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Eisige Temperaturen in Köln200 Menschen schlafen im Freien

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In  eiskalten Nächten stellt  Dieter Hennes seinen beheizten Pavillon zur Verfügung.

Köln – Eisige Kälte und Schneeregen tagsüber, zweistellige Minustemperaturen in der Nacht können für Obdachlose, die auf der Straße leben müssen, lebensbedrohlich werden. Dennoch übernachten rund 200 Menschen derzeit trotz zahlreicher Angebote der Winterhilfe weiter draußen, so eine Schätzung der Stadt.

„Allein in der Innenstadt sind uns mindestens 100 Personen bekannt“, bestätigt Dennis Butzek von der Initiative „Straßenwächter“, die obdachlose Menschen seit Jahren täglich mit einer Mahlzeit versorgt. „Manche sind so stark psychisch beeinträchtigt, dass sie es abends nicht mehr schaffen, mit ihren Habseligkeiten weitere Wege zu gehen.“ Auch Drogen- und Alkoholkonsum schränke bei vielen das Urteilsvermögen erheblich ein. Andere würden die Notschlafstellen meiden, weil sie in Mehrbettzimmern eine Ansteckung oder gewalttätige Übergriffe fürchten, so Butzek.

Zelt vor einer Gaststätte

Um solchen Menschen eine Übernachtung im Warmen in der Nähe ihrer Tagesplätze zu ermögliche, ist Dieter Hennes aktiv geworden. Er hat auf der Terrasse seiner Gaststätte ein großes Zelt aufgestellt, das er beheizt. Hier können bis zu fünf Menschen mit großen Abständen zueinander übernachten. „Sollten es mehr werden, stellen wir Trennwände auf und geben FFP-2-Masken aus“, sagt Hennes. Seine Gaststätte liegt am Mauritiuswall; in dieser Straße war am 18.Januar dieses Jahres ein 46-jähriger Mann erfroren.

Damit sich obdachlose Menschen auch tagsüber im Warmen aufhalten können, hat die Stadt ab Montag, 15. Februar, ihr Angebot in den Unterkünften der Winterhilfe in Merheim und Mülheim erweiter. Dort müssen die Zimmer nicht mehr wie zuvor um 8 Uhr geräumt werden; außerdem wird den wohnungslosen Menschen eine Mittagsmahlzeit angeboten. Neu ist auch, dass die Zimmer jetzt nur noch mit einer Person belegt werden; zuvor gab es Zwei- und Dreibettzimmer. Das Angebot umfasst jetzt 47 Plätze in Merheim und sechs Plätze für Frauen in Mülheim; es besteht zunächst bis zum 31. März.

Shuttlebus zur Notschlafstelle

Ein Shuttlebus bringt die obdachlosen Menschen abends vom Heumarkt zu den Notschlafstellen; wer möchte, kann aber auch in den Notschlafstellen bleiben. Verhandelt werde auch mit Hotelbesitzern, in naher Zukunft stünden weitere Hotelzimmer zur Verfügung, so eine Stadtsprecherin. Menschen mit Hunden bietet die Stadt vier Wohnplätze an; einer ist derzeit besetzt. Außerdem können Hunde über Nacht im Tierheim Zollstock abgegeben werden.

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Von einigen Initiativen gefordert wird die schnelle Corona-Impfung obdachloser Menschen; sie gehören zum Personenkreis der Priorität 2. Wann sie geimpft werden können, sei noch nicht absehbar, so das Gesundheitsamt. Gemeinsam mit den Trägern der Hilfseinrichtungen werde derzeit überlegt, wie die Impfungen möglichst im Lebensumfeld der Betroffenen durchgeführt werden können. Parallel dazu informieren Streetworker wohnungslose Menschen über das Angebot.