Oppenheim-ProzessChristopher von Oppenheim schildert seinen Werdegang

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Ernste Gesichter machen Christopher von Oppenheim (l.) und sein Anwalt Klaus Volk. (Foto: Meisenberg)

Ernste Gesichter machen Christopher von Oppenheim (l.) und sein Anwalt Klaus Volk. (Foto: Meisenberg)

Köln – Das Jahr 2039 hatte Christopher Freiherr von Oppenheim im Visier. Dann hätte er den 250. Geburtstag von Sal. Oppenheim feiern können. Nicht die größte Privatbank Europas habe er schaffen wollen, so Oppenheim am Mittwoch im Untreueprozess gegen ihn, weitere Ex-Chefs des Instituts sowie den Immobilienentwickler Josef Esch. Er habe die Bank komplett an die nächste Generation übergeben wollen.

Das klingt eher nach Pflichtbewusstsein als nach Leidenschaft. Dabei wurde er früh an eine Banktätigkeit herangeführt. Mit sechs bis sieben Jahren habe er auf Wunsch des Vaters Alfred von Oppenheim im Bankgebäude privaten Chinesisch-Unterricht erhalten. Auf seiner Konfirmation 1980 sei bei einer Familienfeier die Erwartung geäußert worden, er möge die Tradition fortsetzen. Und 1983, im Alter von 18 Jahren, wurde er Gesellschafter.

Ein Jahr später machte er Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Köln. Es folgten Bundeswehr und eine Banklehre bei Warburg. Dann ging es zu einer Oppenheimtochter nach New York und zur Citibank und dann zu Sal. Oppenheim nach Frankfurt.

Er habe sich bewähren müssen. Sogar eine Abmahnung habe er von einem Vorgesetzten einmal bekommen. "Das gehört wohl dazu", sagte Oppenheim. Partner wurde er 2000. "Deine Zeit kommt noch", sei dennoch das Motto seines Vaters gewesen. Der blieb Vertreter des Stammes. Er habe gar als "Alfis U-Boot" gegolten. BHF-Kauf oder Auslandsexpansion streifte er nur. Führungsstärke "im positiven Sinne", betonte er, habe Matthias Graf von Krockow gezeigt, nachdem sein Vater im Januar 2005 gestorben war.

Im Zuge des Verkaufs an die Deutsche Bank habe er mit dem damaligen Bankchef Josef Ackermann gesprochen. Sein Stamm Lindenallee habe nicht komplett verkaufen wollen. Es gebe auch die Option, eine Rückbeteiligung an der Bank zu erwerben. Das sei in einem Rahmenvertrag festgelegt, um den er sich als Vorsitzender des Gesellschafterpools seit 2010 kümmert.

Einer beruflichen Tätigkeit gehe er nicht nach, sagte Oppenheim auf Nachfragen der Vorsitzenden Richterin Sabine Grobecker. Regelmäßige monatliche Einkünfte habe er nicht. Er verkaufe Immobilienbesitz und Beteiligungen. Der größte Teil seiner Lebenshaltungskosten bestehe aus Anwaltskosten, sagte er und lächelte sogar kurz.

Er ist verheiratet und hat zwei Söhne von 13 und 18 Jahren. Das alles kann bei einem Strafmaß eine Rolle spielen. Bis zu dreieinhalb Jahren Haft drohen ihm nach einer ersten Einschätzung der Staatsanwaltschaft. Eine Mitwirkung bei der Aufklärung könnte zu einer geringeren Strafe führen. Härtere Strafen erwarten laut Staatsanwaltschaft Krockow und Friedrich Carl Janssen, Dieter Pfundt und Esch geringere.

Mittwoch oder Donnerstag soll es ein Rechtsgespräch geben. Dabei könnte am Ende eine Verständigung stehen. Interesse an einem Vorschlag des Gerichts haben Krockow und Oppenheim sowie die Staatsanwaltschaft bekundet. Janssens Anwalt zeigte kein Interesse, Pfundt will sich heute äußern. Ebenfalls heute will Oppenheim noch eine Erklärung abgeben.

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