Nach Stephen Colbert trifft es nun auch Jimmy Kimmel: Zwei der schärfsten Trump-Kritiker verlieren ihre Late-Night-Shows. Ein gefährliches Signal für die Meinungsfreiheit in den USA.
Trumps Schlag gegen SatireDas neue Klima der Angst in den USA

Demonstranten protestieren gegen die Absetzung von Jimmy Kimmel.
Copyright: AFP
Wie ich höre, trifft es Jimmy Kimmel als Nächsten“ – das sagte Donald Trump, als im Juli die Late Show von Stephen Colbert abgesetzt wurde. Acht Wochen später hat es Kimmel wirklich getroffen. Wie Colbert ist er ein scharfer Gegner Trumps und auch seine Show wird bis auf Weiteres abgesetzt – wegen einer Bemerkung, die Charlie Kirks Attentäter in die Nähe des Trump-Lagers rückte. Und die tatsächlich sehr angreifbar war.
Was soll man zu diesem Doppelschlag gegen die liberale Satire sagen? Der demokratische Senator Ed Markey spricht von Zensur. Taylor Budowich dagegen, stellvertretender Stabschef im Weißen Haus, nennt es lieber „consequences culture“, eine Kultur der Konsequenzen also – was elegant den passenderen Begriff von der „cancel culture“ vermeidet. Den brauchen Leute wie er schließlich noch für die eigene Opferrolle.
Mundtotmachen von Kritikern
Natürlich gibt es in den USA auch unter Trump keine Zensur. Es gibt aber eine Behörde, die den Rundfunk reguliert: die FCC. An deren Spitze sitzt ein Trump-Loyalist, der seiner nominellen Unabhängigkeit zum Trotz erklärt hat: Er will die Agenda seines Präsidenten umsetzen. Dazu gehört offenbar das Mundtotmachen von Kritikern. Der FCC-Chef tut das Seine, indem er Druck auf die Sender aufbaut.
Alles zum Thema Donald Trump
- Trumps und die Ukraine Ausnahmeregelung für Ungarn zeigt das Chaos der US-Politik
- „Ein Paradies“ Warum ein Kalifornier nach Troisdorf auswanderte – und wie er auf die USA blickt
- Nach heftiger Kritik AfD pfeift Politiker zurück – Kein Treffen mit Medwedew
- Vor laufenden Kameras Mann kollabiert bei Trump-Pressekonferenz im Oval Office
- Warnungen und wirre Worte „Gefährliche Aussage von ihm“ – Trump droht und poltert nach Wahlpleiten
- Wahltag in den USA Warum US-Demokraten es besser nicht so machen wie Zohran Mamdani
- Krisentreffen an besonderem Ort Mit dem Amazonas als Kulisse – Was bringt die Klimakonferenz?
Abgesetzt haben die Medienkonzerne ihre Shows dann allerdings selbst. Aus Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen opfert die Unterhaltungsindustrie ihre Stars – und mit ihnen die Meinungsfreiheit. Das ist gefährlich.
Das neue Klima der Angst genießt keiner mehr als Trump. Mit immer mehr Prozessen gegen Medienhäuser facht er es weiter an. Gerade will er die „New York Times“ verklagen – auf 15 Milliarden Dollar. Seinen Triumph über Kimmel bejubelt der US-Präsident aber wohl eher aus gekränkter Eitelkeit als aus Kalkül. Schaden konnten Kimmel und Colbert ihm sowieso kaum. Kein Trump-Wähler guckt ihre Shows.
Auch das ist ein Fehler, den die Medien sich zuzuschreiben haben: Die Hälfte der Zuschauer haben sie ziehen lassen. Damit wurden sie Teil einer Polarisierung, die Trump jetzt bemerkenswert skrupellos ausnutzt.

