Ehrenfelder BahnbögenBickendorfer Künstler wollen Nischen mit Holzmodulen nutzbar machen

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Eine Visualisierung zeigt ein Holzmodul, das in einen Bahnbogen eingepasst wurde.

So könnten die Bahnbögen aussehen, wenn es nach den Künstlern in Bickendorf geht.

Was einst als „Flaniermeile“ angepriesen wurde, gammelt in Teilen seit Jahrzehnten vor sich hin. Schon lange wird eine Nutzung der Bögen diskutiert.

Was vom Pächter einst als „Flaniermeile“ mit Läden, Cafés und Restaurants angepriesen wurde, gammelt in großen Teilen seit Jahrzehnten vor sich hin. Die Rede ist von den Ehrenfelder Bahnbögen entlang der Bartholomäus-Schink-Straße und der Hüttenstraße. Zahllose Versuche der Bezirkspolitik haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten bisher nur punktuelle Verbesserungen erbracht.

Eigentümer des industrie- und Verkehrs-geschichtlichen Denkmals aus den 1920er Jahren, das sich als Viadukt mit rund 50 Gewölbebögen quer durch Ehrenfeld zieht, ist die Deutsche Bahn AG. Seit über einem Jahrzehnt lag die Bahn mit dem Pächter der Bahnbögen Köln GmbH im Clinch um notwendige Sanierungen und die Erschließung der Bögen.

Bürgervereine fordern von Politik und Bahn ein Konzept für die Bögen

Seit Ende vergangenen Jahres steht fest: Die Deutsche Bahn hat die Räumungsklage für die Bahnbögen gegen den ehemaligen Pächter, die Bahnbögen GmbH für sich entschieden. Nach dem Urteil des Kölner Oberlandesgerichts (OLG) muss die Bahnbögen GmbH die Bögen räumen. Die Entwicklung und Vermarktung der Bögen liegen nun bei der Deutschen Bahn. Klar ist auch, dass die historischen und teilweise unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke stark sanierungsbedürftig sind. 

Absperrungen stehen entlang einer Straße am Bahndamm.

In der Hüttenstraße werden derzeit Kabel verlegt.

All das ändert nichts an dem städtebaulichen Wert des Ehrenfelder Industriedenkmals. Nach dem Rauswurf des ehemaligen Pächters, wäre der Weg frei, den verwahrlosten Zustand in den Griff zu bekommen. Politik und örtliche Bürgervereine fordern nun von der Verwaltung und der Deutschen Bahn ein städtebauliches Entwicklungskonzept, um die Bögen unterhalb der Trasse an der Bartholomäus-Schink-Straße und Hüttenstraße dauerhaft nutzbar zu machen.

Vor dem Bahndamm mit verglasten Bahnbögen blickt man auf winterlich-verwelkte Pflanzen, die eine Biergarten-Fläche umranden.

Die Bahnbögen am Clubbahnhof Ehrenfeld

Eine recht pfiffige Idee hatte schon vor ein paar Jahren die Initiative Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf. Die Kreativen aus unterschiedlichen Bereichen setzte sich in mehreren Projekten für ein schön gestaltetes und nachhaltiges Köln ein. Besonders die historische Bausubstanz der Veedel und deren Erhalt mit ihrem meist ortsbildprägenden Charakter haben es der Interessengemeinschaft angetan. Und so entwickelten sie bereits 2018 ein Konzept für die Nutzbarmachung einzelner Bahnbögen in Ehrenfeld. Herausgekommen ist ein innovatives Konzept für eine Art „Haus -in-Haus“‐Lösung.

Raummodule können ohne Sanierung in die Bögen eingepasst werden

Einzelne Bausegmente können zu Raummodulen zusammengesetzt und auf Schienen in die Tonnengewölbe geschoben werden. Am Ende entsteht so eine eigenständige bauliche Zelle mit dichter Klimahülle und eigener Statik. Technisch an die vorhandenen Anschlüsse und den Schmutzwasserkanal angeschlossen, könnten diese Module in Serie gebaut werden. Der Zugang zum Mauerwerk der Bögen bliebe durch einen begehbaren Zwischenraum möglich. Die Raummodule könnten verschieden genutzt und bespielt werden. „Unser Vorschlag zur Nutzbarmachung der Bahnbögen käme ohne aufwändige Sanierung seitens der Bahn aus und ist zeitnah zu realisieren“, sagt Michael Schmitz, ein Sprecher der Initiative.

Ein weiterer Vorteil dabei sei die maximale Entkopplung vom Körperschall, den fahrende Züge im Bogen verursachen. Die Maßnahme käme ohne Eingriff in die vorhandene Bausubstanz aus und ist jederzeit wieder rückbaubar, somit kompatibel auch für die Belange des Denkmalschutzes. Die Kosten könnten für alle ähnlich großen Bahnbögen im ganzen Stadtgebiet einfach und verlässlich kalkuliert werden. Eine „charmante Idee“, befand auch 2018 Kölns Baudezernent Markus Greitemann bei einem Atelierbesuch der Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf.

Bislang hatte die Initiative allerdings noch keine Gelegenheit, ihr Konzept der Deutschen Bahn vorzustellen. Ob sich das nun nach dem Aus des Pächters ändert, bleibt abzuwarten. Die Idee wäre zumindest wert einmal diskutiert zu werden, um dem derzeitigen unbefriedigenden Zustand endlich Herr zu werden, findet Michael Schmitz.

https://kuenstlerinbickendorf.de

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