Kölner HandelsrieseReiselust sorgt für Gewinnplus bei Rewe

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Kunden greifen im Supermarkt verstärkt zu günstigen Handelsmarken. +++

Kunden greifen im Supermarkt verstärkt zu günstigen Handelsmarken. +++

Der Kölner Handels- und Touristikkonzern Rewe hat Umsatz und Ergebnis im abgelaufenen Jahr gesteigert. Er profitierte von der Reiselust. 

Ein boomendes Touristik-Geschäft hat Umsatz und Ergebnis der Rewe-Gruppe angeschoben. „Einerseits hält der Reise-Nachholbedarf nach der Pandemie an“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque bei der Vorlage der Bilanz am Dienstag. Die Kunden gönnten sich aber auch mehr Urlaub und blieben einen Tag länger oder buchten Zimmer mit Meerblick. Gespart werde an anderer Stelle. So kletterte der Umsatz der Sparte um 24,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.

„Wir sind wieder zurück“, sagte Finanzvorstand Telerik Schischmanow. Als operatives Ergebnis der Sparte nannte Souque rund 100 Millionen. Das sei ein Rekordergebnis. 2022 hatte Rewe in der Touristik eine schwarze Null erzielt, 2021 ein Minus von 200 Millionen erlitten. In den ersten Monaten des Jahres laufe das Touristik-Geschäft gut. Es gebe ein zweistelliges Plus. „Doch das kann sich schnell ändern, wie ich gelernt habe“, sagte Souque.

Überschuss steigt um 46 Prozent

Der Rewe-Konzern hat einen Überschuss von 736,2 Millionen erzielt nach 504 Millionen im Vorjahr und 756 Millionen 2021. Geholfen hätten auch niedrigere Energiekosten als im Vorjahr. Der Gesamtumsatz legte um 8,9 Prozent zu auf 92,3 Millionen . Darin ist der Umsatz der selbstständigen Kaufleute enthalten. Der Rewe-Konzern erlöste 84,0 (2022: 77,2) Milliarden. Dabei stieg der Umsatz in Deutschland um 7,6 Prozent auf 55,2 Milliarden, stärker wuchs er im Ausland.

Ein Teil dieses Wachstum geht auf das Konto der Inflation, die andererseits wegen Kostensteigerungen im Einkauf das Ergebnis belastet hätte, so Souque. Auch hätte sie gerade im Kerngeschäft Lebensmittelhandel neben den Kriegen, Wetterextremen und Problemen mit den Lieferketten die Verbraucher verunsichert. Ein Ergebnis: Die Kunden hätten weniger zu Markenartikeln, sondern verstärkt zu Handelsmarken gegriffen. Besonders Produkte im Preiseinstiegssegment seien gefragt gewesen. Die verkauft Rewe unter der Marke „ja“ mit inzwischen über 1000 Produkten. Markenartikeln würden die Kunden kaufen, wenn es sie als Sonderangebot gebe.

Harte Verhandlungen mit Lieferanten

Markenartikler, so Souque, hätten oft kräftige Preisaufschläge verlangt und hätten mehr als gestiegene Kosten kompensieren wollen. Da habe es harte Verhandlungen gegeben. Es gab auch – nicht nur bei Rewe – Lücken in den Regalen, weil sich Hersteller und Händler nicht über die Preise einig wurden. Bei den Markenartiklern gebe es aber die Erkenntnis, dass die Verbraucher nicht jeden Preis bezahlen wollten oder könnten. Allerdings sänken die Preise bei Handelsmarken derzeit noch stärker als die bei Markenartikeln.

Rewe sei nicht inflationsbegünstigt, so Schischmanow. Das Handelsergebnis stagniere. Auch das Umsatzplus in Deutschland etwa bei den Rewe-Supermärkten von 7,7 Prozent auf 30,6 Milliarden liegt unter der zweistelligen Inflationsrate bei Lebensmittel im abgelaufenen Jahr. Vielmehr hat Rewe nach eigenen Angaben wieder einen dreistelligen Millionenbetrag investiert, um die Preissprünge für Kunden in Grenzen zu halten.

Baumärkte mit Umsatzminus

Im Geschäftsfeld Convenience steigerte Lekkerland, ein Großhändler für die Unterwegsversorgung, der europaweit 74 500 Kioske und Tankstellen beliefert, den Umsatz um 6,1 Prozent auf 15,1 Milliarden. Im Geschäftsfeld Baumarkt sanken die Umsätze allerdings um 2,7 Prozent auf 2,5 Milliarden. Souque verwies zur Begründung auf die schwache Baukonjunktur.


Das Unternehmen

389.270 Mitarbeitende beschäftigte die Rewe-Gruppe insgesamt. 284.758 arbeiteten in Deutschland, 104 512 im Ausland. Das sind 1,4 Prozent beziehungsweise 1,1 Prozent mehr als Ende 2022. In Deutschland hat Rewe über 3700 Märkte, vom Rewe Center bis zum Rewe to go. Sie werden vom Konzern oder von 1550 selbstständigen Kaufleuten betrieben. Dazu kommen noch 2123 Penny-Filialen in Deutschland. Außerdem betreibt Rewe Supermärkte in Österreich, Bulgarien, der Slowakei, Tschechien und Litauen. Penny-Märkte gibt es in Italien, Österreich, Rumänien, Tschechien und Ungarn. Zur Gruppe gehört auch Lekkerland. Unter dem Namen toom betreibt Rewe Baumärkte, im Bereich Touristik tritt Rewe unter dem Namen DER an mit Marken wie Dertour, ITS , Jahn Reisen, Kuoni, Helvetic Tours oder Apollo.

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