Boutique in der Brückenstraße schließtModedesignerin Mahi Degenring verlässt Köln

Die Tage sind gezählt: Am 25. Oktober wird die Designerin Mahi Degenring letztmals das Geschäft in der Brückenstraße öffnen.
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Köln – Früher, daran erinnert sich die Verkäuferin im schwarzen Blazer ganz genau, gab es noch deutlich mehr Kundinnen, die nicht so sehr auf die Preisschilder schielten. Doch die Zahl derer, die sich einen grünen Mantel aus Schurwolle und Angora für 1889 Euro leisten wollen, oder solche, die auch mal 1300 Euro für eine Seidenbluse ausgeben, sind rar geworden. „Alles muss raus“ steht nun in roten Buchstaben im Schaufenster des Traditionsgeschäfts in der Brückenstraße. Am 25. Oktober wird endgültig Schluss sein. Nach 22 Jahren schließt das Modehaus „Mahi Degenring Couture“ seine einzige Kölner Filiale. Übrig bleibt das Geschäft in Düsseldorf.
Die Corona-Pandemie habe die Gedanken ans Aufhören befeuert, erzählt die Modeschöpferin, die über eine Manufaktur in Nümbrecht verfügt. „Aber jeden Morgen aufzuwachen und nicht zu wissen, wie es weitergeht, hat mich zum Aufhören bewogen“, berichtet Mahi Degenring. Eine Unternehmensberatung habe ihr empfohlen, nur die Filiale in Köln zu schließen. „Als Standorte für unsere Mode wurden Düsseldorf, Hamburg oder München vorgeschlagen“, sagt sie. Da es das Düsseldorfer Geschäft bereits gab, fiel die Wahl leicht. „Aber für Köln tut es mir leid, denn ich war sehr gerne hier“, bedauert sie.
Doch um die Boutique mit der Designermode war es in den vergangenen Jahren bereits einsam geworden. Das Modehaus Sauer gibt es nicht mehr, auch das Traditionshaus „Hochgürtel“ ist Geschichte. „In Düsseldorf sind wir umgeben von Edelmarken wie Dior, Chanel, Hermès und Versace. Für Einkäufer lohnt sich dort das Shoppen, hier haben wir deshalb auch Laufkundschaft“, berichtet Mahi Degenring. Schon voriges Jahr wollte sie die Kölner Filiale schließen und aus dem Mietvertrag aussteigen (wir berichteten), doch um einen langen Leerstand zu vermeiden, hatte sie das Ende nochmals hinausgezögert. Wer nun ins das Ladenlokal im Columba-Viertel einziehen wird, ist jedoch noch ungewiss, mehrere Interessenten habe es bereits gegeben, aber noch keine Zusage. Ab November wird somit wohl erstmal ein Leerstand folgen.
Modedesign als Handwerkskunst
Bevor die Corona-Pandemie ausbrach, hatte Mahi Degenring noch 35 Mitarbeitende. Nun sind es noch knapp 20, die Damenmode entwerfen. Edle Abendkleider hängen auf weißen Bügeln, dazu Hüte, die auf jeder Pferderennbahn die Blicke anziehen. Im Ausverkauf gibt es jetzt auch Hüte für 50 Euro, ebenso Abendschuhe. Das alles auf einer üppigen Ladenfläche von insgesamt 300 Quadratmetern auf zwei Stockwerken.
Die Kundschaft, so beschreibt es die Designerin, sei mit dem Modehaus gealtert. „Es war zuletzt schwierig, in Köln neue Kundschaft zu gewinnen“, erzählt Degenring. In den vergangenen Jahren ist ihre Tochter Shirin mehr und mehr zum Gesicht des Unternehmens geworden, in dem auch heute noch Schneiderinnen und Schneider ausgebildet werden. Mode wird hier als Handwerkskunst verstanden, viele Kleider sind Maßanfertigungen. Die Mode sei jünger geworden, hatte Mahi Degenring bei einer Schau 2020 in ihrem Laden in der Brückenstraße erzählt. Sie achte auf Trends, jedoch immer mit eigener Interpretation.
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Wenn es gut lief, benötigte sie für die Fahrt aus Nümbrecht nach Köln 35 Minuten. Nach Düsseldorf wird sie nun etwas länger im Auto sitzen.