Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Freie Fahrt am Samstag in KölnWas man zum kostenlosen Tag mit der KVB wissen muss

Lesezeit 4 Minuten

Fahrgäste der KVB am Kölner Neumarkt 

Köln – Am kommenden Samstag fahren Kölnerinnen und Kölner im Stadtgebiet umsonst im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Aber wie erfahren die Nutzer davon? Beim fahrscheinlosen Tag 2018 beispielsweise gab es keinen Hinweis auf den Ticketautomaten, viele Kunden bezahlten Tickets, obwohl sie es nicht mussten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum ist der Samstag kostenfrei?

Weil das Kölner Versicherungsunternehmen Zurich die Kosten übernimmt. Es ist das erste Mal, dass ein Unternehmen einen solchen fahrscheinlosen Tag im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) bezahlt. Zurich ist 2019 aus Bonn in die neue Messe-City in Deutz gezogen. Laut eigener Aussage will das Unternehmen damit den ÖPNV fördern, den CO2 -Verbrauch reduzieren und die Menschen nach der Corona-Pandemie wieder in die Innenstadt bringen, damit sie dort shoppen. Zurich setzt mit der Aktion auch seine Einschätzung aus dem Geschäftsbericht 2020 um, dort heißt es unter anderem: „Bei der Markenführung liegt ein Fokus auf Nachhaltigkeitskommunikation (…).“

Der VRS

555 Millionen Fahrgäste hat der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) im Jahr. Darin haben sich die Städte Köln, Bonn, Leverkusen, Monheim sowie die Landkreise Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis und Kreis Euskirchen zusammengeschlossen.Im Gebiet leben knapp 3,5 Millionen Menschen. (mhe)

Welche Angebote sind kostenfrei?

Alle Arten des ÖPNV, also Busse, Straßenbahnen oder auch S-Bahnen (2. Klasse). Ebenfalls dabei sind das bestellbare E-Taxi „Isi“ und Anruf-Sammel-Taxis. Auch Fahrräder können die Nutzerinnen und Nutzer kostenfrei transportieren. Es handelt sich also nicht nur um Angebote der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), mit denen die Zurich die Kooperation abgeschlossen hat. Es gilt auch für S-Bahnen der Deutschen Bahn oder Verkehrsunternehmen, die aus dem Umland nach Köln reinfahren.

Was heißt das für Fahrten nach Köln rein oder raus?

Die Kölner Stadtgrenze ist entscheidend. Ein Beispiel: Fährt jemand von Erftstadt nach Köln muss er die Strecke nur bis zum Kölner Stadtgebiet bezahlen, danach nicht. In die andere Richtung gilt ebenfalls das Kölner Stadtgebiet als Grenze, danach müssen Nutzer zahlen. Das bestätigte ein Sprecher des VRS.

Zu welchen Zeiten gilt das Angebot?

Es beginnt in der Nacht von Freitag auf Samstag um 0 Uhr und endet in der Nacht auf Sonntag um 3 Uhr.

Wie erfahren die Kunden am Samstag davon?

Nicht über eine Angabe auf dem Bildschirm der Ticketautomaten. Laut eines KVB-Sprechers wäre der Aufwand für einen Tag zu groß. Stattdessen soll es einen Aufkleber geben, dieser hatte 2018 noch gefehlt, damals bezahlte aber auch kein Sponsor die Aktion. Und: „Wer dennoch ein Ticket für diesen Tag kauft, kann das unproblematisch in einem unserer Kunden-Center umtauschen.“ Das muss innerhalb einer Woche passieren. Rund 32 Prozent der KVB-Kunden sind Abokunden, eine anteilige Erstattung des Abopreises ist ausgeschlossen. Die anderen 68 Prozent zahlen je Fahrt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was kostet die Aktion?

Nach Rundschau-Informationen handelt es sich um einen sechsstelligen Euro-Betrag, den die Zurich bezahlen muss. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich zur Höhe nicht äußern.

Sind weitere Kooperationen mit Firmen geplant?

Das ist aktuell offen. Für die Zurich wollte der Sprecher es nicht ausschließen, sprach aber von einer erstmal „einmaligen Angelegenheit“.

Wie wählt die KVB die Unternehmen aus?

Die Frage ist ja, ob nun jedes Unternehmen mit der KVB kooperieren kann. Welche Maßstäbe hat die KVB, um auszuwählen, wer als Sponsor des städtischen Unternehmens auftritt? Ein Sprecher sagte: „Grundsätzlich ist es möglich, dass auch andere Interessierte einen solchen Tag finanzieren. Wichtig ist, dass ein solcher Partner zur KVB passt. Bei der Zurich war das der Fall.“ Das Unternehmen positioniert sich laut KVB in den Themen Klimaschutz, Regionalität und Mobilität.

Ist es der erste fahrscheinlose Tag?

Nein. 2019 gab es einen solchen Tag im VRS-Gebiet, zuvor hatte Köln im Juni 2018 einen solchen Gratis-Tag durchgeführt. Zuvor hatte die Politik das Angebot beschlossen – ohne dass ein Sponsor die damals rund 100 000 Euro Ausgaben bezahlte. Die KVB war nicht sonderlich angetan, begleitete die Aktion an dem Tag nicht mal auf ihren Social-Media-Kanälen. Ein Hinweis auf die Kostenübernahme fehlte am Ticketschalter, viele Kunden zahlten also, obwohl sie nicht mussten. Ein Betroffener sagte: „Aber das mit dem fahrscheinlosen Tag steht hier auch nirgends.“