„Fridays for Future“ in KölnBis zu 2000 Schüler wollen auf Alter Markt demonstrieren

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Auch Jana (2.v.l. hinten) ist Teil vom Kölner Orga-Team.

Auch Jana (2.v.l. hinten) ist Teil vom Kölner Orga-Team.

Köln – Bislang waren es nur 100 bis 200 Schüler, die sich jeden Freitag während der Schulzeit zum Streik für die Zukunft trafen, am Freitag sollen es „bis zu 2000“ werden – vielleicht aber auch viel mehr. Denn diesmal ist der Streik der Schüler international ausgerufen. Selbst die Polizei tut sich schwer, die als „unproblematisch“ eingestufte Initiative in ihrer Anziehungskraft für Mitstreikende einzuschätzen. Um 9 Uhr soll es vor dem Hauptbahnhof los gehen. Ziel ist der Alter Markt. Dort ist eine Versammlung bis 16 Uhr angemeldet.

Seit Dezember streiken die Schüler nach skandinavischem Vorbild auch in Köln. Die Schulstreik-Bewegung „Fridays for Future“ (FFF, Freitage für Zukunft) setzt sich für eine bessere Klimaschutz-Politik ein. Weil das aber stets in der Schulzeit passiert, ist eine Diskussion über die Verletzung der Schulpflicht entbrannt.

Jeden Freitag demonstriert

Die Kölner Ortsgruppe der FFF fand sich Mitte Dezember zusammen. „Wir sind eine der wenigen Ortsgruppen, die seitdem wirklich jeden Freitag demonstriert haben“, berichtete die 17-jährige Jana, die ein Gymnasium in Niederkassel besucht, bei einer Pressekonferenz des Organisationsteams der Kölner Gruppe. Eine Demonstration Mitte Februar vor dem Sitz der Bezirksregierung Köln, bei der sich ein Politiker den Schülern zum Gespräch gestellt habe, wertete sie als „besonderen Erfolg“. Auch NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer habe die Schüler zu einem Gespräch eingeladen. Für Jana steht fest: „Wir werden die Einladung auch wahrnehmen, aber für uns ist klar, dass wir uns nichts sagen lassen werden.“

Engagiert: Thomas Stegh ist als Vater beim Klimastreik dabei.

Engagiert: Thomas Stegh ist als Vater beim Klimastreik dabei.

Die Organisation und Vernetzung der Schüler verläuft hauptsächlich über soziale Medien, vor allem über den Messenger-Dienst Whatsapp. So entstanden innerhalb weniger Wochen 256 Ortsgruppen im ganzen Bundesgebiet, die über ein selbstentworfenes Delegiertensystem ständig miteinander in Kontakt stehen. Das beeindruckte den in Hürth wohnhaften Software-Entwickler Thomas Stegh, der als einer der ersten Mit-Initiatoren die Kölner Ortsgruppe der Unterstützerinitiative „Parents for future“ (PFF, Eltern für Zukunft) ins Leben gerufen hat, die inzwischen ebenfalls bundesweit aktiv ist.

„Meine 14-jährige Tochter hatte mich im Dezember in die FFF-Whatsapp-Gruppe eingeladen und ich war baff, wie ernsthaft und engagiert die Jugendlichen das Thema diskutierten“, sagt Stegh, „Im Januar überlegten dann ein paar andere Eltern und ich, wie wir sie unterstützen können.“ Etwa drei Wochen nach Gründung des Organisations-Teams, haben sich deutschlandweit bereits 60 Ortsgruppen der PFF formiert. Eine ihrer ersten Maßnahmen war die Formulierung eines offenen Briefes an die NRW-Landesregierung, in dem sie sich klar auf die Seite der Schüler stellen und deren Forderungen bekräftigen.

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„Die Kinder haben schlicht recht, denn die Wissenschaft steht auf ihrer Seite“, findet Stegh: „Es sollte nicht über Schulschwänzer diskutiert werden, sondern über die Klimakatastrophe.“ Die engagierten Eltern wollen ihre Kinder vor Strafen in der Schule schützen. So schrieb Stegh seiner Tochter im Januar eine Entschuldigung, in der er mit dem Demonstrationsrecht gegen die Schulpflicht argumentierte. Ein Erlass des Landes wertet das genau umgekehrt. Der Erlass stellt den Umgang mit den Streikenden ins Ermessen der Schulleitungen. Darum gibt es Schulen, die den Freitagmorgen als Unterrichtseinheit eingeplant haben. Das ist jedoch keine Lösung auf Dauer. „Diese Frage wird höchstrichterlich zu klären sein“, ist der Vater überzeugt. Bei der Demonstration wollen die organisierten Eltern mitmachen. „Diese Unterstützung ist ganz wunderbar, das ist genau das, was wir uns wünschen“, sagt Jana.

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