Donald Trump will Ansehen und Schlagkraft des US-Militärs erhöhen. Jetzt kündigt der US-Präsident neue Atomwaffentests an, obwohl jahrzehntelang ein Moratorium galt.
Rundschau-DebatteUS-Atomwaffentests – sinnvoll zur Abschreckung?

Mehr als 1000 Atomtests haben die USA zwischen 1945 und 1992 durchgeführt – einen davon am 24. Juni 1957 auf dem Testgelände in Nevada.
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Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, neue Atomwaffentests durchzuführen, kam nur kurz vor einem Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea. Die USA und China sind wie auch Russland etablierte Atommächte, genauso Großbritannien und Frankreich. Auf dem Rückflug Trumps nach Washington sagte er auf die Frage einer Journalistin, was ihn veranlasst habe, das direkt vor dem Treffen zu platzieren, dass das mit „anderen“ zu tun habe – er nannte aber keine Ländernamen. Trump sagte auch, dass er gerne eine Denuklearisierung sehen würde. Man spreche mit Russland darüber, sagte er, ohne Details zu nennen. China würde – wenn man etwas unternähme – hinzugezogen werden.
Was hat Trump genau gemeint?
Um welche Art Tests es sich handeln soll, blieb zunächst unklar. Die USA hatten zuletzt 1992 einen Atomwaffentest durchgeführt. Sie haben sich gemeinsam mit Russland und China bislang an ein seit Jahrzehnten bestehendes Moratorium für unterirdische Atomexplosionen gehalten. Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen.
Die „New York Times“ schrieb über Experteneinschätzungen, wonach Trump mit seinen Aussagen den Teststart von Trägerraketen für Atomsprengköpfe gemeint haben könnte – nicht aber die Detonation von Nuklearsprengkörpern unter der Erde.
Was hat den US-Präsidenten gerade jetzt zu der Ankündigung veranlasst?
Es war zunächst nicht klar, was Trump zu seiner Ankündigung veranlasste. Vor einigen Tagen hatte der russische Präsident Wladimir Putin erklärt, der Test der atomaren Langstreckenrakete Burewestnik sei geglückt. Sie wurde nach russischen Angaben im Verlauf eines Manövers russischer Atomstreitkräfte am 21. Oktober getestet und legte eine Distanz von 14.000 Kilometern zurück. Bei einer Besprechung mit dem russischen Generalstab betonte der Kremlchef die militärische Stärke der Atommacht Russland. Bei dem russischen Test handelte es sich aber um die Erprobung eines neuen Trägersystems, nicht um den Test einer Atomwaffe.
Der atomare Abrüstungsvertrag New Start, das letzte große Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und Russland, läuft im Februar 2026 aus. Es gibt bislang keine Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. Der Kreml hatte kürzlich erklärt, es sei unmöglich, ihn neu auszuhandeln. Das sei zeitlich praktisch nicht machbar, sagte ein Sprecher.
Der Vertrag New Start wurde 2010 geschlossen und 2021 letztmalig um fünf Jahre verlängert. Er sieht eine Reduzierung der Atomsprengköpfe und der Trägersysteme vor.
Wie reagieren Experten und die Opposition in den USA?
Im US-Parlament regte sich bereits erster Widerstand gegen Trumps Pläne. „Absolut nicht. Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen“, schrieb die demokratische Kongressabgeordnete aus Nevada, Dina Titus, auf der Plattform X.
Nach Angaben des US-Kongresses aus dem Sommer hatte 2024 ein Experte der für die Sicherheit und Effektivität des US-Atomwaffenarsenals zuständigen Organisation National Nuclear Security Administration (NNSA) erklärt, dass es keine technische Notwendigkeit für Atomtests gebe. Die USA haben zwischen 1945 und 1992 nach Kongressangaben mehr als 1000 Atomtests durchgeführt. Danach nicht mehr. Allerdings verfügen die USA über ein umfangreiches Programm, um die Zuverlässigkeit ihres Atomarsenals sicherzustellen. Dazu gehören Computersimulationen, Tests mit Atommaterial, bei denen keine Kettenreaktion stattfindet sowie Tests von Raketen und Sprengkopftechnologien. Solche Maßnahmen machen nach Ansicht mancher Experten Atomtests überflüssig.
Über wie viele Atomwaffen verfügen die USA?
Trump behauptete in seinem Beitrag auf Truth Social, dass die USA mehr Atomwaffen hätten als jedes andere Land. Derzeit besitzt Russland laut der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) jedoch die meisten bestätigten Atomwaffen – über 5500 Sprengköpfe –, während die USA demnach über 5044 Atomwaffen verfügen. Die USA investieren hohe Milliardensummen in die Modernisierung ihres nuklearen Arsenals.
Neben den fünf permanenten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats als etablierte Atommächte gibt es nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Sipri vier weitere Staaten, die über Atomwaffen verfügen: Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.
Seit 1998 hat kein anderes Land außer Nordkorea einen Atomtest durchgeführt. Nordkorea führte seine bisher letzten Tests zwischen den Jahren 2006 und 2017 durch. (dpa)
