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DJ-Musik im BahnabteilWie Kölnerin Felicia Bianco die KVB zum Tanzen bringt

Lesezeit 2 Minuten
Felicia Bianco bei einer ihrer Mini-Shows, dieses Mal in der Linie 4 Richtung Ehrenfeld.

Felicia Bianco bei einer ihrer Mini-Shows, dieses Mal in der Linie 4 Richtung Ehrenfeld. 

Auch an Haltestellen oder auf öffentlichen Plätzen legt die 24-Jährige auf. Die Videos davon werden auf Instagram tausendfach angesehen. 

Es ist ein früher Abend in der Linie 4. Die Bahn fährt Richtung Ehrenfeld, alles scheint alltäglich: Sitzplätze gefüllt, gedämpftes Licht, Kopfhörer im Ohr. Doch in der Mitte des Wagens – zwischen Ticketautomat und Sitzplätzen – steht ein kleiner schwarzer Klapptisch mit Mischpult, daneben eine Musikbox. Dann erklingt der Bass und melodische Elektro-Musik.

Einige junge Erwachsene tanzen los, viele zücken ihre Handys. Ganz hinten im Wagen: eine ältere Dame, die ruhig mit dem Kopf im Takt nickt. Am DJ-Pult steht die 24-jährige Felicia Bianco und tanzt ausgelassen zu ihrer Musik. Ihre blonden Haare und die Kopfhörer um ihren Hals wippen im Takt.

Die Kölnerin ist als DJ fester Bestandteil der Partyreihe „Purple Vibrations Cologne“ und legt in Clubs auf – unter anderem im Ehrenfelder Club Helios37. Aber sie spielt eben auch an Orten, die man nicht mit DJ-Musik verbindet: Bahnhaltestellen, öffentliche Plätze, Bahnabteile. „Ich wollte raus. Dahin, wo Menschen sind“, sagt Bianco. Ihr neustes Projekt ist ein umgebautes Fahrrad mit Mischpult, mit dem sie durch Köln fährt.

DJ Felicia Bianco in den sozialen Medien

In den sozialen Medien postet Bianco Videos ihrer Auftritte in Köln. Über 37.000 Menschen folgen ihr auf Instagram. Ihr beliebtestes Video mit über 700.000 Klicks zeigt eine ihrer Mini-Shows am Barbarossaplatz. Spontan tritt eine alte Dame auf die zur Tanzfläche auserkorene Bahnhaltestelle – und fängt von Biancos Jubel-Rufen begleitet an zu tanzen.

Über 80 ist sie, erzählt die Frau im Video und freut sich über den Anlass spontan ein bisschen zu feiern, denn „es kann morgen zuende sein“. Biancos Musik bewegt sich zwischen Tech House und Melodic, ist basslastig, poppig, manchmal mit rockigen Einflüssen. Sie bereitet ihre Sets sorgfältig vor, bleibt aber flexibel. „Ich entscheide oft erst vor Ort, was passt. Ich beobachte die Leute, spüre die Stimmung. Und ich tanze immer mit. Ich will Energie geben und unterhalten.“

Als DJ aufzulegen, ist jedoch nur ein Teil ihres Alltags. Hauptberuflich arbeitet sie im Bereich Marketing und Social Media. „Ich mag, dass ich beides machen kann: strukturiert arbeiten – und abends losziehen und auflegen.“ Kritik an ihren Shows im öffentlichen Raum begegnet die Kölnerin offen. „Kunst lebt vom Diskurs“, sagt sie. „Nicht jeder muss es feiern. Aber es sollte Platz dafür geben.“ Was sie antreibt, sind die kleinen Reaktionen: ein Lächeln, ein spontaner Tanz. Genau in solchen Momenten, sagt sie, entstehe Verbindung – ohne Worte.