WipperfeldPyrotechniker kritisiert späten Zeitpunkt des Böllerverbots

Ein Foto aus einem Vorjahr: Ingo Zobel in seinem Feuerwerksverkauf, der dieses Jahr geschlossen bleiben muss.
Copyright: Michael Lenzen
Wipperfeld – Vulkane, Fontänen und Raketen aus Lamsfuß gehörten wie selbstverständlich zu den vergangenen Jahreswechseln im Bergischen. Diesmal bleibt die Tür von Pyrotechniker Ingo Zobel geschlossen. Die Corona-Schutzmaßnahmen untersagen den Feuerwerksverkauf vor dem Silvestertag, und zwar bundesweit.
„Damit geht ein trauriges Jahr auch traurig zu Ende“, findet Zobel. Er hat grundsätzlich Verständnis für das Verbot – es hätte nur viel früher kommen müssen, sagt der Wipperfelder. „Wir stehen in gutem Kontakt mit Kollegen aus den Niederlanden. Dort wurde der Verzicht auf das Silvesterfeuerwerk schon vor Wochen beschlossen. Als sich in Deutschland dann nichts tat, hat die Branche darauf vertraut, dass hier geschossen werden darf.“
Ingo Zobel hat sich bei Produktion zurückgehalten
Ingo Zobel selbst hat sich bei Investition und Produktion für den anstehenden Jahreswechsel stark zurückgehalten. „Es ist für mich ja nur ein zweites Standbein. In meinem Hauptgewerbe als Raumausstatter gibt es derzeit zum Glück Arbeit ohne Ende.“
Die großen Feuerwerksfirmen hingegen hätten bereits sämtlich Ware verkaufsfertig und kundenspezifisch verpackt, als die Politik das Verbot beschloss. „Dieses Zögern hat Kosten und damit jetzt Schäden in die Höhe getrieben, die nicht hätten sein müssen.“
Die aktuellen Regeln zum Feuerwerk
Nach aktuellem Stand ist der Verkauf von Feuerwerkskörpern vor und an Silvester bundesweit verboten. Auch der Discounter Lidl, der mit der Reservierung von Feuerwerk per Internet und anschließender Abholung in der Filiale geworben hatte, hat inzwischen einen Rückzieher gemacht. Baumärkte haben ohnehin geschlossen.
Theoretisch zulässig ist der Abschuss von Alt-Beständen aus den letzten Jahren. Allerdings gilt ein Ansammlungs- und Versammlungsverbot. Zudem hat das Land die NRW-Kommunen aufgefordert, Plätze und Straßen zu benennen, auf denen der Einsatz von Pyrotechnik per se untersagt ist. Es soll sich nach den Vorstellungen der Landesregierung um solche „publikumsträchtige“ Orte handeln, „für die ohne solche Untersagung größere Gruppenbildungen zu erwarten sind“.
„Das ist aktuell Thema im Rathaus, die Absprachen auch mit den Nachbarkommunen laufen“, berichtet Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig auf Nachfrage unserer Zeitung. Er geht davon aus, dass eine Liste mit entsprechenden Orten am Ende dieser Woche vorliegt und dann veröffentlicht wird.
Die Wipperfürther Stadtverwaltung will auf die Ausweisung von Sperrzonen verzichten. „Wir haben die Sorge, dass sich das Geschehen in die Seitengassen verlagert, wenn wir große Plätze benennen“, informiert Björn Unterstenhöfer, Abteilungsleiter Ordnung. Mit Hückeswagen und Radevormwald habe man stattdessen nach aktuellem Stand scharfe Kontrollen verabredet, um Menschenansammlungen zu begegnen. (sfl)
Eindringlich warnt der Wipperfelder vor der Beschaffung sogenannter „Polen-Böller“. Zahlreiche Kollegen berichteten inzwischen, dass unter Privatleuten das Interesse an der Einfuhr von Raketen aus dem Nachbarland ansteige.
Hauptproblem der dortigen Explosionsstoffe seien die Zündschnüre. „Beim Feuerwerk für Laien ist eine Brenndauer der Schnur von sieben Sekunden vorgeschrieben. In Polen weit verbreiteter Sprengstoff zündet schon nach deutlich kürzer Zeit. Er ist für Profis konzipiert. Eine Anleitung oder einen Hinweis auf die kurze Brenndauer gibt es nicht.“
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Zwischen 16 und 18 Großfeuerwerke pro Jahr organisiert Ingo Zobel gewöhnlich. 2020 hat er ein einziges in Kürten abgeschossen, dies zudem ohne vorherige Ankündigung, um eine Ansammlung von Zuschauern zu verhindern. Durch die Absage der vielen Schützen- und Volksfeste blieb es an den bergischen Himmeln regelmäßig dunkel.
Seinen 50. Geburtstag hat Ingo Zobel in diesem Jahr trotzdem gefeiert. Mit einigen befreundeten Feuerwerkern – aber eben ohne Feuerwerk, wie er sich mit einem Schmunzeln erinnert. „Das wäre in einem normalen Jahr ganz sicher auch nicht passiert.“