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Angebliches Autismus-RisikoTrump warnt Schwangere vor Schmerzmittel – und rät bei Baby-Impfung ab

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US President Donald Trump speaks during an event about autism in the Roosevelt Room of the White House in Washington, DC on September 22, 2025. Also pictured, L/R, Food and Drug Administration Commissioner Martin Makary, Secretary of Health and Human Services Robert F. Kennedy Jr., Medicare and Medicaid Administrator Mehmet Oz and Dr. Dorothy Frank. (Photo by SAUL LOEB / AFP)

US-Präsident Donald Trump spricht über Autismus im Weißen Haus. Ebenfalls auf dem Bild zu sehen (v.l.n.r.): der Leiter der US-Arzneimittelbehörde FDA, Martin Makary, Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der Leiter von Medicare und Medicaid, Mehmet Oz, sowie Dr. Dorothy Frank.

Ärzte in den USA werden bald dazu angehalten, schwangeren Frauen ein bestimmtes Schmerzmittel nicht mehr zu verschreiben.

US-Präsident Donald Trump sorgt mit Aussagen zu Autismus für Empörung: Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus behauptete er am Montagabend, der Wirkstoff Paracetamol – in den USA als Acetaminophen oder unter dem Markennamen Tylenol bekannt – könne „mit einem stark erhöhten Autismusrisiko verbunden“ sein, wenn Schwangere ihn einnehmen. Eine wissenschaftliche Grundlage für diese Behauptung lieferte er nicht.

Autismus ist eine angeborene Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung. Das wirkt sich unter anderem auf das Verhalten, die Kommunikation und soziale Kontakte aus. Es gibt noch keine Erklärung für ihre Entstehung, die Diagnostik ist komplex. Doch es ranken sich immer wieder Mythen um ihre Ursachen, über die unter anderem das Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland aufklärt. Trump, der weder Mediziner noch Wissenschaftler ist, hat jetzt seine eigene Erklärung.

„Nehmen Sie kein Tylenol“, wiederholte der Republikaner mehrfach bei dem gemeinsamen Termin mit Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Seine Warnung steht allerdings im Widerspruch zu der Einschätzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die US-Gesellschaft für Geburtshelfer und Gynäkologen (ACOG) bezeichnet Paracetamol ausdrücklich als eine der sichersten Optionen zur Schmerzlinderung während der Schwangerschaft, und die US-Arzneimittelbehörde FDA betont: „Kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen.“

Ein Vergleich mit Kuba – und viele offene Fragen

Doch das US-amerikanische Staatsoberhaupt konstruierte eine Kausalität. Bei bestimmten Gruppen träte gar kein Autismus auf, behauptete er: „Es gibt ein Gerücht, ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht, dass es in Kuba kein Tylenol gibt. Und sie haben praktisch keinen Autismus.“ Kennedy Jr. pflichtete dem Präsidenten jedoch bei und führte als Beispiel die Amischen an, eine stark religiöse Gemeinschaft, die moderne Medizin und Technologie ablehnt. Dabei sind diese Aussagen weder statistisch noch medizinisch belegbar.

Die American Psychiatric Association (APA), also die amerikanische psychiatrische Gesellschaft, sprach in diesem Zusammenhang von irreführenden Behauptungen. Sie machte deutlich, dass eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Behandlung unerlässlich ist – und dass medizinisches Fachpersonal dabei die erste Anlaufstelle bleiben muss. 

Neben Paracetamol nimmt Trump nun auch Impfungen ins Visier, konkret die Impfung gegen Hepatitis B, die normalerweise kurz nach der Geburt verabreicht wird. „Ich würde sagen, wartet, bis das Baby zwölf Jahre alt und ausgereift ist“, sagte der US-Präsident. Damit widerspricht er der Empfehlung aller großen Gesundheitsorganisationen, wonach eine Impfung unmittelbar nach der Geburt vor einer Übertragung durch die Mutter schützt. Hepatitis B kann Leberkrebs verursachen und wird häufig unbemerkt weitergegeben.

Dass die US-Regierung mit ihren Äußerungen den medizinischen Konsens ignoriert, ist nicht neu. Schon während der Corona-Pandemie sorgte Donald Trump mit der Idee für Kopfschütteln, dass Desinfektionsmittel-Injektionen hilfreich sein könnten. Und sein Gesundheitsminister ist als Impfkritiker bekannt, der in der Vergangenheit mehrfach Verschwörungserzählungen über Impfstoffe und Autismus verbreitete.