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„Kein Bützchen auf Kommando.“Festkomitee setzt Initiative zu Kinderrechten mit Workshops fort

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Ein Kind ist als Löwe verkleidet

Kinder sollen im Karneval besser geschützt werden. (Symbolbild)

Für das Festkomitee in Köln ist der Kinderrechtepass der Auftakt, um das Thema zu intensivieren.

Die Anzüglichkeiten, die der Präsident bei einer Karnevalsveranstaltung in St. Augustin unlängst ungeniert ins Mikrofon sprach, sind für Ursula Enders „ein klassisches Beispiel von Sexismus“. Enders ist Mitbegründerin der Beratungsstelle „Zartbitter“, die seit Jahren gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern kämpft. Auch im Karneval. „Endlich kann ich mal mit dir knutschen, ohne dass deine Mama mit mir schimpft.“ „Hängst du an mir? Ich liebe es. Jawoll.“ „Die kann knutschen wie ihre Mutter.“ Äußerungen, die erschüttern, denn gesprochen wurden sie auf der Bühne zu einem Kind im Grundschulalter.

Auf einem Bild steht „Kein Bützchen auf Kommando!!“ Die Zeichnung zeigt des Weiteren eine Frau, die ein Kind im Kostüm küssen will. Jecko, das Maskottchen des Kölner Festkomitees, hält die Frau zurück.

In Bildern wurde auf die Rechte von Kindern im Karneval hingewiesen.

Der Präsident ist zurückgetreten, und auch in Köln ist das Unverständnis groß. Weil im Karneval Alkohol getrunken wird und die Gefahr von Enthemmung und Übergriffigkeiten größer als in anderen gesellschaftlichen Bereichen ist, hat das Kölner Festkomitee bereits im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Expertinnen und Experten von „Zartbitter“ einen „Kinderrechtepass“ erstellen lassen. „Die Jugendlichen waren begeistert, weil sie ein Mitspracherecht hatten und Situationen schildern konnten, in denen sie sich unwohl fühlen“, sagt Enders. Entstanden sind 28 Abbildungen, mit denen auf die Rechte von Kindern im Karneval hingewiesen wird. Eine der Regeln: „Kein Bützchen auf Kommando.“

Die Zeiten haben sich geändert, auch im Karneval. „Früher war es Normalität, dass Präsidenten Bützjer auch an Kinder verteilt haben“, erinnert sich Christine Flock, die als Vizepräsidentin des Festkomitees für den Kinder- und Jugendkarneval verantwortlich ist. „Kinder sind unser höhstes Gut. Sie sollen sicher Karneval feiern können“, benennt Flock das Ziel des Kinderrechtepasses. Auch in den Kindertanzgruppen seien die Reaktionen zunächst zurückhaltend ausgefallen. Erst nach der Präsentation der ersten Bilder und Zeichnungen seien die Hemmungen zur Teilnahme gewichen. Seine Äußerungen hatte der Präsident in St. Augustin zunächst mit Hinweis auf den „rheinischen Humor“ erklärt, inzwischen bezeichnet er sein Verhalten als „falsch“. „Früher sind solche Äußerungen oft stillschweigend hingenommen worden. Es freut mich, dass sich viele Menschen und Vereine sofort distanziert haben und auch von der Veranstaltung abgereist sind“, sagt Ursula Enders. Auch im Brauchtum müsse ein Bewusstsein „für ein verändertes Kinder- und Frauenbild“ geschaffen werden.

Für das Festkomitee in Köln ist der Kinderrechtepass der Auftakt, um das Thema zu intensivieren. In Kürze sollen Workshops folgen, um ein Bewusstsein für Kinderrechte zu schaffen. Nicht nur im Karneval.