Villa Sandner in WipperfürthWarum es mit dem Hospiz nicht vorangeht

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Die Villa Sandner

Die Villa Sandner

Wie geht es weiter mit dem geplanten Hospiz in der denkmalgeschützten Villa Sandner? Vor zwei Jahren sorgte ein drohender Abriss der Villa für Schlagzeilen und zahlreiche Leserbriefe (siehe Seite 2). Doch seitdem ist es ruhig geworden. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt gab die Verwaltung Auskunft zum aktuellen Stand.

Das vorerst letzte Treffen zwischen Stadtverwaltung, der Eugen-Wolfrich-Kersting-Stiftung (EWK) als Eigentümer der Villa, dem LVR-Amt für Denkmalpflege und weiterer beteiligter Stiftungen fand demnach im Februar statt. „Wider Erwarten wurden von der Eigentümerin keine konkreten Entwürfe oder Kostenkalkulationen vorgestellt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Ein für Ende März geplantes Gespräch, an dem auch der Landeskonservator teilnehmen sollte, wurde wegen der Corona-Pandemie vertagt. Die Stadt habe der EWK-Stiftung signalisiert, dass weitere Abstimmungen auch telefonisch oder per Mail möglich seien – die Stiftung habe davon keinen Gebrauch gemacht. Die Stadt habe die Zählerstände der Villa Sander dokumentiert, um im Zweifelsfall überprüfen zu können, ob das Gebäude im Winter beheizt werde.

„Vor rund einem Monat hat sich die EWK-Stiftung gemeldet und angefragt, ob es möglich sei, das Gebäude räumlich zu verschieben“, erklärte Stephan Hammer, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Umwelt, im Ausschuss. Das LVR-Amt für Denkmalpflege habe dies verneint. Eine Verschiebung des betreffenden Objekts auf ein anderes Grundstück sei aus denkmalpflegerischer Sicht nicht möglich, auch wenn es direkt nebenan sei. Das käme, so das LVR-Amt, einem Abrissbegehren gleich und die Villa verlöre ihren Status als Baudenkmal, wäre also quasi ein Neubau.

Schwere Vorwürfe seitens der SPD

Auf Nachfrage unsere Zeitung erläuterte Hammer, warum dann anderenorts denkmalgeschützte Gebäude verschoben werden können. Bei dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Land Nordrhein-Westfalen handele es sich – wie der Name schon sage – um Landesrecht; deshalb könnten sich die Verfahrensweisen in den Bundesländern voneinander unterscheiden. Schwere Vorwürfe erhob SPD-Fraktionsvorsitzender Frank Mederlet in der Sitzung des Ausschusses: „Die Verantwortlichen der EWK-Stiftung vermitteln nachhaltig den Eindruck, das historische Erbe und den Namen der Stiftung mit Füßen zu treten. Sie sind dabei, den Namen zu ruinieren. Wir appellieren an Ihre Verantwortung, das Erbe nicht weiter kaputt zu machen, sondern zu handeln.“

Die EWK-Stiftung nimmt Stellung

Auf Anfrage unserer Zeitung hat Susanne Hoppe, die stellvertretende Vorsitzende des EWK-Kuratoriums, im Namen von Kuratorium und Vorstand Stellung genommen. Sie bestätigt, dass am 10. Februar ein vertrauliches Gespräch stattgefunden hat. Die Stadtverwaltung habe von der Stiftung keine Genehmigung, Details aus diesem Gespräch zu veröffentlichen. „Sollten die eigenen Interpretationen der Verwaltung und die daraus möglicherweise resultierende unvollständige Information bei der Politik Bedauern und Unverständnis ausgelöst haben, so ist dies in der Tat sehr bedauerlich. Gerne steht die EWK-Stiftung der Politik, soweit von dort Interesse an der Umsetzung des Sonnenweg-Hospiz-Konzepts besteht, für Erläuterungen zur Verfügung.“

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Aufgrund der Corona-Pandemie sei in diesem Jahr noch kein Ortstermin mit dem LVR möglich gewesen, denn für die Mitarbeiter dort gelte eine Dienstreisesperre. Ein Abstimmungstermin ohne den LVR sei jedoch nicht zielführend. Nur in einem gemeinsamen Termin seien grundlegende Entscheidungen zu den notwendigen Veränderungen am und um das geschützte Objekt möglich. Und erst, wenn dies geschehen sei, seien weitere Planungen und damit auch belastbare Kostenschätzungen möglich, erklärte Hoppe.

Ein Haus mit wechselvoller Geschichte

Das Haus Gaulstraße 55 wurde 1910 für Richard Sandner, Direktor des Wipperfürther Elektrizitätswerkes, errichtet. 1924 wurde das Haus bei einem Blitzeinschlag schwer beschädigt und danach umgebaut und deutlich erweitert. Erst mit diesem Umbau wurde aus dem Wohnhaus die stattliche Villa, ausgeführt in einem reduzierten Heimatstil.

Die EWK-Stiftung hat das Haus gekauft, als von Denkmalschutz noch keine Rede war, um dort ein Hospiz zu errichten. Da die Sanierung der Villa zu teuer erschien, beantragte die Stiftung im Mai 2018 den Abriss. Das löste eine Welle der Empörung aus.

Die Stadtverwaltung hatte den Abrissantrag bereits unterschrieben, aber noch nicht ausgehändigt, als sich das LVR-Amt für Denkmalpflege einschaltete. Daraufhin wurde das Gebäude vorläufig unter Schutz gestellt. Die endgültige Unterschutzstellung erfolgte im Oktober 2018, die Klage der EWK-Stiftung wurde abgewiesen. Im Herbst 2019 hatte die Stiftung erklärt, dass man mit allen Beteiligten nach Lösungen für das geplante Hospiz suchen wolle.

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