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Interview„Ich glaube, dass Frauenfußball an Bedeutung gewinnen wird“

Lesezeit 3 Minuten

Sebastian Uhrich,  Professor am Institut für Sportökonomie und -management an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Kann die Begeisterung über die Fußball-EM der Frauen auf die Frauen-Bundesliga überschwappen?

Ich glaube, nur sehr begrenzt. Wenn wir uns die Vergangenheit anschauen, dann gab es immer mal wieder Situationen, in denen einzelne Sportarten durch Turniererfolge kurzfristig in den Medien sehr stark präsent waren. Perspektivisch hat sich dann aber nichts am Status dieser Sportarten geändert. Ich denke da an den Beachvolleyball-Sieg bei Olympia 2012 oder an die Handball-WM 2007.

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Was ist mit kurzfristigen Effekten?

Kleine Effekte wird es möglicherweise geben. Aber selbst wenn bei den Spielen nun ein paar mehr Zuschauer kommen, wird das aus meiner Sicht nichts an der grundsätzlichen Stellung des Frauenfußballs ändern.

Ist die Entwicklung im Frauenfußball denn mit den anderen Sportarten vergleichbar?

Teilweise. Was in der Diskussion jetzt aber auch eine Rolle spielt, ist das vielleicht berechtigte Gefühl einiger, dass es doch eigentlich gerecht wäre, wenn Frauenfußball genauso populär wäre wie Männerfußball. Ich glaube, dass der Frauenfußball perspektivisch an Bedeutung gewinnen wird. Aber aus einem anderen Grund. Nämlich weil er von den Clubs als ein zusätzliches Wachstumsfeld gesehen wird, auch ökonomisch.

Immer mehr Profi-Vereine sind dabei, ein Frauen-Team zu etablieren.

Innerhalb dieser Branche orientiert man sich sehr stark am Wettbewerb. Was die Clubs tun, ist schon sehr homogen, da es ähnliche Beratungsunternehmen gibt – auch über Ländergrenzen hinweg. Die englische Premier League hat es geschafft, mit ihren Damenteams tolle Erfolge in Sachen Zuschauerzahlen und Ticketeinnahmen zu feiern. Darauf hofft man auch in Deutschland. Nach dem Motto: Wenn die es schaffen, den Frauenfußball groß zu machen, dann ist das vielleicht auch für uns eine Möglichkeit, das Stadion nicht nur einmal in der Woche vollzukriegen.

Geht es bei den Bemühungen der Clubs nur um ökonomische Motive oder auch ums Image?

Die Clubs sind stark von ökonomischen Motiven getrieben. Gäbe es die nicht, würden die Clubs das meines Erachtens nicht in dieser Intensität machen. Dass man das Ganze auch als Gleichberechtigung der Geschlechter sehen kann, kommt dabei natürlich nicht ungelegen.

Wie weit ist der FC?

Der FC ist dabei, die Brücke zu schlagen, dass die Frauenmannschaft von der Popularität der Herrenmannschaft profitieren kann. Für den FC gibt es sicher mittlerweile das Potenzial, mit der Damenmannschaft zusätzliche Zielgruppen zu gewinnen und das Geschäftsfeld zu erweitern. Der Verein kann damit aber auch das Signal senden: Wir leben Gleichberechtigung. Das würde zu den Werten des Clubs auch gut passen.

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