Die besten TippsFahrrad flicken: So hält der Reifen!

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Ein platter Reifen kann die schönste Radtour vermiesen. Werkzeuge und Luftpumpe sollten deshalb nicht fehlen. (Bild: dpa)

Ein platter Reifen kann die schönste Radtour vermiesen. Werkzeuge und Luftpumpe sollten deshalb nicht fehlen. (Bild: dpa)

Berlin - Ein Zischen kündigt die Zwangspause an - und schon ist es mit der guten Stimmung auf der Fahrradtour vorbei. Ratlos ringen sich die Ausflügler um das Velo mit dem Plattfuß. An Flickzeug hat keiner gedacht, und eine Werkstatt ist weit und breit nicht in Sicht. So wird ein kleines Loch im Fahrradschlauch zu einem großen Problem. „Damit das nicht passiert und die Reise zügig weitergehen kann, sollten Radfahrer auf diesen häufigen Pannenfall vorbereitet sein“, sagt René Filippek. Der Experte vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) erklärt, welches Werkzeug ins Gepäck gehört und wie man den Reifen schnell wieder prall bekommt.

Kurz vor der Abfahrt schnell noch ein paar Schraubenschlüssel im Hobbykeller zusammenzukramen, macht bei der Zusammenstellung der Pannenausstattung wenig Sinn. Die Packtaschen werden unnötig schwer, und wenn es darauf ankommt, fehlt womöglich ausgerechnet das passende Werkzeug. „Erst sollte man am Fahrrad nachsehen und ausprobieren, welche Schraubenschlüssel in welcher Größe benötigt werden, um die Laufräder auszubauen“, rät Filippek. Felgenbremsen müssen für die Demontage ausgehängt werden, was bei einigen Velos ebenfalls nur mit Werkzeug möglich ist. Und wichtig: die Luftpumpe nicht vergessen.

Bei der Wahl des Flickzeugs empfiehlt der Fachmann den Klassiker: ein kleines Kästchen, das Flicken in verschiedenen Größen, eine Tube mit Vulkanisierlösung, zwei Reifenheber aus Plastik und Schleifpapier enthält. Wer sich für den Pannenfall doppelt absichern will, kann noch einen Ersatzschlauch einpacken. „Auf Flickzeug sollte man aber nie verzichten, es könnten schließlich beide Schläuche oder mehrere Fahrräder kaputt gehen“, gibt Filippek zu bedenken.

Von selbstklebenden Flicken rät er ab: „Die halten meist nicht dauerhaft.“ Gleiches gelte für Pannensprays, die durch das Ventil in einen defekten Schlauch gesprüht werden und kleinere Löcher vorübergehend abdichten, sowie für Spezialschläuche mit Dichtmittel-Füllung. „Das lohnt sich nicht, denn wenig später muss man ohnehin noch einmal ran und den Schlauch richtig reparieren“, so Filippek. „Und es kann passieren, dass ein Flicken nicht hält, weil der Schlauch mit der Dichtflüssigkeit verschmiert ist.“ Außerdem weist die Stiftung Warentest in dem neuen Ratgeberband „Das Fahrradbuch“ darauf hin, dass Pannensprays das Ventil oft verkleben.

Ist die Luft raus aus dem Reifen, sollte das betroffene Laufrad zum Flicken ausgebaut werden. „Ein Plattfuß lässt sich so meist einfacher und schneller beheben, als wenn das Rad montiert bleibt“, erklärt Filippek. Nur in Ausnahmen rät er vom Ausbau ab - etwa wenn ein Hollandrad mit geschlossenem Kettenkasten hinten platt ist oder es mit dem Seilzug der Nabenschaltung kompliziert wird.

Nicht mit Schraubendreher Mantel abziehen

Um an den defekten Schlauch heranzukommen, muss eine Seite des Mantels mit den Reifenhebern aus dem Flickzeug-Set von der Felge gehebelt werden. Das klappt am besten, wenn der drahtverstärkte Rand des Reifens mit einem der beiden Plastikhaken über die Felge gezogen wird und man danach mit dem anderen Heber zwischen Mantel und Felge entlangfährt, bis der Reifenrand diese komplett überlappt. „Dafür niemals einen Schraubendreher oder andere Metallgegenstände benutzen“, warnt Filippek. „Damit ruinieren Sie ganz schnell Felge und Reifen oder schlitzen den Schlauch so weit auf, dass er sich nicht mehr flicken lässt.“ Bevor der Schlauch herausgezogen werden kann, muss noch die Ventilmutter abgeschraubt werden.

Die undichte Stelle lässt sich dem ADFC-Experten zufolge am schnellsten aufspüren, wenn man etwas Luft in den Schlauch pumpt und darauf achtet, wo es zischt. „Hat man das Loch gefunden, sollte man prüfen, ob spitze Fremdkörper wie Scherben, Steine oder Nägel im Mantel stecken und ob das Felgenband eventuell verrutscht ist, wodurch es ebenfalls zu einem Platten kommen kann.“

Beim Schlauchflicken ist es wichtig, die schadhafte Stelle zunächst zu säubern und mit dem Schleifpapier aus dem Reparatur-Set anzurauen. „Anschließend etwas Vulkanisierflüssigkeit im Bereich des Lochs auf einer Fläche, die der Flickengröße entspricht, auftragen, mit der Kappe der Tube gleichmäßig verstreichen und mindestens fünf Minuten warten, bis sie angetrocknet ist“, erläutert Filippek. Sobald die Lösung ihren feuchten Glanz verloren hat, kann die Aluminiumfolie von der Unterseite des Flickens abgezogen und dieser aufgesetzt werden. Luftbläschen lassen sich mit den Daumen von der Mitte zum Flickenrand hin wegstreifen.

Nach rund zwei Minuten ist die Vulkanisierung abgeschlossen, bei der sich das Schlauchgummi durch einen chemischen Prozess mit dem Flicken verbindet. „Die durchsichtige Folie erst ganz zum Schluss vom Flicken abziehen. Dabei zeigt sich, ob er hält“, sagt Filippek.

Wenn in den reparierten Schlauch etwas Luft gepumpt wird, lässt er sich leichter unter den Mantel zurückstecken, ohne sich zu verdrehen. „Beim Zurückdrücken des Mantels über den Felgenrand darf der Schlauch nicht dazwischen eingeklemmt werden, sonst ist es bis zum nächsten Platten nicht mehr weit“, betont der ADFC-Mann. Um den Schlauch in die optimale Position zu bringen, hilft es, die Reifenflanken rundherum zusammenzudrücken, bevor man das Rad passend aufpumpt, die Ventilmutter festdreht und die Schutzkappe aufschraubt.

Damit es gar nicht erst zu einer Reifenpanne kommt, empfiehlt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad (pd-f) pannensichere Reifen. „Sie sind etwas teurer als herkömmliche Reifen und haben eine verstärkte Lauffläche, die zum Beispiel eine Reißzwecke nicht durchstoßen kann.“ Das etwas höhere Gewicht dürfte wohl nur sehr sportlich ambitionierte Fahrer stören. Weniger praktisch als die Spezialmäntel sind laut Stiftung Warentest Schutzeinlagen zum Einlegen in herkömmliche Reifen. Sie sollen denselben Zweck erfüllen, können aber verrutschen und den Rundlauf des Rades beeinträchtigen. (dpa/tmn)

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