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Schulentwicklungsplan aktualisiert25 Prozent mehr Grundschüler bis 2030 in Wipperfürth erwartet

Lesezeit 4 Minuten
Kinder stehen in einer Grundschule auf dem Hof

Die sechs Grundschulen und die vier weiterführenden Schulen in Wipperfürth stehen vor großen Herausforderungen.

Der neue Schulentwicklungsplan geht bis 2030 von stark steigenden Schülerzahlen aus. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Auf den Ruf als „Schulstadt“ ist die Hansestadt stolz. Doch die sechs Grundschulen, zusammengefasst in drei Verbünden, und die vier weiterführenden Schulen stehen vor großen Herausforderungen. Dazu kommen noch die Förderschule und das Berufskolleg.

Im Auftrag der Stadt hat das Regensburger Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) den Schulentwicklungsplan für die Hansestadt Wipperfürth überarbeitet und aktualisiert. Im Ausschuss für Schule und Soziales stellte Christian Rindsfüßer vom SAGS den neuen Schulentwicklungsplan vor.

Was ist ein Schulentwicklungsplan?

Der SEP ist im Kern ein umfangreiches Zahlenwerk, das analysiert, wie sich die Bevölkerung einer Kommune in den kommenden Jahren entwickelt und was dies für die Schulen dieser Kommune bedeutet. Auch Schülerströme aus benachbarten Kommunen werden berücksichtigt. Mithilfe von statistischen Verfahren werden Zahlen hochgerechnet und künftige Entwicklungen prognostiziert. Dabei fließen auch die künftige Entwicklung der Stadt und der Bevölkerung mit ein.

Ein Beispiel: Die Stadt Wipperfürth plant westlich und nördlich der Neye-Siedlung zwei größere Neubaugebiete. Erfahrungsgemäß ziehen dort vor allem junge Familien hin. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten ist deshalb damit zu rechnen, dass sich die Albert-Schweitzer-Grundschule im Felderhofer Kamp als nächstgelegene Schule einer größeren Beliebtheit erfreuen wird.

Welche Kernaussagen trifft der neue SEP?

Die Statistiker gehen davon aus, dass die Zahl der Grundschüler in Wipperfürth in den kommenden Jahren stark wächst. Aktuell besuchen 804 Jungen und Mädchen die Klassen 1 bis 4. Bis zu Jahr 2030 steigt laut SEP diese Zahl um 25 Prozent auf rund 1000 Grundschüler, um dann wieder deutlich zu sinken, aufgrund des demografischen Wandels.

25 Prozent mehr Schüler bedeuten, dass die Grundschulen in den kommenden Jahren ausgebaut und erweitert werden müssen. Diese „Welle“, so Rindsfüßer, treffe nach 2030 auch die weiterführenden Schulen.

Woher kommen die zusätzlichen Kinder?

Wipperfürth hat seit Jahrzehnten das Problem, dass viele jungen Leute nach der Schule für Ausbildung, Studium oder Arbeit die Stadt verlassen und nur ein Teil von ihnen später zurückkehrt. Und so gibt es in Wipperfürth auch weniger junge Familien als im Landesdurchschnitt.

Dass die Zahl der Geburten seit 2016 dennoch steigt, hängt vor allem von zwei Faktoren ab. Zum einen kommen die Frauen, die derzeit junge Mütter sind oder werden, selbst aus geburtenstarken Jahrgängen. Zum anderen bekommen Frauen in Oberberg statistisch gesehen deutlich mehr Kinder als im Landesdurchschnitt, und diese Zahl ist in den vergangenen Jahren nochmals gestiegen, auf 1,81 Kinder pro Frau. Zum Vergleich: In NRW sind es durchschnittlich nur 1,6 Kinder.

Welche Probleme gibt es außerdem?

Ab August 2026 wird in NRW schrittweise der Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS) eingeführt. Dafür muss die Stadt an allen Grundschulen neue Räume für die OGS bauen und Träger finden. Der Schulentwicklungsplan geht davon aus, dass ab 2026 die Nachfrage nach OGS-Plätzen nochmals kräftig ansteigen wird.

Vor einigen Jahren, als der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab drei Jahren und auf eine Betreuung eingeführt wurde, sei die Entwicklung ähnlich gewesen, erläutert Christian Rindsfüßer. Und so riet er dazu, beim OGS-Ausbau nicht zu knapp zu planen. „Der Bedarf wird weiter steigen“, so seine Prognose.

Wie zuverlässig sind die Zahlen des SEP?

Die letzte Fortschreibung des SEP stammt aus dem Jahr 2018. Der Geburtenanstieg der letzten Jahre wurde dort nicht prognostiziert, und so weichen dessen Zahlen mittlerweile deutlich von der Realität ab. Auf Antrag von Frank Mederlet (SPD), dem Vorsitzenden des Ausschusses für Schule und Sport, soll der SEP deshalb künftig jährlich fortgeschrieben und evaluiert werden.

Der SEP kann jedoch keine geopolitischen Entwicklungen in Europa und der Welt voraussehen. Wie viele Familien in den kommenden Jahren aus der Ukraine und anderen Ländern nach Wipperfürth flüchten werden und ihre Kinder dann hier zur Schule schicken, lässt sich nicht prognostizieren.