Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Hilfsangebot in Köln-KalkFertiger Drogenkonsumraum darf nicht genutzt werden

4 min
Hygienisch und ohne Stress können suchtkranke Menschen hier konsumieren, sobald die Räume freigegeben sind.

Hygienisch und ohne Stress können suchtkranke Menschen hier konsumieren, sobald die Räume freigegeben sind.

Eine Kooperationsvereinbarung zwischen Polizei, Stadt und Träger ist die Voraussetzung für die Öffnung des dringend benötigten Angebots. Sie ist seit Monaten in Arbeit

Die Räume gibt es seit Juni 2024, der künftige Betreiber „Vision e.V.“ steht seit Frühjahr 2025 fest: Der Drogenkonsumraum in Kalk wird an fünf Plätzen einen hygienischen intravenösen und an vier Plätzen den inhalativen Konsum ermöglichen. Es gibt einen Ruheraum, Büros, eine Kaffeemaschine. Seit dem Sommer hat Vision sechs Stellen für Fachpersonal ausgeschrieben. „Im Oktober konnten wir die letzte besetzen“, sagte Jona Malin Pfaff, Leiterin des Konsumraumes an der Dillenburger Straße.

Das war es dann allerdings an guten Nachrichten. Denn in Kalk müssen suchtkranke Menschen weiterhin im Freien konsumieren, an Baustellenzäune gelehnt, in verwilderten Grünflächen oder in Mauernischen. Und das, obwohl die Stadt seit eineinhalb Jahren Miete für die Räume zahlt — 2340 Euro, zuzüglich eines Sondermietanteils für den Umbau von rund 2318 Euro, teilte eine Stadtsprecherin mit. Jeden Monat werden damit 4658 Euro für ein Angebot fällig, das in Kalk ebenso dringend nötig ist wie in der Innenstadt. Die Zahl der Menschen, die in der etablierten Kalker Anlaufstelle von Vision Hilfe suchen, steigt stetig. Kamen im Jahr 2014 noch 40 Menschen täglich, so sind es 2024 schon 55 suchtkranke Kölner und Kölnerinnen.

Es liegt ein Entwurf zum Drogenkonsumraum in Kalk vor, in welchem wesentliche Aufgaben der Kooperationspartner nicht ausreichend beschrieben sind.
Sprecher der Kölner Polizei

Doch was fehlt eigentlich, um die Türen des bereits 2017 vom Stadtrat beschlossenen Hilfsangebotes endlich zu öffnen? „Einige Formalitäten, die für die Inbetriebnahme notwendig sind“, teilte die Stadt mit. Dazu gehörten etwa eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Ordnungspartnern – Stadt, Staatsanwaltschaft Köln, Polizei Köln und Vision. Seit dem Frühjahr liefen Abstimmungsgespräche mit dem Träger, seit Sommer mit der Polizei, so die Stadt weiter. „Wir haben eine gute, enge Kooperation mit der Stadt und sind im Austausch mit der Polizei“, bestätigte die Leiterin des Drogenkonsumraums. „Es liegt ein Entwurf zum Drogenkonsumraum in Kalk vor, in welchem wesentliche Aufgaben der Kooperationspartner nicht ausreichend beschrieben sind“, sagte ein Polizeisprecher. „Die Abstimmung dazu dauert noch an.“ Wann diese abgeschlossen sein wird, konnte keiner der Beteiligten abschätzen.

Bürgerverein befürwortet den Drogenkonsumraum

Bis es soweit ist, unterstützt das Personal des künftigem Konsumraums die Arbeit in der Anlaufstelle von Vision; drei Sozialfachkräfte für die Beratung und drei Pflegekräfte auf insgesamt 4,8 Vollzeitstellen. Drei studentische Hilfskräfte werden eingestellt, wenn der Betrieb losgeht, noch offen ist eine Teilzeitstelle für die „Umfeldpflege“, mit der die Integration des Konsumraums ins Veedel gefördert werden soll.

Neben der Personalakquise hat Vision eine bauliche Veränderung in den Räumen umgesetzt. „Um noch besser auf die Bedarfe unsere künftigen Nutzenden reagieren zu können, haben wir im Oktober ein großes Büro durch eine Wand geteilt und einen Ruheraum geschaffen“, schildert Pfaff. „Menschen, die Crack konsumieren, bleiben oft tagelang wach, finden keine Ruhe. Dann werden sie plötzlich sehr müde und können in solchen Phasen hier einige Stunden in sicherer Umgebung schlafen.“

Unter den Fürsprechern des Drogenkonsumraumes an der Dillenburger Straße, Eingang Neuerburgstraße, ist auch der Kalker Bürgerverein. „Was wir allerdings nicht wollen, ist ein großes neues Suchtzentrum am Walter-Pauli-Ring. Es macht keinen Sinn, alle suchtkranken Menschen Kölns nach Kalk zu bringen, sie brauchen Hilfsangebote im Linksrheinischen“, sagt Jan Schlagenhauf, Beirat im Kalker Bürgerverein. Sehr ungünstig am in Rede stehenden Standort sei auch die Nähe zu dem von Kindern und Jugendlichen stark genutzten Bürgerpark sowie zu zahlreichen Schulen.

Der Eingang des Drogenkonsumraums in Köln-Kalk.

Der Eingang des Drogenkonsumraums in Köln-Kalk.

Stattdessen wirbt der Träger Vision für eine Vergrößerung seines Angebotes in der bestehenden Anlaufstelle. Hier verfüge er über etablierte Strukturen, die sich durch zusätzliche Mittel kurzfristig ausbauen ließen. „Die angrenzenden Flächen, etwa der städtische Parkplatz, bieten Erweiterungsmöglichkeiten nach Vorbild des Züricher Modell, das sich vielerorts als funktionstüchtig erwiesen hat“, heißt es in einer im Oktober verfassten Stellungnahme. „Eine Vergrößerung ist mit Blick auf den steigenden Hilfebedarf dringend nötig. Wir arbeiten schon länger am Limit“, so Simon Kleimeyer, Verwaltungsleiter von Vision.

Wenn der Kooperationsvertrag steht, muss die Einrichtung eines Drogenkonsumraumes beim Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz NRW (LfGA) beantragt und an das zuständige Landesministerium weitergeleitet werde, so das LfGA. In der Regel dauere der Genehmigungsprozess mehrere Wochen. Eine Eröffnung vor dem Jahreswechsel wäre also theoretisch möglich.