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Waffen gegen Putins ArmeeTrump rudert zurück – Moskau verhöhnt ihn und rückt „wie eine Tsunamiwelle“ vor

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Donald Trump ist „überhaupt nicht glücklich“ mit dem Verhalten von Kremlchef Wladimir Putin, erklärte der US-Präsident gegenüber Reportern. (Archivbild)

Donald Trump ist „überhaupt nicht glücklich“ mit dem Verhalten von Kremlchef Wladimir Putin, erklärte der US-Präsident gegenüber Reportern. (Archivbild)

Der US-Präsident will die Ukraine nun doch wieder mit Waffen versorgen. Die Antwort aus Moskau lässt nicht lange auf sich warten.

Donald Trump behält seinen erratischen Kurs im Umgang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine bei – und macht eine Rolle rückwärts hinsichtlich der Versorgungen des angegriffenen Landes mit US-Waffen. Der US-Präsident will die Ukraine nun offenbar trotz eines jüngst bekanntgewordenen teilweisen US-Lieferstopps weiter mit Waffen und Munition versorgen.

Auf die Frage eines Journalisten, ob er beabsichtige, weitere Waffen in die Ukraine zu liefern, sagte der Republikaner: „Wir werden noch weitere Waffen schicken. Wir müssen, sie müssen in der Lage sein, sich zu verteidigen. Sie werden sehr schwer getroffen.“ Vorrangig solle es sich dabei um Verteidigungswaffen handeln, vermutlich also etwa die in der Ukraine dringend benötigten Flugabwehrraketen.

Nach scharfer Kritik: Donald Trump will doch wieder Waffen liefern

Der Schritt folgt auf scharfe Kritik – auch innerhalb der eigenen Partei und von Trump eigentlich eher zugeneigten US-Medien wie der „New York Post“, die zuletzt in einem Leitartikel einen Kurswechsel von Trump gefordert hatte. Erst vergangenen Dienstag war bekanntgeworden, dass die USA die Lieferung einiger bereits zugesagter Waffen an die Ukraine gestoppt haben.

Zunächst hieß es aus Washington, die eigenen Waffenbestände hätten Vorrang. Später stellte sich die Begründung als Falschangabe von Verteidigungsminister Pete Hegseth heraus – bei den US-Lagerbeständen gebe es keinerlei Mängel, stellte das Pentagon klar.

Donald Trump ist „nicht glücklich“ mit Wladimir Putin

Nun scheint Trump die Entscheidung des Verteidigungsministers zumindest vorerst zu kassieren. Der US-Präsident sprach sich gegenüber den Reportern zudem erneut für ein schnelles Ende des „schrecklichen“ Kriegs aus. Er hasse es, wenn Menschen getötet würden wie in der Ukraine und in Russland, erklärte Trump – und äußerte erneut Kritik an Kremlchef Wladimir Putin, mit dem er „überhaupt nicht glücklich“ sei. „Ich beende Kriege“, betonte der Republikaner außerdem.

Trump und Putin hatten in der letzten Woche telefoniert – ohne Erfolg. Kurz nach dem Gespräch überzog Russland die Ukraine erneut mit heftigen Angriffen. „Putin macht unmissverständlich klar, dass ein Waffenstillstand in der Ukraine nur möglich ist, wenn er besiegt wird. Wir reden, er tötet Ukrainer. Wir reden noch mehr, er tötet noch mehr Ukrainer“, meldete sich mit Newt Gingrich nun auch ein republikanischer Parteikollege Trumps mit kritischen Bemerkungen öffentlich zu Wort.

Putin auf Kriegskurs: „Bis dahin wird er weiter lügen und morden“

Kremlchef Putin habe „offen gesagt, dass er die Ukraine zerstören will“, schrieb der republikanische Politiker, der zwischen 1995 und 1999 Sprecher des Repräsentantenhauses war. „Das ist sein Kriegsziel“, fügte Gingrich an – und forderte „gemeinsame ukrainisch-amerikanisch-europäische Anstrengungen“, mit dem Ziel, Putin „so schwer zu besiegen“, dass Moskau zu einer Waffenruhe bereit sei. „Bis dahin wird er weiter lügen und morden“, warnte Gingrich. 

Tatsächlich fallen die ersten Moskauer Reaktionen auf Trumps Kehrtwende deutlich aus. Es sei „natürlich offensichtlich“, dass dieses Vorgehen nicht im Einklang mit den Versuchen stehe, „eine friedliche Lösung voranzubringen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Jede Lieferung „zielt eindeutig darauf ab, mit allen Mitteln die Fortsetzung der Kampfhandlungen zu fördern“, fügte Peskow nach Angaben russischer Staatsmedien hinzu.

Kremlsprecher Dmitri Peskow im Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin. (Archivbild)

Kremlsprecher Dmitri Peskow im Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin. (Archivbild)

„Nun haben sie beschlossen, uns Angst einzujagen, indem sie die Waffenlieferungen an Kyjiw wieder aufnehmen“, zitierte die Staatsagentur RIA derweil den Duma-Abgeordneten Dmitri Belik, Mitglied im Ausschuss für internationale Angelegenheiten. Die von Trump gewählte „Methode“ sei„ alt und ineffektiv“, führte Belik demnach aus.

Moskau: Mit EU und Ukraine „im Moment nichts zu besprechen“

„Dem Westen sind seit tausend Jahren keine anderen Wege eingefallen, auf Russland einzuwirken“, erklärte der Abgeordnete weiter, betonte jedoch auch, dass man sich mit dem US-Präsidenten immerhin im „Dialog“ befinde, während es für Moskau mit der EU und der Ukraine „im Moment nichts zu besprechen“ gebe.

Der ehemalige Kremlchef Dmitri Medwedew wählte unterdessen die von ihm bekannten spöttischen Worte – und bekräftigte die imperialistischen russischen Kriegsziele in der Ukraine. „Der Amerikaner ist wieder einmal auf seiner politischen Lieblingsschaukel unterwegs“, schrieb der langjährige Gefährte von Kremlchef Putin in seinem Telegram-Kanal.

Mit Trumps hin und her hinsichtlich der US-Waffenlieferungen werde Moskau genauso umgehen, wie bereits in der Vergangenheit, erklärte Medwedew. „So, wie es unsere Krieger tun, wie es der Oberbefehlshaber tut – gar nicht“, hieß es weiter. Russland werde „weiter die Ziele der militärischen Spezialoperation verfolgen“ und „unser Land zurückerobern“, schrieb Medwedew. „Arbeitet für den Sieg“, endete die Wortmeldung, die Medwedew diesmal nicht parallel auf Englisch, sondern nur auf Russisch veröffentlichte.

Ukraine: Dmitri Medwedew will „unser Land zurückerobern“

Auch militärisch bleibt der Kreml auf Kurs – und setzt seine Angriffe auf die Ukraine unvermindert fort. Einige ukrainische Ortschaften gelten derzeit als heftig umkämpft. Darunter Berichten zufolge auch die Ortschaft Datschnoje, die außerhalb der Gebiete liegt, die der Kreml ohnehin bereits zum eigenen Staatsgebiet erklärt hat, obwohl die russische Armee sie bis heute nur teilweise erobern konnte.

Eine ukrainische Panzerartillerie AS-90 feuert auf russische Stellungen an der Frontlinie in Richtung Pokrowsk. (Archivbild)

Eine ukrainische Panzerartillerie AS-90 feuert auf russische Stellungen an der Frontlinie in Richtung Pokrowsk. (Archivbild)

Die russische Armee hat damit nach eigenen Angaben erstmals seit Kriegsbeginn ein Dorf in der zentral-ukrainischen Region Dnipropetrowsk eingenommen. Zuvor hatte Moskau bereits den Oblast Luhansk erstmals als vollständig erobert gemeldet.

Prekäre Lage an der Front: „Wie eine sich aufbauende Tsunamiwelle“

Eine prekäre Lage drohe bald auch in Pokrowsk und Konstantinowka, warnt nun zudem der österreichische Oberst Markus Reisner im Gespräch mit n-tv. „Vor einigen Wochen stand Pokrowsk schon sehr im Fokus durch die russischen Vorstöße, doch jetzt ist die Bedrohung fast noch größer“, erklärte der Militärhistoriker. „Man sieht richtig, wie die russische Front quasi wie eine sich aufbauende Tsunamiwelle auf die beiden Städte zukommt.“

Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj betonte am Dienstag unterdessen jüngste Erfolge seiner Truppen in den russischen Grenzgebieten. Sowohl in Kursk als auch in Belgorod sei es gelungen, Stellungen auf russischem Hoheitsgebiet wiederherzustellen, erklärte er bei Facebook.

Auch rund um Pokrowsk sei der Feind daran gehindert worden, „in die Tiefen unserer Verteidigung“ vorzudringen, berichtete Syrskyj weiter und kündigte an, die „unbemannte Komponente“ der Verteidigung weiter ausbauen zu wollen. Dafür sollen zusätzliche Drohnenpiloten ausgebildet werden, erklärte der Oberbefehlshaber und fügte an: „Die Armee braucht so viele dieser Hightech-Drohnen wie möglich.“ (mit dpa)