Über 130.000 Besucher kann die Computerspielemesse Gamescom Latam wohl zählen. Für die Messe ist sie ein Leuchtturm der Internationalisierung.
Gamescom Latam in São PauloSo steht es um den Ableger der Kölner Gamescom in Südamerika

Cosplayer, die ihre Idole aus Videospielen nachstellen, prägen auch das Bild der Gamescom Latam in São Paulo.
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„Ich finde es großartig, dass es gelungen ist, die Messe, die Köln vibrieren lässt, nach São Paulo zu bringen“, sagte Henriette Reker. Kölns Oberbürgermeisterin ist auch Aufsichtsratsvorsitzende der Kölner Messe, die jetzt zum zweiten Mal in Südamerika einen Satelliten der Computerspielemesse Gamescom auf die Beine stellt.
Dabei sei auch die Atmosphäre exportiert worden. Genau das ist das Ziel, wie auch Messegeschäftsführer und COO Oliver Frese sagte: „Wir wollen das Kölner Konzept bestmöglich übertragen.“ Wie in Köln gibt es in São Paulo Tage, die für das Fachpublikum reserviert sind, es gibt auch ein umfangreiches Kongressprogramm mit 700 Sprechern.
Über 130.000 Besucher erwartet
Und das kommt offenbar an. Konnte die Messe bei der ersten Ausgabe im Vorjahr schon 100.000 Besucher zählen, so werden es jetzt wohl über 130.000, wie Christoph Werner sagte, der als Mitglied der Geschäftsführung unter anderem für das Gamescom-Marketing verantwortlich ist. Vielleicht werden es auch noch etwas mehr. An zwei Tagen war die Messe zur Halbzeit am Freitag bereits ausverkauft.
50.000 Quadratmeter belegt die Gamescom Latam im neuen Messegelände, in das die Messe umgezogen ist. Sie ist damit doppelt so groß wie bei der ersten Veranstaltung. Verdoppelt wurden auch die vertretenen Marken auf jetzt 245, darunter Branchengrößen wie Nintendo und mehr als weitere 40 Unternehmen, die Computerspiele produzieren, vermarkten und vertreiben. Freilich ist es nicht so einfach, eine Stadt mit annähernd 12 Millionen Einwohner durch eine Messe vibrieren zu lassen, räumt Oliver Frese ein.
Seit zehn Jahren hat die Messe ein Büro in Brasilien
Chancen für ein Ausstrahlen der Gamescom Latam sieht er aber auf dem Messegelände, das über eine so große Außenfläche verfügt, dass hier São Paulos größte Karnevalsparade stattfindet. Dieses Außengelände könne ausgleichen, dass die Gamescom São Paulo nicht so prägen kann, wie sie das in Köln tut.
Die Gamescom ist die größte Veranstaltung, die die Kölner Messe in Brasilien organisiert. Seit zehn Jahren hat sie hier ein eigenes Büro mit 15 Mitarbeitenden. Brasilien sei die größte Volkswirtschaft in Südamerika, nennt Frese als einen Grund. Die weiteren Veranstaltungen sind die Anuga Select, ein Ableger der Kölner Ernährungsmesse, sowie das Messe-Doppel Fit 0/16 und Pueri Expo, Ableger der Kölner Kind + Jugend. Die belegen jeweils rund 11.000 Quadratmeter Fläche.
Unsere Wachstumsgeschichte in und mit Brasilien und dem Mercosur geht unverändert weiter.
„Unsere Wachstumsgeschichte in und mit Brasilien und dem Mercosur geht unverändert weiter“, so Frese. Alle Veranstaltungen legten zu und stärkten die Position der Kölner Messe in Lateinamerika. In Brasilien sei Köln führend unter den deutschen Messegesellschaften, sagte Reker. Und Südamerika mit der Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur werde wichtiger in Zeiten, „in denen Handelsbarrieren aufgestellt und Partnerschaften infrage gestellt werden.“ Kölns Städtepartnerschaft mit Rio de Janeiro sei da ein wichtiger Brückenpfeiler für Handel und zivilgesellschaftlichen Dialog mit Brasilien.
Veranstaltungen organisiert die Messe auch in Kolumbien. Eine weitere Ausgabe der Gamescom dort sei aber nicht geplant, so Frese. „Mit Satellitenveranstaltungen gehen wir sehr behutsam um“, sagte Frese. Das geschehe auch in Abstimmung mit dem Computerspiele-Verband Game, Mitveranstalter und ideeller Träger der Gamescom. Die Veranstaltung in São Paulo sei als Leitveranstaltung für Südamerika konzipiert — und der Standort São Paulo sei der Richtige, wie die Zahlen zeigten.
Auslandsmessen werben für Kölner Veranstaltungen
Auslandsmessen sorgen für etwa 15 Prozent des Umsatzes der Kölner Messe. Das hänge vom Messeturnus ab, weil bestimmte große Messen mit vielen Besuchern alle zwei Jahre stattfinden, so Frese. Brasilien habe daran einen auskömmlichen Anteil. Dieses Geschäft gehe nicht zulasten der Kölner Messen, betonte er. Im Gegenteil: Sie machten auf Kölner Veranstaltungen aufmerksam und lockten auch Aussteller und Besucher nach Köln.
Untersuchungen hätten gezeigt, dass Kölner Messen mit Auslandssatelliten vielmehr wuchsen. Auch seien Aussteller und Besucher aus Brasilien bei den Kölner Ernährungsmessen Anuga und ISM traditionell stark vertreten. Allein bei der Anuga 2023 hätte brasilianische Aussteller ein Verkaufsvolumen von über sechs Milliarden US-Dollar erreicht. Und die brasilianische Beteiligung wachse auch etwa bei der Dentalmesse IDS oder den Messen rund u Wohnen und Einrichten wie etwa der spoga + gafa.