Tipps zur AnlageWas tun, wenn die Lebensversicherung fällig wird

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Sparschwein

Symbolbild 

Frankfurt – Plötzlich ist der Tag gekommen, an dem das lange angesparte Geld aus der Lebensversicherung fällig wird. Für viele Menschen ist es das erste Mal, dass sie eine so hohe Summe auf einmal erhalten – meist sind es ja fünfstellige Beträge.

Die Versicherten, die jetzt ihr Geld erhalten, haben im Zweifel ihren Vertrag vor 2005 abgeschlossen. Für sie gilt die Frage einer möglichen Besteuerung also nicht, sie können über den vollen Betrag verfügen. Dann sollten sie nochmals genau schauen, ob sie eine Renten- oder nur eine Lebensversicherung abgeschlossen haben: Denn bei einer Rentenversicherung werden bis ans Lebensende womöglich Beträge ausgezahlt, die garantiert zu vielleicht noch vier Prozent verzinst werden. Das kann man ausnutzen, denn so hohe Zinsen erhält man aktuell nicht. Das sollten vor allem die tun, die „das Jopi-Heesters-Gen“ haben, meint Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip. „Wer gute Chancen hat, richtig alt zu werden, für den ist das ein guter Deal.“ Wer aber eine Lebensversicherung ohne garantierte Rentenzahlung hat, der sollte sich die Versicherungssumme auf einen Schlag auszahlen lassen und selbst anlegen. Selbst wer einen Teil des Geldes ausgibt, wird immer noch einen guten Betrag übrig behalten, den man nicht einfach auf einem Tagesgeldkonto liegen lassen sollte. Alternativ zur einmaligen Auszahleng bieten viele Versicherungsgesellschaften ihren Kunden zwar gern eine Sofortrente an. die sind jedoch nicht so flexibel, und sie bringen aktuell nichts: „Wer jetzt einen Auszahlplan vereinbare, der schreibt auch die derzeit niedrigen Zinsen für die nächsten 20 Jahre fest“, warnt Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzberatung. Hinzu kommt: Früher gab es deutlich mehr Rente, weil die Lebenserwartung der Menschen nicht so hoch war. Deshalb rät Herbst, das Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto für mindestens ein bis zwei Jahre zu parken.

Kleine Betrag fürs Tagesgeldkonto

Danach sei die Wahrscheinlichkeit höherer Zinsen groß. Am sinnvollsten sei es, auf dem schlechter verzinsten Tagesgeldkonto nur einen kleineren Betrag zu parken, den man schnell zur Verfügung habe. Denn dort erhalten Anleger allenfalls 0,5 Prozent Zinsen, als Neukunden vielleicht 0,8 bis 0,9 Prozent. Den Restbetrag, so rät Herbst, könnten Anleger, die nicht in Aktien investieren wollten, auf ein Festgeldkonto legen und dann in zwei Jahre bei hoffentlich höheren Zinsen neu entscheiden.

Das sieht auch Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip so. „Das, was ich innerhalb eines Jahres voraussichtlich verbrauchen werde, kommt auf das Tagesgeldkonto, einen Teil legt man als Festgeld an – am besten gestaffelt nach mehreren Jahren. Und den Rest kann man auf Indexfonds aufteilen.“ Dann solle man systematisch vorgehen: „Einmal im Jahr nimmt man sich vor, das Geld umzuschichten: Vom Festgeldkonto kommt der Betrag, den man vom Tagesgeld aufgebraucht hat, wieder aufs Tagesgeldkonto, und das Festgeld füllt man auf, indem man eine bestimmte Summe aus den Indexfonds umschichtet.“ Zu Indexfonds oder ETFs rät Tenhagen, weil sie breit gestreut in Märkte einen Aktienindex nachbilden und nur geringe Gebühren kosten. Und wenn man das Geld in verschiedenen Fonds anlegt, die einen unterschiedlichen Anlageschwerpunkt haben, minimiert man das Risiko eines Verlusts. Wie hoch die Summe ist, die man jährlich den Fonds entnimmt, das könne man mit einer einfachen Division errechnen: „Man teilt das Fondsguthaben durch die Jahre, die man noch bis zum Alter von 100 Jahren zu leben hat. Diesen Betrag überweist man sich.“

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