Der neue Präsident der Handwerkskammer zu Köln, Thomas Radermacher, präsentierte am Donnerstag erstmals die Konjunkturumfrage der Kammer. Er hatte solide Zahlen dabei.
KonjunkturHandwerk in der Region ist zufrieden

Frische Brötchen sind derzeit etwas weniger gefragt. Die Bäcker spüren die Konsumflaute.
Copyright: dpa
„Wir haben eine sehr robuste Handwerkskonjunktur“, sagte Kammerpräsident Thomas Radermacher. Der Konjunkturklimaindikator liegt demnach im Herbst mit 107 Punkten zwar vier Punkte unter dem Vorjahreswert. Werte über 100 bei dem Index, der sich aus der Lagebeurteilung und den Geschäftserwartungen zusammensetzt, stehen aber für eine positive Entwicklung. Und dieser Wert wurde in allen Regionen des Kammerbezirks überschritten.
Die Geschäftslage bewerten die Handwerker mehrheitlich positiv. Im Kammergebiet nannten 39 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage gut, 43 befriedigend und nur 18 Prozent schlecht. Das ist etwas schlechter als vor einem Jahr, die Werte aus der Frühjahrsumfrage wurden allerdings übertroffen.
Dem Kfz-Handwerk geht es besser
Die Lage im Kfz-Gewerbe hat sich laut der Studie verbessert. Gut ist die Lage für 37,1 Prozent der Betriebe. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 23,7 Prozent. Geschäfte mit Gebrauchtwagen und Reparaturen von Fahrzeugen, die immer länger gefahren würden und dann auch öfter repariert werden müssten, beleben offenbar die Geschäfte, während der Verkauf von Neuwagen lahmt.
Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe, das allerdings vor wenigen Jahren noch gute Geschäfte gemacht hatte, sieht es aber jetzt etwas schlechter aus. Aber immerhin 49,7 Prozent der Betriebe im Bauhauptgewerbe und 40,9 Prozent im Ausbaugewerbe nennen ihre Lage gut. Vor einem Jahr waren das 51,3 und 43,9 Prozent.
Lebensmittelhandwerk ist wenig zufrieden
Auch im Gesundheits- und Lebensmittelhandwerk schätzen die Firmen die Lage schlechter ein. Gut nennen die 38,5 (Vorjahr: 48) Prozent der Gesundheitshandwerker. Im Labensmittelhandwerk sind das nur 13 (28,6) Prozent der Betriebe. Die Branche bekommt die Kaufzurückhaltung der Konsumenten zu spüren. Wegen der Preissteigerungen blieb der Umsatz allerdings stabil. Das ist gegen den Trend. 42 Prozent berichten von sinkenden Umsätzen, 24 Prozent von steigenden. Tendenziell gingen die Umsätze schon eineinhalb Jahre zurück, so Radermacher.
Der Blick auf die kommenden Monate ist durchwachsen: 17 Prozent der Betriebe erwarten bessere Geschäfte, 22 dagegen schlechtere. Ein Aufschwung sei im kommenden Halbjahr nicht zu erwarten, so Radermacher. 17 Prozent der Betriebe geben einen gestiegenen, 22 Prozent einen gesunkenen Personalstamm an. Radermacher führt den Rückgang auf den Fachkräftemangel zurück sowie auf den demografischen Wandel. Die Babyboomer gehen gerade in Rente. Rund jeder dritte Betrieb hat derzeit offene Stellen, unter den größeren Betrieben mit fünf und mehr Mitarbeitenden sind das laut der Umfrage sogar fast 50 Prozent.
Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis liegen unter dem Schnitt
Unterdurchschnittliche Werte ermittelte die Kammer für Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. „In Bonn fehlen Gewerbeflächen“, sagte Radermacher. Da könnten die Firmen nicht expandieren. Auch die aktuelle Verkehrssituation drücke hier bei den Handwerkern auf die Stimmung. „Es gibt Betriebe im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, die keine Aufträge im rechtsrheinischen Kreisgebiet annehmen, weil es schwierig ist, über den Rhein zu kommen“, so Radermacher. Das gilt auch umgekehrt. Bauten am Tausendfüßler oder auf der Autobahn behinderten sie. Und in Bonn habe die Politik das Autofahren schwieriger gemacht. Dabei seien gerade die Handwerker darauf, dass sie mit ihren Lieferfahrzeugen zum Kunden kommen könnten.
Wir treten auf der Stelle.
Eine positive Entwicklung zeige sich dagegen in Leverkusen, wo die Stimmung unter den Handwerkern am besten ist, und dem Rhein-Erft-Kreis. Das Fazit „Wir treten auf der Stelle“, sagte Radermacher. Es fehle die Dynamik. Effekte des Wachstumsboosters seien noch nicht zu spüren. Und angekündigte Initiativen zu Bürokratieabbau oder zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren könnten kurzfristig auch keine Verbesserung bringen.
„Das dauert, das ist ein Marathon“, sagte Radermacher. Da brauchten die Betriebe etwas Geduld. Zumal die Region vergleichsweise glänzend dastehe. Es gebe viel Kaufkraft und gute Betriebe. Impulse erhofft er sich von einer Neufassung des Vergaberechts. Dabei biete das Handwerk seine Mitarbeit an. Derzeit seien die Verfahren zu kompliziert. 80 Prozent der Handwerker würden sich deshalb an Ausschreibungen nicht beteiligen.

