Donald Trumps Politik bedroht die freie Wissenschaft, was zu einem Brain-Drain aus den USA führt. Wissenschaftler ziehen nach Kanada und Deutschland.
Harvard-EntscheidungDonald Trump bringt die Forschungsfreiheit in Gefahr

Die Harvard University in Cambridge
Copyright: AFP
Donald Trump hat ein besonderes Talent: Er verwandelt alles, was er berührt, in ein autoritäres Trauerspiel – selbst die freie Wissenschaft. Der US-Präsident erlässt Reiseverbote für Forscher, friert Milliarden an Fördergeldern ein, wodurch teils die Hälfte des Gesamtbudgets der Unis fehlt, lässt wissenschaftliche Daten löschen, untersagt Lehrinhalte, verbannt unliebsame Bücher aus Bibliotheken und hetzt gegen alles, was nach kritischem Denken riecht.
Ergebnis: Hochdekorierte US-Wissenschaftler wie Timothy Snyder oder Jason Stanley verlassen das Land. Ziel? Kanada. Bei anderen ist es sogar Deutschland. Ein wahrer Brain-Drain, also die Abwanderung von Fachkräften, hat begonnen.
Klingt nach Brain-Gain, also Talentzuwanderung für uns – wäre da nicht ein politisches Déjà-vu. Denn erst kürzlich drohte AfD-Parteichefin Alice Weidel: „Wir schmeißen alle diese Professoren raus.“ Gemeint waren jene, die Genderforschung betreiben. Die Botschaft ist klar: Was uns nicht passt, wird plattgemacht. Und was, wenn die AfD bei der nächsten Wahl stärkste Kraft wird?
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Man mag Gender Studies für überflüssig halten oder für essenziell – aber wer ganzen Disziplinen die Existenzberechtigung abspricht, legt die Axt an die Wissenschaftsfreiheit. Und die steht nicht nur im Grundgesetz, sondern ist das Rückgrat jeder offenen, demokratischen Gesellschaft. Auch in den USA soll die Verfassung die freie Lehre schützen – genützt hat’s indes wenig.
Wenn deutsche Universitäten jetzt zum Zufluchtsort für US-Forscher werden, ist das für uns gut. Aber die Forscher können sich auch hier nicht allzu sicher fühlen. Denn die Grenze zwischen Demokratie und Einschüchterungspolitik verläuft offensichtlich nicht am Atlantik.