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KinderklinikKölner Ärzte schulen Ukraine-Kollegen für Kriegsverletzungen

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Besuch einer Delegation aus der Ukraine im Kinderkrankenhaus Köln mit Minister Liminski

Ukrainische Mediziner lernen Behandlung von Brand- und Explosionsschäden. 50 bis 100 Kriegsverletzte werden dort jede Nacht eingeliefert - 80 Prozent mit multiresistenten Keimen.

Es sind erschreckende Eindrücke, die die Ärztinnen und Ärzte der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße von ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine geschildert bekamen. Seit 2023 gibt es eine Partnerschaft zwischen Krankenhäusern aus NRW und denen in der ukrainischen Region Dnipropetrowsk. Je weiter der Krieg in dem Land fortschreitet, umso bedrückender sind die Situationen, die das medizinische Personal dort erlebt – und umso wichtiger ist die Hilfe auch aus Köln.

Nathanael Liminski, Chef der NRW-Staatskanzlei und Minister unter anderem für Internationales, informierte sich vor Ort in der Amsterdamer Straße über die Unterstützung durch die dortige Klinik. Eine Delegation aus der Ukraine erhielt aktuell beispielsweise eine Aus- und Fortbildung in orthoplastischer Chirurgie sowie in der Behandlung von Brand- und Explosionsverletzungen. Das Land unterstützt finanziell bereits den Aufbau einer Prothetikwerkstatt sowie ein Projekt in der Infektionsdiagnostik. Als Grund wird die steigende Zahl kriegsbedingter Wundinfektionen in der Ukraine genannt.

Infektionen kaum zu behandeln

Was das konkret bedeutet, erfuhr das ärztliche Personal bei dem Besuch der ukrainischen Kollegen. Im Mechnikov-Partnerkrankenhaus beispielsweise werden in jeder Nacht 50 bis 100 Kriegsverletzte eingeliefert. „Vor allem Soldaten von der Front weisen oft einen dramatischen Gesundheitszustand auf“, erläutert Chefarzt Frank Wappler: „Aufgrund ständiger Drohnen-Angriffe dauert es meist sehr lange, bis Verwundete überhaupt in ein Krankenhaus transportiert werden können.“ Die Folge seien Infektionen, die auch mit Antibiotika kaum noch behandelt werden könnten. Rund 80 Prozent der Soldaten würden mit multiresistenten Keimen eingeliefert: „Das ist eine echte Herausforderung.“

Dennoch betont Wappler, dass es phänomenal sei, was die Teams in dem ukrainischen Krankenhaus leisteten. Dem pflichtete Minister Liminski bei: „Bei einem Besuch vor Ort habe ich gesehen, wie in einem Raum an drei Tischen parallel operiert wird, um Leben zu retten.“

Verletzte Kinder aus der Ukraine

Das Team der städtischen Kinderklinik in der Amsterdamer Straße nimmt immer wieder auch verletzte Kinder aus der Ukraine auf. Der Köln-Bonner Flughafen ist ein Drehkreuz, an dem solche jungen Patientinnen und Patienten ankommen, um auf Kliniken in der Region aufgeteilt zu werden. „Wenn ein erheblicher Teil der Haut durch Bomben verbrannt ist und dann noch Infektionen dazu kommen, ist die Behandlung äußerst kompliziert“, erläutert Kinderchirurg Thomas Boemer. Wegen der hohen Belastung der jungen Patientinnen und Patienten mit Keimen müssten diese grundsätzlich zunächst isoliert werden – also ohne Kontakt zu anderen in Einzelzimmern, weil sonst die Ansteckungsgefahr zu groß wäre.

Neben schweren Verbrennungen sind es vor allem komplexe, angeborene Fehlbildungen, die in Köln behandelt werden, weil die Klinik darauf spezialisiert ist.

Je länger der Krieg in der Ukraine andauert, umso schwieriger wird die Unterstützung durch NRW und eben durch Kölner Krankenhäuser. Minister Liminski betonte deshalb, dass die vorhandenen Kooperationen ausgebaut werden sollen, dazu habe auch der Besuch der ukrainischen Delegation an der Amsterdamer Straße beigetragen.