Bahnstraße in WipperfürthInvestor will ein neues Wohnhaus errichten

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So sieht der geplante Neubau aus, im Hintergrund links  der Bergische Löwe.

So sieht der geplante Neubau aus, im Hintergrund links  der Bergische Löwe.

Wipperfürth – An der Ecke zwischen Bahnstraße und Wupperstraße, hinter dem Traditionsgasthof „Zum Bergischen Löwen“, will ein Investor ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen errichten. Vorgesehen sind vier Geschosse und ein zusätzliches Staffelgeschoss mit zwei Penthouse-Wohnungen. In dem Haus sollen sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen entstehen, ausgeführt im Niedrigenergiestandard KfW 55. Vorgesehen ist außerdem eine Tiefgarage mit Ausfahrt zur Wupperstraße.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung stellte Frank Windhof von der Tiglio Immobilien Verwaltung das Projekt vor. Andreas Brunsbach, Investor aus Wipperfürth, hat das Grundstück mitsamt dem „Löwen“ 2019 gekauft. Die Fläche hinter der Gaststätte wird derzeit als Garten genutzt. Um dort Baurecht schaffen zu können, muss zunächst ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Das soll bis Ende 2021 geschehen.

Neubau hinter dem Altbau

14 Wohnungen sollen an der Ecke Bahnstraße/Wupperstraße zentrumsnah geschaffen werden. Der Neubau soll hinter dem bestehenden „Löwen“ an der Bahnstraße errichtet werden. Vorgesehen sind sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen, dazu zwei Penthousewohnungen. Das geplante Haus soll vier Stockwerke plus ein Staffelgeschoss hoch werden und damit die gleiche Höhe wie das DRK-Haus erhalten, das gegenüber dem „Bergischen Löwen“, an der Ecke Wupperstraße/Kaiserstraße, steht. Der Altbau des „Löwen“ soll auch in Zukunft weiterhin als Gaststätte genutzt werden.

Die Wipperfürther Verwaltung unterstützt das Vorhaben. Aus ihrer Sicht handelt es sich um eine erwünschte Nachverdichtung in zentraler Lage.

Unter Denkmalschutz

Seit März 2021 steht der „Bergische Löwe“, der um 1880 errichtet wurde, unter vorläufigem Denkmalschutz, mit Ausnahme der nachträglich angebauten Küche und Kegelbahn.

Aus Fehlern gelernt

Stefan Corssen

Stefan Corssen

Ein Investor kauft in Wipperfürth ein Grundstück mit einem alten, stadtbildprägenden Haus. Er will dieses Haus abreißen lassen, um an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten. Eine Geschichte, die fatal an den Streit um die Villa Sandner erinnert.

Zur Erinnerung: Die Villa an der Gaultraße wäre 2018 um ein Haar abgerissen worden, hätte sich nicht in letzter Minute das LVR-Amt für Denkmalpflege eingeschaltet. Die Stadt hatte den Abrissantrag bereits genehmigt, aber noch nicht ausgehändigt. Wenig später wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Das Verwaltungsgericht Köln hat diese Unterschutzstellung mittlerweile bestätigt.

Kontakt mit der Denkmalaufsicht

Doch zum Glück ist es beim „Löwen“ nicht so weit gekommen. Die Stadtverwaltung nahm diesmal frühzeitig Kontakt mit der Denkmalaufsicht und dem Heimat- und Geschichtsverein auf und konnte den Investor überzeugen, das stadtbildprägende Gebäude an der Bahnstraße zu erhalten. Hat man im Wipperfürther Rathaus also aus dem Debakel um die Villa Sandner gelernt? Und erkannt, dass man mit dem historischen Bauerbe, das die Einzigartigkeit der Hansestadt ausmacht, behutsam umgehen muss? So sieht es zumindest aus, und das wäre ein gutes Zeichen.

Der Neubau hinter dem Löwen, der das denkmalgeschützte Gebäude um einiges überragen wird, ist gewiss ein Kompromiss. Doch ein Kompromiss, mit dem man leben kann, und der neuen, zentrumsnahen Wohnraum schafft. Auch das ist wichtig.

Kritische Nachfragen kamen von Annika Jaschke, die als sachkundige Bürgerin für die SPD im Ausschuss sitzt und selbst Architektin ist. Sie kritisierte vor allem die Präsentation, die den vorgesehenen Neubau und das auf der Bahnstraße gegenüberliegende, etwa gleich hohe DRK-Gebäude zeigt, den denkmalgeschützten Bergischen Löwen aber nur andeutet. „Die Höhe des Neubaus ist problematisch“, so ihr Urteil. Auch Franz-Josef Flosbach (FDP) und Friedhelm Scherkenbach (CDU) sahen das ähnlich. Das Vorhaben selbst begrüßten sie allerdings. Denn damit entstehe zentrumsnaher neuer Wohnraum.

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Frank Mederlet (SPD) dankte der Stadtverwaltung für ihr Engagement und die Sorge um die städtebauliche Qualität. Er betonte, dass die Stadt im Durchführungsvertrag mit dem Investor den denkmalgerechten Erhalt festschreiben solle. Das wurde auch im Beschluss festgehalten. Einstimmig, bei einer Enthaltung, votierte der Ausschuss, ein Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes einzuleiten.

Investor Andreas Brunsbach erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Vermarktung der Wohnungen im Herbst 2021 beginnen soll. Der „Bergische Löwe“ soll auch künftig weiter als Gaststätte genutzt werden.

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