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100 Jahre in DeutschlandFür Ford läuft es nicht rund im Jubiläumsjahr

5 min
Ab 1926 baute Ford im Berliner Westhafen Autos.

Ab 1926 baute Ford im Berliner Westhafen Autos. 

Ford kann an diesem Montag runden Geburtstag feiern. Vor genau 100 Jahren nämlich wurde die Ford Motor Company mit einem Kapital von fünf Millionen Reichsmark in das Handelsregister eingetragen.

Nicht in Köln, in Berlin nahm Ford-Deutschland seinen Anfang. Zunächst führte das Unternehmen Traktoren aus den Niederlassungen in den Niederlanden und Dänemark nach Deutschland ein, heißt es in berlingeschichte.de. Gerade einmal 37 Mitarbeitende erledigten laut Ford zunächst den Job. Anfang Januar 1926 mietete Ford dann Lagerhallen im Berliner Westhafen an. Hier wurde am Fließband ab dem 8. April das Modell T, liebevoll „Tin Lizzie“ genannt, montiert.

Die Teile kamen per Schiff in Holzkisten aus den USA. Ein Jahr lang entstanden etwa 50 Fahrzeuge am Tag. Dann ruhte die Fertigung, bis am 20. August das erste in Berlin montierte Modell A die Halle verließ. Zeitweise bauten laut berlingeschichte.de 230 Mitarbeitende das neue Modell.

Seit 1931 baut Ford Autos in Köln

Ford erreichte allerdings in Berlin bald die Kapazitätsgrenze. 37.000 Autos baute Ford insgesamt in Berlin. Als neuen Standort wählte Ford Köln. In Niehl wurde ein Grundstück gekauft, Fertigungshallen von 33.000 Quadratmetern entstanden. Zwölf Millionen Reichsmark investierte Ford.

1931 nahm Ford die Produktion im neu errichteten Werk in Köln-Niehl auf.

1931 nahm Ford die Produktion im neu errichteten Werk in Köln-Niehl auf.

1931 lief der erste in Köln gefertigte Ford vom Band. Zur Grundsteinlegung am 2. Oktober 1930 kam neben dem damaligen Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer auch Henry Ford I. „I know that the German people will make a good job of it“, sprach der Automobil-Pionier den Deutschen sein Vertrauen aus. Am 1. Juni 1931 wurde das Kölner Werk dann offiziell eröffnet. Ein Monat zuvor war bereits der erste Ford „made in Cologne“ vom Band gelaufen: ein Lastwagen, der anschließend zu einer Werberundfahrt durch Deutschland startete.

Zunächst gut 600, später doppelt so viele Mitarbeitende produzieren 60 Fahrzeuge pro Tag – zunächst vom Modell A. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg folgte die Produktion des Ford V8, des B-Modells, des Ford Eifel und des Ford Taunus, der in zahlreichen Varianten auch nach dem Krieg noch für Furore sorgte. Bei den Modellen Taunus 12 M, 15 M, 17 M, 20 M und 26 M standen die Zahlen jeweils für den Hubraum der Motoren und das „M“ für „Meisterstück“.

Mitte der 60er Jahre hatte Ford über 18 Prozent Marktanteil in Deutschland

Das waren ausgesprochen gute Jahre für Ford. Mitte der 60er Jahre kletterte der Marktanteil in Deutschland auf über 18 Prozent. Lange Jahre war Ford die stärkste Marke in Europa. Zahlreiche Baureihen wie der legendäre Ford Capri oder die Modelle Granada, Consul und Scorpio folgten. Angetrieben wurden die Spitzenmodelle von einem V-6-Motor, der im Kölner Motorenwerk montiert wurde.

Am 16. Januar 1970 startete im saarländischen Saarlouis mit dem Ford Escort die Fertigung im zweiten deutschen Ford-Werk. Doch der Markt wurde schwieriger. Neue Anbieter zunächst aus Japan, dann aus Korea drängten nach Europa und jagten Volumenherstellern wie Ford Kunden ab. Die Folgen: Seit Jahren kürzt Ford Stellen in Europa.

Ford ist auf Schrumpfkurs in Europa

Das Werk im belgischen Genk mit 4700 Mitarbeitenden, das auch von Köln gesteuert wurde, wurde im November 2012 geschlossen. Das letzte britische Montagewerk in Southampton folgte 2013. In einer weiteren Welle ab 2019 wurden sechs Produktionsstätten in Russland, Großbritannien und Frankreich geschlossen, 12.000 Stellen fielen in Deutschland weg, darunter 5400 in Deutschland.

2023 gab es den nächsten Einschnitt. 2300 Jobs sollen in Köln entfallen, 1700 davon im Entwicklungszentrum. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr wird im November das Werk in Saarlouis geschlossen, wo noch die Focus-Modelle vom Band laufen. Und in Köln verlieren bis Ende 2027 von derzeit etwa 11.500 Mitarbeitenden 2900 ihren Job. Arbeitnehmervertretung und Management habe sich im Juli auf „großzügige Abfindungen“ geeinigt, bei denen Mitarbeitenden bei freiwilligem Ausscheiden teils über 200.000 Euro winken.

33 Millionen Autos hat Ford in Deutschland gebaut.

Die leichten Nutzfahrzeuge, die überwiegend in der Türkei gebaut werden, verkaufen sich dagegen ausgesprochen gut. Ford ist hier Marktführer in Europa. Bei den Pkw ist Ford auf Schrumpfkurs und versucht es mit einem Strategiewechsel. Die Autos sollen amerikanischer werden. Dabei war Ford gerade erfolgreich, als Autos speziell für Europa gebaut wurden. Auch will der Autobauer nicht mehr jedes Fahrzeug-Segment bedienen. Mondeo, S-Max und Galaxy aus dem Werk im spanischen Valencia sind Geschichte. Ebenso der Eco-Sport aus dem rumänischen Craiova sowie der C-Max aus Saarlouis und der Fiesta aus Köln.

Für Geschäfte müssen neben wenigen US-Importen und den Hochdachkombis für Familien, der Puma aus Craiova, der Kuga aus Valencia und die beiden Kölner E-Autos Explorer und Capri sorgen. Rund 33 Millionen Autos hat Ford an den drei deutschen Standorten bis zum Juni gebaut. Vor allem die beiden Kölner E-Autos müssen dafür sorgen, dass es mehr werden. Zwei Milliarden Dollar hat Ford für den Umbau des Werks in Köln investiert. Doch Explorer und Capri verkaufen sich nicht so wie erhofft. Auch deshalb sank der Marktanteil von Ford im 1. Halbjahr des Jahres in Europa auf 3,3 Prozent. Das ist weniger als die Hälfte des Anteils von 2015 und dämpft die Feierlaune.


Meilensteine

1926 läuft am 8. April im Berliner Westhafen der erste Ford in Deutschland vom Band. Am 2. Oktober 1930 legen Henry Ford und Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer den Grundstein für das Werk in Köln-Niehl. Hier wird am 4. Mai 1931 der erste Wagen montiert.

1948 läuft die Produktion des „Buckel-Taunus“ wieder an. Das erste eigene Nachkriegsmodell des Kölner Werks wird im Jahr 1952 der Taunus 12 M. 1968 wird das Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich gebaut.

Eine Ford-Ikone. 1969 wurde der Capri präsentiert.

Eine Ford-Ikone. 1969 wurde der Capri präsentiert.

Am 21. Januar 1969 wird in der Bonner Beethovenhalle erstmals das Sportcoupé Capri der Öffentlichkeit gezeigt. Im neuen Werk in Saarlouis läuft am 16. Januar 1970 im Werk Saarlouis als erstes Auto der Escort vom Band. 1972 treten Consul und Granada die Nachfolge von den Modellen 17 M, 20 M und 26 M an.

9,5 Millionen Fiestas wurden in Köln montiert.

9,5 Millionen Fiestas wurden in Köln montiert.

Der Fiesta startet 1976. Er wird im Juli 2023 eingestellt. 9,5 Millionen Exemplare liefen über die Jahre in Köln-Niehl vom Band. 1998 wird Köln auch Sitz der Europa-Zentrale des Konzerns. 2021 wird das Kölner Werk Zentrum für die E-Auto-Herstellung in Europa. Insgesamt zwei Milliarden Dollar investiert Ford. Fast ein Jahr später als geplant läuft im Juni beziehungsweise im September 2024 die Fertigung der Modelle Explorer und Capri auf Basis einer VW-Plattform in Köln an.