Deutschland jüngste Abiturientin durfte schon mal für einen Tag bei Lanxess probesitzen.
Deutschlands jüngste AbiturientinMit elf Jahren auf dem Chefsessel

Mal eben kurz beim Chemieriesen reinschnuppern: Die elfjährige Lina Heider.
Copyright: Costa Belibasakis
Souverän wirkt Lina Heider in ihrem schwarzen Hosenanzug zwischen den beiden Herren. Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier stehe eine gestandene Geschäftsfrau, die zusammen mit ihren Kollegen eine Pressekonferenz über künftige Investitionsvorhaben ihres Unternehmens gibt. Doch der erste Blick täuscht. Lina Heider aus Bonn ist elf Jahre alt.
Mit sechs Jahren besuchte sie die fünfte Klasse, mit Sieben bereits die achte Klasse und ein Jahr später die Oberstufe – und so schrieb sie als jüngste Abiturientin der Bundesrepublik Geschichte. Lina Heider ist dabei alles andere als eine echte Outsiderin, trotz ihres jungen Alters. Sie sei der Sonnenschein der Stufe gewesen, ist in der Abiturzeitung des Sankt-Adelheid-Mädchengymnasiums (SAG) in Bonn-Beuel von ihren Mitschülerinnen zu lesen: Eine Gesprächspartnerin auf Augenhöhe, nicht abgehoben, einfach hochbegabt.
Herausforderung auch für die Schule
Was auch für die Pädagoginnen und Pädagogen an der Schule eine Herausforderung darstellte. Weniger im Wissen selbst als im Weg dorthin. Hochbegabte Menschen überspringen schon mal gerne den mühsamen Weg klassischer Hilfskonstruktionen und präsentieren ganz einfach direkt die richtige Lösung. Das muss man dann erst mal vermitteln. Um eine Hochbegabung auch nutzen zu können, brauchen insbesondere junge Menschen individuelle Förderung, Motivation und familiäre Unterstützung – die Lina Heider sowohl zuhause wie auch im SAG und dem Kinder-College e.V. in Koblenz erfuhr.
Alles zum Thema Lanxess
- Deutschlands jüngste Abiturientin Mit elf Jahren auf dem Chefsessel
- Nächstes Spitzenspiel Kölner Haie empfangen Mannheim – Wiedersehen mit Provokateur Schütz
- Konjunktur Ifo: Unternehmen investieren weniger
- Soundcheck Warum hat der Klang in der Lanxess Arena einen so schlechten Ruf?
- Paukenschlag Zwei Topspieler der Kölner Haie verlängern bis 2028
Gleichzeitig war die Schule immer wieder mit Fragen konfrontiert, denen sie sich bei jeder übersprungenen Klasse stellen musste – Fragen nach der sozialen Integration beispielsweise, wenn ihre Mitschülerinnen bereits eine gewisse biografische Erfahrung haben, die ein so junges Mädchen wie Lina noch nicht haben kann. Im SAG ist man schon ein wenig stolz darauf, die Lehre mit dem Persönlichen offenkundig gut verbunden zu haben.
Viel Unterstützung, aber auch Falschmeldungen
Neben der Unterstützung gab es aber auch Menschen, die ihre Popularität ausnutzen wollten: Posts in sozialen Medien suggerierten, Lina Heider habe afghanische Wurzeln. Was sich umgehend als komplette Falschmeldung entpuppte. Auch mehrere gefälschte Fake-Accounts unter ihrem Namen wurden bereits gelöscht. Lina Heider selbst hat das offenbar nicht weiter tangiert – sie macht einfach ihre Sache weiter.
Denn nun ist sie auch noch Geschäftsfrau. Zumindest mal für einen Tag. Lina Heider konnte sich im Rahmen der Schüleraktion „Meine Position ist spitze“ der Brancheninitiative „Chemcologne“ gegen ihre Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchsetzen und durfte für einen Tag im Chefsessel der Abteilung für Geschäftsentwicklung und KI-Strategie des Chemie-Konzerns Lanxess probesitzen. Abteilungsleiter Harry Zumaqué führte sie durch seinen Geschäftsalltag.
Symbolische Schlüsselübergabe
Nach einer symbolischen Schlüsselübergabe begann dann auch direkt der Arbeitstag: Sie besprach mit ihren Kolleginnen und Kollegen die aktuelle Situation der Chemie-Industrie in Deutschland und war bei einem Videotelefonat mit Partnern aus Asien mit dabei, wo sie ihre Englischkenntnisse umgehend unter Beweis stellte. Besonders spannend fand sie die Aufwand-Nutzen-Analyse eines konkreten KI-Anwendungsfalls im Prozessoptimierungsumfeld, die sie mit Zumaqué gemeinsam durchführte.
Den Abteilungsleiter konnte Lina Heider schnell von ihren Fähigkeiten überzeugen: „Sie geht wissbegierig und souverän komplexe Themen an. Sie verfügt über eine sehr schnelle Auffassungsgabe und hat viele eigene Impulse eingebracht“, so Zumaqué. Und auch Lina Heider konnte Komplimente zurückgeben: „Er ist sehr nett und redet sehr schnell. Das finde ich gut, dann langweilt man sich nicht beim Zuhören“, meinte sie lächelnd. Und ihre Zukunfsaussichten beim Chemie-Konzern? „Die Arbeit hier wäre auf jeden Fall was für mich“, meinte die Elfjährige ganz souverän.
Hobbys wie jede andere Elfjährige
Wenn sie nicht gerade ein Chemie-Unternehmen führt, dann erlebt man Lina Heider bei Beschäftigungen wie fast jede andere Elfjährige auch: Backen und Basteln beispielsweise, auch Lesen. Natürlich nicht nur Lehrbücher. Und sie tanzt sehr gerne, vor allem Hip-Hop und K-Pop. Wohin es als nächstes geht, weiß sie noch nicht. „Ich habe eine eineinhalb Seiten lange Liste mit Studiengängen, die für mich infrage kommen würden“, sagt Lina. In dieser Liste sind von Mathematik bis hin zu Germanistik allerlei Studiengänge zu finden. Denn obwohl es für Lina denkbar wäre, irgendwann als Geschäftsführerin eines Unternehmens zu arbeiten, hat sie auch alternative Karrierewege im Kopf: „Ich könnte mir vorstellen, als Lektorin in einem Verlag oder als Bibliothekarin zu arbeiten.“
