GnadenbrothofFeuerwehr rettet krankes Pferd – Halterin aus Lindlar wird angefeindet

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Mit Schaufeln ausgerüstet, machen sich die Einsatzkräfte des Löschzugs Lindlar daran, den im Schlamm feststeckenden WallachMarengo wieder zu befreien.

Mit Schaufeln ausgerüstet, machen sich die Einsatzkräfte des Löschzugs Lindlar daran, den im Schlamm feststeckenden WallachMarengo wieder zu befreien.

Lindlar – Zwei Tage nach dem Feuerwehreinsatz geht es Marengo wieder den Umständen entsprechend gut. Das 25 Jahre alte Pferd war am Samstag Grund für einen Feuerwehreinsatz bei Kemmerich. Der Einsatz war nach rund einer Stunde vorbei, doch in den Sozialen Netzwerken hallt er immer noch nach. Marengos Patin Alice Wichterich macht das wütend, doch die Geschichte muss der Reihe nach erzählt werden.

Am Samstag war die Feuerwehr gerufen worden, weil das Pferd auf einer schlammigen Wiese umgefallen war und aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen konnte. Der Löschzug Lindlar rückte mit 13 Einsatzkräften aus. Auf der Wiese nahe Kemmerich lag der Holsteiner Wallach im Schlamm. Einsatzleiter Marc Spiegel orderte zunächst einen Minibagger, verständigte einen Tierarzt und teilte dann seine Leute ein. Mit Schaufeln machten sie die Feuerwehrleute daran, Marengo aus dem Schlamm zu graben. Vorsichtshalber orderte die Feuerwehr noch einen speziellen Gurt zur Pferderettung aus Gummersbach.

Marengo hat ein Herzleiden – hitzige Diskussion bei Facebook

Der Gurt wurde dann nicht mehr benötigt. Denn nachdem die Feuerwehrleute Marengo aus dem nassen Boden gegraben hatten, konnte der Wallach von selbst wieder aufstehen. Der Tierarzt stellte anschließend fest, dass das Pferd an einer Herzschwäche leidet und deswegen umgefallen war. Beim Versuch, wieder aufzustehen, strampelte sich der Wallach dann in den nassen Boden.

Soweit war der Einsatz für die Feuerwehr Routine. Der Löschzug berichtete anschließend auch auf Facebook von der Pferderettung und dort entspann sich in kurzer Zeit eine hitzige Diskussion, der Beitrag wurde geteilt und tauchte auch in diversen anderen Gruppen auf.

Dort wandelte sich die Diskussion schnell: Den Besitzern wurde unter anderem Tierquälerei vorgeworfen. Und genau das macht Pferdepatin Alice Wichterich wütend. Um Marengo kümmert sich ihre 14-jährige Tochter Loreen, seit einem Dreivierteljahr ist der Wallach Schützling der Wichterichs. Loreen hielt am Samstag auch die Stellung an Marengos Seite, während die Feuerwehrleute den Wallach freischaufelten. „Wir sind der Feuerwehr sehr dankbar, dass sie das so schnell geschafft haben“, sagt Alice Wichterich.

Meier ist froh über schnelle Hilfe der Feuerwehr

Die Weide, auf der Marengo stand, ist vom Gnadenbrothof von Veronice Meier gepachtet. Der Gnadenbrothof ist ein Hof, wo alte und kranke Tiere Obdach finden. Meist kümmern sich Paten um die Tiere, übernehmen zum Beispiel die Tierarzt-Rechnungen. Alice Wichterich selbst hat dort neben Marengo noch drei weitere Pferde.

Bei Veronice Meier steht seit Samstag das Telefon nicht mehr still und auch über Facebook laufen Anfeindungen ein, unterstellen dem Hof Tierquälerei. Für Meier ist das Schlimmste: „Die Leute urteilen, ohne zu wissen, was wirklich geschehen ist“.

Als Marengo am Samstag auf der Wiese zusammenbrach, hatten die Betreuer vom Gnadenbrothof den Wallach aus eigener Kraft nicht versorgen können. Das Tier hatte sich mit den Hinterläufen festgestrampelt. Auch Meier ist der Feuerwehr für die schnelle Hilfe dankbar.

Wallach Marengo geht es wieder gut

Dass die Wiese matschig ist, bestreitet Meier nicht. Im Gegenteil: „Wir kämpfen im Moment mit den aufgeweichten Böden, genau wie alle anderen Pferdehöfe auch“. Dass die Diskussion über ihren Hof nun auf Facebook ausgetragen wird, bedrückt die Hofbetreiberin. Sie sieht den Grund darin vor allem in einem Nachbarschaftsstreit. Der Hof werde regelmäßig beim Veterinäramt gemeldet, so Meier.

Der Kreis als Aufsichtsbehörde bestätigt, dass der Hof kontrolliert wurde. Genauso bestätigt das Veterinäramt, dass es bei den Kontrollen keine Beanstandungen gegeben habe. Die Tatsache, dass die Wiese im Augenblick ziemlich matschig sind, hat das Amt untersucht. Auch das sei unbedenklich und im Rahmen, denn die Tiere könnten jederzeit ausreichend befestigte und trockene Bereiche aufsuchen. „Bei den Kontrollen des Veterinäramtes im vorliegenden Betrieb konnten die Pferde jederzeit die Halle und den befestigten Auslauf nutzen“, so die Kreisverwaltung nach einer Anfrage unserer Zeitung.

Pferdepatin Alice Wichterich ist wütend über die pauschalen Urteile auf Facebook: „Wenn es den Tieren auf dem Hof nicht gut gehen würde, hätte ich sie schon längst weggeholt.“ Marengo ist nach dem Vorfall wieder einigermaßen zu Kräften gekommen. „Aber noch schwach auf den Beinen“, berichtet Wichterich.

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