Trump sorgt mit einer Antwort für Aufsehen, verschärft den Ton – und droht Kremlchef Putin mit einer „kleinen Überraschung“.
Irritationen bei PressekonferenzTrump schießt gegen Putins „Bullshit“ – Moskaus Staatsmedien reagieren mit Emoji

US-Präsident Donald Trump spricht während einer Kabinettssitzung im Weißen Haus.
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US-Präsident Donald Trump hat seine Kritik an Kremlchef Wladimir Putin noch einmal verschärft. „Wir bekommen von Putin eine Menge Bullshit aufgetischt“, sagte Trump im Weißen Haus. „Er ist die ganze Zeit sehr nett, aber es stellt sich heraus, dass es bedeutungslos ist.“ Bereits am Montag (Ortszeit) hatte der US-Präsident sich für ein schnelles Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ausgesprochen und betont, dass er „überhaupt nicht glücklich“ mit Putin sei.
Putin behandele „die Menschen nicht richtig“ und töte „zu viele Menschen“, führte Trump nun aus. Deshalb würden die USA einige Verteidigungswaffen in die Ukraine schicken – er habe das genehmigt, erklärte der US-Präsident und bekräftigte damit seinen Kurswechsel.
Donald Trump über US-Lieferstopp: „Warum sagen Sie es mir nicht?“
Zuvor hatte das US-Verteidigungsministerium bekanntgegeben, dass es auf Anweisung Trumps zusätzliche Verteidigungswaffen an die Ukraine schickt. Die Ankündigung erfolgte knapp eine Woche nachdem bekanntgeworden war, dass die USA die Lieferung einiger bereits zugesagter Waffen an die Ukraine – darunter auch Flugabwehrraketen – zunächst gestoppt hatte.
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Die Hintergründe der Entscheidung hält die US-Regierung weiter im Unklaren. Auf die Frage, wer für den Lieferstopp verantwortlich gewesen sei, reagierte Trump erneut ausweichend – und sorgte damit für Irritationen. „Ich weiß es nicht. Warum sagen Sie es mir nicht?“, entgegnete der US-Präsident.
US-Präsident weiß nichts über Chemiewaffen
Ahnungslos zeigte sich Trump auch bei einer Frage nach dem Einsatz von Chemiewaffen durch russische Truppen, über die deutsche und niederländische Geheimdienste zuletzt berichtet hatten. Der Republikaner wandte sich zunächst an Verteidigungsminister Pete Hegseth, der die Frage jedoch ebenso schnell an CIA-Direktor John Ratcliffe verwies.

US-Präsident im Sucher einer Kamera während der Kabinettssitzung im Weißen Haus. (Archivbild)
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Der Chef des US-Auslandsgeheimdiensts dementierte die Berichte nicht, bestätigte sie jedoch auch nicht. Unter vier Augen werde er Trump mit entsprechenden CIA-Informationen versorgen, versicherte Ratcliffe jedoch. Der europäischen Geheimdienste hatten zuvor über den Einsatz von Chlorpikrin berichtet, einem Lungenkampfstoff. Auch Schilderungen russischer Deserteure deuten auf den Einsatz chemischer Waffen hin.
Donald Trump vs. Wladimir Putin: Scharfe Töne, keine Maßnahmen
Trump, der Putin verbal schärfer kritisierte als zuvor, verzichtete bei der Pressekonferenz vor einer Kabinettssitzung derweil weiter auf tatkräftige Maßnahmen gegen den Kreml – abseits der nun angekündigten Wiederaufnahme der zuvor gestoppten US-Waffenlieferungen.
Der US-Präsident ließ erneut offen, ob er ein neues Sanktionspaket unterstützen wird, das seit Wochen vom republikanischen Senator Lindsey Graham vorbereitet wird. Die geplanten Sanktionen richten sich indirekt auch gegen russische Verbündete wie China. Das Paket sei „optional“, erklärte Trump dazu nur – und fügte an: „Ich prüfe es sehr genau. Es liegt ganz in meinem Ermessen.“
Plant Donald Trump eine „kleine Überraschung“ für Moskau?
Auf die erneute Nachfrage, welche Maßnahmen die USA jetzt konkret ergreifen könnten, um Trumps Ärger über Putin zum Ausdruck zu bringen, wich Trump schließlich erneut aus – ließ jedoch Interpretationsspielraum. „Das würde ich ihnen nicht sagen. Soll es nicht eine kleine Überraschung werden?“, antwortete der US-Präsident.
US-Senator Graham, der gerne deutlich härter gegen Moskau vorgehen würde, lobte die scharfen Töne aus dem Weißen Haus. „Präsident Trump hat mit seiner Einschätzung zu den Spielchen, die Putin spielt, vollkommen recht“, schrieb Graham auf der Plattform X. „Was Putin und diejenigen betrifft, die seine Kriegsmaschinerie unterstützen, ist es an der Zeit, die Spielregeln zu ändern“, so der US-Senator.
US-Präsident sorgt für Erleichterung in Kyjiw
Auch in der Ukraine herrschte Erleichterung nach Trumps Kurswechsel. „Nur ein Führer, der die Sprache der Stärke versteht, kann Russland zum Abbruch seiner Invasion zwingen“, schrieb etwa der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, bei X. „Donald Trump kann das“, fügte der enge Vertraute des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensykj an. „Wir sind dankbar für die amerikanischen Waffen.“
Auch die Pläne Grahams unterstütze Kyjiw ausdrücklich, erklärte Jermak. Die vom US-Senator geplanten Zölle in Höhe von 500 Prozent auf russische Ölimporte könnte dafür sorgen, dass dem Kreml „jährliche Einnahmen von bis zu 60 Milliarden US-Dollar entgehen“, erklärte Jermak. „Auch das ist eine Art von Waffe.“
Zweifel bleiben: „Zeit, mit dem Herumtrödeln aufzuhören“
Nicht jeder in der Ukraine zeigte sich angesichts Trumps Worten so positiv gestimmt, wie das Präsidialamt. „Während Herr Trump langsam lernt, sterben weiterhin Ukrainer“, schrieb etwa die Aktivistin Maria Drutska bei X. „Es ist an der Zeit, mit dem Herumtrödeln aufzuhören und echte Entscheidungen zu treffen.“ Russland müsse so zum Frieden gedrängt werden, fügte sie an.
Zweifel an Trumps Ankündigungen gibt es derweil auch unter Russland-Experten und Kremlkritikern. Der US-Präsident sende nun zwar Patriot-Flugabwehrraketen, jedoch weniger als noch vor dem überraschenden Lieferstopp in der Vorwoche geplant, betonte etwa der Investigativjournalist Michael Weiss. Dass Trump es bei Worten statt Taten belasse, sei „billig“, kritisierte der Journalist.
Patriot für die Ukraine: Donald Trump hofft offenbar auf Deutschland
Trump hofft unterdessen einem Bericht von „Axios“ zufolge jetzt auch auf Hilfe von Bundeskanzler Friedrich Merz. Der US-Präsident habe dem Kanzler vorgeschlagen, dass Deutschland ein weiteres Patriot-System an die Ukraine verkaufen könnte. Eine Einigung sei jedoch nicht erzielt worden, da Merz darauf verwiesen habe, dass Deutschland bereits eine „hohe Prozentzahl“ seiner Patriot-Systeme abgegeben habe.
„Russland ermordet weiterhin Ukrainer – mit iranischer, nordkoreanischer und chinesischer Hilfe – während die angeblichen ukrainischen Verbündeten feilschen und zaudern“, zeigte sich auch der russische Kremlkritiker und ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow unzufrieden mit der US-Regierung – und skeptisch angesichts des erratischen Kurs des US-Präsidenten.
Moskau fliegt nach Trumps Auftritt massive Luftangriffe auf die Ukraine
Moskau gab Trumps Kritikern nur wenig später recht: Erneut überzog die russische Armee das Nachbarland mit massiven Luftangriffen, in der gesamten Ukraine herrschte bereits kurz nach den Drohgebärden des US-Präsidenten gegenüber Putin landesweiter Luftalarm. Aus der Hauptstadt Kyjiw wurden weniger später Explosionen gemeldet.
Moskau hatte sich zuvor bereits unbeeindruckt vom Kurswechsel des US-Präsidenten gezeigt. Ein Frieden werde mit Trumps Waffen-Entscheidung „natürlich“ nicht näher rücken, erklärte etwa Kremlsprecher Dmitri Peskow. Ex-Präsident Dmitri Medwedew bekräftigte unterdessen Moskaus imperialistische Kriegsziele, aus denen Kreml-Vertreter bis hin zu Präsident Putin zuletzt kaum noch einen Hehl machen.
Kreml-Medium erklärt Donald Trump zum „Clown“ – per Emoji
Russland werde seine „Militäroperation“ fortsetzen und „unser Land zurückerobern“, schrieb der nunmehrige Vizechef des russischen Sicherheitsrats in seinem Telegram-Kanal. Trumps Entscheidung spiele dafür keine Rolle, erklärte Medwedew weiter – und schloss sich damit dem betont gleichgültigen Kurs Moskaus an.
Das staatliche russische Nachrichtenportal Sputnik machte unterdessen ebenfalls deutlich, was man in Moskau über Trumps Ankündigung denkt – und reagierte mit einer eindeutigen Botschaft für den US-Präsidenten. Die Nachricht, dass Putin von Trump bezichtigt worden sei, den USA „Bullshit zu erzählen“, versah Sputnik auf dem Portal X mit einem Clown-Emoji, positioniert direkt vor dem Namen des US-Präsidenten. (mit dpa)