Elfter ElfterWirte aus dem Kwartier Lateng streiten über Konsequenzen

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Die Gaststätte Oma Kleinmann am Elften Elften umringt von einer Menschenmasse aus verkleideten Feiernden.

Die Gaststätte Oma Kleinmann am Elften Elften.

Bei den Gastronomen rund um die Zülpicher Straße herrscht Uneinigkeit über neue Karnevalskonzepte. Mit verschiedenen Ideen haben sich Wirte an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt. Die Gaststätte „Bei Oma Kleinmann“ will an Karneval nicht mehr öffnen.

Es ist eine Konsequenz, die viele im Veedel betroffen macht: Die Gaststätte Oma Kleinmann, auf der Zülpicher Straße zieht nach dem Ansturm am Elften Elften die Reißleine und will keinen Karneval mehr feiern. „Eingekesselt von Menschenmassen, Absperrungen, Polizei, Ordnungsamt, Dosenbier und Wahnsinn müssen wir unsere kleine Oase des Frohsinns geschlossen halten, denn es ist einfach nicht mehr machbar“, schreiben die Betreiber Maureen und Olaf Wolf bei Facebook.

Eine sichere An- und Abreise der Gäste, die zum Teil seit vielen Jahren zum Feiern in die „Oma“ kommen, sei nicht mehr möglich. „Der Aufwand ist riesengroß und nicht mehr zu leisten.“ Von Weiberfastnacht bis zum Karnevalsdienstag werden sie komplett dicht machen. In den Kommentaren in den sozialen Netzwerken herrscht Betroffenheit, aber auch Verständnis. Die Ereignisse am 11.11. wurden von vielen als schockierend wahrgenommen.

Bündnis Innenstadt: Keine Bühne an der Uni

Nach Schätzungen sollen am Elften Elften 40 000 Menschen auf den Straßen rund um die Zülpicher Straße gefeiert haben, weitere 50 000 im Bereich der Uni-Wiesen. Darüber, wie mit den Menschenmassen im Kwartier Latäng an Karneval und spätestens an dem auf einen Samstag fallenden 11.11.2023, umgegangen werden soll, streiten sich nun die Gastronomen. Das Bündnis Innenstadt rund um Markus Vogt („Soylent Green“, Verein Gastro Kwartier Latäng) drängt vor allem auf eine Reduktion der Massen im Veedel. Verhindert werden müsse, dass es noch mehr Besucher werden, schreiben sie in einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Unterzeichnet wurde der unter anderem auch von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Im Klartext heißt das: Ein Bühnenprogramm auf der Uni-Wiese, der so genannten „Entlastungsfläche“, sei komplett kontraproduktiv. Stattdessen brauche es zwei, drei dezentrale Angebote, sagt Markus Vogt im Gespräch mit der Rundschau. Ein Vorschlag: Die umliegenden Kommunen sollen ebenfalls Umsonst-und-Draußen Angebote für die heimischen Jugendlichen anbieten – damit weniger aus dem Umland in die Kölner Innenstadt anreisen.

Nicht überall stoßen diese Ideen auf Gegenliebe. Einen ganz anderen Standpunkt vertreten Maureen Wolf („Oma Kleinmann“), Claudia Wecker („Das Ding“) und Julia Pitz („Venus Celler“). Von dem Offenen Brief wollen sie sich „ausdrücklich distanzieren“, schreibt Claudia Wecker. Dass eine dezentralisierte, organisierte Veranstaltung überhaupt angenommen werde, bezweifeln sie. „Uns erscheint die Idee ein wenig so, als würde man einem FC-Fan vor dem Stadion sagen, er solle ein paar Straßen weiter gehen, dort fände ein Volleyball-Turnier statt“, heißt es in dem Brief der drei Gastronominnen. Ihr Gegenvorschlag: Sie präferieren die Lösung vor den Toren des Kwartier Latängs. Ein Bühnenprogramm, mit kleinem Eintrittsgeld, Schnapsverbot und einem abgesperrten Bereich für Minderjährige.

Uns erscheint die Idee ein wenig so, als würde man einem FC-Fan vor dem Stadion sagen, er solle ein paar Straßen weiter gehen, dort fände ein Volleyball-Turnier statt.
Claudia Wecker, "Das Ding"

Das sei „gröbster Unfug“, sagt Markus Vogt zu diesem Vorstoß, „eine Katastrophe mit Ansage.“ Denn die, die Probleme machten, nämlich die volltrunkenen Kinder und Jugendlichen, erreiche man dadurch nicht. „Das ist vollkommen an der Zielgruppe vorbei geplant.“ Logistisch und im Hinblick auf die Sicherheit bleibe das Szenario ein Albtraum. Denn ein zusätzliches „Festival“ in der Nachbarschaft ziehe noch mehr Massen an – quasi ein Mega-Hotspot. „Sie kommen sowieso. Und es werden immer mehr werden“, sind sich dagegen Wecker und ihre Kolleginnen sicher.

„Unserer Meinung nach, müssen alle Lösungen von Profis organisiert werden, denn das übersteigt unser aller Kompetenz und auch die Kompetenz der Verwaltung.“ Vogt sieht bei alternativen Veranstaltungsorten die Politik in der Verantwortung: „Um das zu realisieren, muss das die Stadt bezuschussen.“ Eine Antwort von Oberbürgermeisterin Henriette Reker steht noch aus.


Runder Tisch

Im Hinblick auf den Beginn des Straßenkarnevals im Februar, soll Anfang Dezember ein Runder Tisch über ein neues Konzept für das Kwartier Latäng tagen. Karnevalisten, Verwaltungsmitarbeitende, Gastronomen und Polizei kommen dort zusammen. Beschlüsse soll es bei diesem ersten Treffen jedoch noch nicht geben, wie die Rundschau erfuhr.

Kritik gab es in der Vergangenheit für die unzureichenden Planungen der Verwaltung: Das städtische Sperrkonzept am 11.11. wurde dem Runden Tisch erst zwei Wochen vor dem Sessionsstart präsentiert. Grundlage war dabei das Gutachten einer Forscherin des Bonner Ibit-Instituts. (hes)

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