Abstand, um das Gegenüber wieder mehr zu schätzen.
War das mal anders?
Nein, nicht direkt. Ich wohne ja auch nicht mehr mit Andreas zusammen unter einem Dach. Auch diese Zeit gab es mal. Da war ich Untermieter bei ihm. Doch mein Bereich wurde langsam immer mehr zum Büro. Als es dann gar keinen Schlafplatz mehr gab, musste ich ausziehen. Auch das war ganz gut. Es ist ja nicht gesund, wenn man 24 Stunden am Tag nur zusammenhängt.
In einer Welt voller Fake News, Algorithmen und Filterblasen stellt sich die Frage: Ist Zaubern etwas Ehrliches oder etwas Unehrliches?
Unsere Herangehensweise an die Magie sehen wir als grundlegend ehrlich an. Das begründet auch die Herkunft unseres Namens. Wir treiben nicht wie andere Magier, Schamanen oder selbsternannte Zauberer irgendwelche Geister aus dem Körper. Solche Dinge haben auf uns immer schon befremdlich gewirkt. Der Name „Ehrlich Brothers“ kam zustande, weil wir gesagt haben: Wir bieten euch eine ehrliche Magie. Wir verzaubern euch – natürlich sind es Tricks, wir können nicht wirklich zaubern –, aber schaut es euch an, es sieht verdammt geil aus, es ist tolles Entertainment. Immerhin wissen die Leute, die in unsere Show kommen, dass es keine übernatürlichen Dinge gibt. Das ist ein Trick, aber ein verdammt geiler. Und genau das war immer unsere Herangehensweise an die Zauberkunst.
Im Showgeschäft gibt es nicht nur Menschen, die einem Gutes wollen. Gab es schon Zeiten, in denen Sie Leute um sich hatten, die Ihnen nicht gut gesinnt waren?
Das ist eine interessante Frage. Andreas und ich sind zwar seit zehn Jahren auf Tour, aber wir zaubern ja schon, seit wir Kinder sind. Da haben wir natürlich viele Menschen kennengelernt. Ich glaube, durch unser Elternhaus haben wir eine bestimmte Prägung bekommen. Die hat uns immer dabei geholfen, einen guten Draht zu Menschen zu bekommen, aber auch dabei, uns von denjenigen fernzuhalten, die es vielleicht nicht so gut mit uns meinen. Natürlich hatten wir schon schlechte Erfahrungen. Ein Auftraggeber hat uns vor langer Zeit zum Beispiel mal nicht bezahlt. Wir haben überlegt, ob wir einen Rechtsstreit anfangen, aber am Ende haben wir es sein lassen. Letztlich hilft im Leben immer nur der Blick nach vorne.
Sie und Ihr Bruder halten sich ja bei gesellschaftlichen und politischen Debatten zurück. Warum?
Weil wir uns mehr als Showkünstler sehen. Wir haben beide ein hohes Interesse an politischen Entwicklungen und lesen täglich mehrfach die Nachrichten. Wir diskutieren oft darüber, aber eher in einem offenen Austausch. Es ist unglaublich schwierig das Gegenüber von den eigenen Meinungen zu überzeugen. Wenn wir das täten, wären wir irgendwann politische Botschafter für die eine oder andere Idee. Es gibt so viele politische Botschafter, aber wir verstehen uns lieber als Botschafter für die Magie. Deswegen kommen Statements von uns eher unterschwellig rüber. Wer aus unserer Show herausgeht, der geht mit so vielen Statements nach Hause, die lebensbejahend und gesellschaftlich sind – ein Credo für die Familie und für den Zusammenhalt. Das funktioniert in unseren Augen viel besser, als mit der Keule offen zu argumentieren.
Ich persönlich bin ein sehr rationaler Mensch, der sich von Magie nur schwer begeistern lässt. Warum sollte ich – oder Menschen, die das genauso sehen wie ich – zu Ihrer Show kommen?
Es ist die größte Zaubershow der Welt. Ein wahnsinniges Spektakel, das weit über den Tellerrand der Zauberei hinausgeht. Man kann mit Freunden hingehen und eine tolle Zeit erleben. Man sieht Dinge, die man nirgendwo anders sieht – unter anderem Illusionen, die David Copperfield von uns abkaufen wollte. Und man geht beseelt aus der Show wieder heraus. Man hat einfach wunderschöne zweieinhalb Stunden magisches Entertainment erlebt.
Mit der „Diamonds“-Tour feiern die Ehrlich Brothers in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum. Das ZDF zeigt das Tourprogramm aus der Dortmunder Westfalenhalle mit den spektakulärsten Illusionen aus ihrer Karriere, blickt hinter die Kulissen und schaut auf ihre Anfänge als Magier.
ZDF: Am Samstag, 27. September 2025, 20.15 Uhr
ZDF-Mediathek: Ab Samstag, 27. September 2025, 10 Uhr