Guide Michelin in KölnStern für „Le Moissonnier Bistro“ ist „eher eine Last“

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Vincent Moissonnier.

Vincent Moissonnier.

Mit seinem Bistro-Konzept wollte sich Vincent Moissonnier eigentlich aus dem „Theater“ um die Sterne verabschieden. Der Guide Michelin verlieh ihm trotzdem einen.

Ein Michelin-Stern ist für jedes Restaurant gleichzusetzen mit einem Ritterschlag. In der Spitzengastronomie würde sich im Normalfall jeder Gastronom über diese Auszeichnung freuen. Der Fall von Vincent Moissonnier ist allerdings kein normaler Fall. Im Sommer 2023 schloss er sein Zwei-Sterne-Restaurant „Le Moissonnier“. Die Arbeit auf diesem Niveau und der damit verbundene Druck waren dem Gastronomen zu viel geworden. Das Projekt war womöglich auf dem Höhepunkt, als er es beendete.

Der Neustart mit deutlich abgespecktem Bistro-Konzept und  hochwertiger Brasserie-Küche sollte Moissonnier mehr Ruhe und Freizeit ermöglichen. Mit der „Aufgeilerei“ an Sternen und Punkten wollte er nichts mehr zu tun haben, sagte er im September. Einen Stern hat er seit Dienstagabend nun trotzdem wieder.

Doch während in vielen anderen Restaurants am Abend der großen Michelin-Gala die Sektkorken knallten, war im Bistro auf der Krefelder Straße niemandem so richtig nach Feiern zumute. Kritisieren will Moissonnier den Guide Michelin, der ihm im Laufe seiner Karriere ein wichtiger Wegbegleiter und Wegbereiter war, nicht. „Die Autorität des Restaurantführers ist unantastbar. Ich habe ihm viel zu verdanken“, sagt der Gastronom der Rundschau. „Für uns ist der Stern aber eher eine Last. Ich hätte mich gefreut, wenn stattdessen junge Leute die Auszeichnung bekommen hätten.“ Verdient hätte den Stern aus seiner Sicht etwa die Ouzeria im Belgischen Viertel. Dem Gut Lärchenhof in Pulheim von Peter Hesseler hätte er zudem einen zweiten Stern gegönnt. Und Joachim Wissler, der seinen dritten Stern im „Vendome“ im Schloss Bensberg vor zwei Jahren verlor, hätte diesen seiner Meinung nach zurückbekommen müssen.

„Le Moissonnier Bistro“: Hohes Niveau auch mit neuem Konzept

Er dagegen, wolle das „Theater“ nicht mehr mitmachen. Dem Guide Michelin habe er klargemacht, dass er sich aus dem Geschäft mit den Sternen herausnehmen wolle. Doch auch wenn Küchenchef Eric Menchon und seine Mannschaft nicht mehr so aufwendig kochen wie früher, blieb das kulinarische Niveau im Bistro hoch. „Sie können nicht anders. Eric kann nicht einfach Wiener Schnitzel machen“, sagt Moissonnier. Neben der Plat du Jour, einem Tagesgericht, erhöhte sich schnell auch die Zahl der Hauptgerichte. Dazu gibt unter anderem tagesfrische Austern.

Das gefiel offensichtlich auch den Testern des französischen Restaurantführers. Die Kritiker waren vom neu ausgerichteten Konzept so angetan, dass der Guide Michelin sich über den Wunsch der Nichtberücksichtigung hinwegsetzte.

Vincent Moissonnier: Mehr Freizeit für ihn und seine Frau Liliane

Ändern soll sich durch die Rückkehr des Sterns aber nichts. Die Idee der Neuausrichtung habe sich schnell ausgezahlt. Schon bei der Präsentation des neuen Konzepts im September war dem Gastronomen die Erleichterung anzumerken. Der Druck, der mit den Sternen und Punkten der vergangenen Jahre auf ihm gelastet hatte, war weg. „Der Plan ist aufgegangen“, sagt Moissonnier auch ein halbes Jahr später. Allen Beteiligten habe die Veränderung gutgetan. „Ich bin lockerer im Service, kann mehr mit den Leuten ins Gespräch kommen und die Gäste schenken sich selbst den Wein nach“, sagt Moissonnier.

Dazu habe er gemeinsam mit seiner Frau Liliane deutlich mehr Freizeit als früher. Geöffnet ist nur noch Dienstag bis Donnerstag von 12 bis 16 Uhr sowie Freitag und Samstag von 12 bis 17 Uhr. Für ein Sternerestaurant überaus ungewöhnliche Öffnungszeiten. Ebenfalls einmalig ist der bundesweite Lieferservice des Restaurants. „Die Nachfrage ist weiterhin riesig“, freut sich Moissonnier. Der Stern, befürchtet der Gastgeber nun, könnte Gäste anziehe, die er eigentlich nicht mehr haben wollte. „An unserem Weg werden wir aber nichts verändern.“

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