Jährlich muss der Verein 350.000 Euro Eigenmittel aufbringen. Doch die Rücklagen sind aufgebraucht.
Finanzielle EngpässeAidshilfe Köln muss Stellen streichen, um zu sparen – Spendenlauf im September

Aktion zum Gedenktag für die Drogentoten (v.l.n.r.): Markus Lauterborn (Aidshilfe Köln), Oliver Schubert (Geschäftsführer), Elisa Ostermann (Suchthilfekoordination, Gesundheitsamt), Dr. Sabine Eichberg (Stabsstelle Suchthilfe, Gesundheitsamt), Torben Beimann (Aidshilfe Köln)
Copyright: Danny Frede
„Es gibt überhaupt keine Rücklagen mehr“, sagt Oliver Schubert, Geschäftsführer der Aidshilfe Köln, im Gespräch mit der Rundschau. Der Verein, der sich seit 40 Jahren in Köln um Prävention, Betreuung und Sozialarbeit kümmert, ächzt unter den finanziellen Belastungen. Tariferhöhungen, weniger Spendenaufkommen und allgemeine Kostensteigerungen machen es immer schwerer, zu wirtschaften.
Am Gesamthaushalt von 2,6 Millionen Euro beteiligen sich zwar Land und Kommune tatkräftig, doch es bleiben immer noch 350.000 Euro, die der Verein jährlich selbst aus Eigenmitteln aufbringen muss. „Es ist enger als sonst“, sagt Schubert – und fährt fort: „Den Kopf in den Sand stecken, geht aber nicht.“
Erkrankte kämpfen nach wie vor mit Vorurteilen
Die sozialen Angebote, die der Verein, der seinen Sitz in der Pipinstraße in der Innenstadt hat, anbietet, seien zu wichtig. Psychosoziale Betreuung gehört ebenso dazu wie Beratung, Workshops in Schulen, Wohnprojekte, Betreutes Wohnen. An vier Abenden in der Woche bietet die Aidshilfe Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten an. Um die Übertragung bei Drogenkonsumenten zu verhindern, sind im Empfangsbereich der Aidshilfe und an sieben Automaten im Stadtgebiet Spritzennadeln und andere Utensilien zu haben. Tausendfach wird das Angebot angenommen. Auch aufsuchende Beratung am Neumarkt gehört zum Angebot.
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Die Aidshilfe stellt Menschen die Informationen zur Verfügung, wie sie sich vor HIV und anderen Geschlechtskrankheiten schützen können. „Wir haben ein Frauen- und Familienzentrum, wo wir Schwangere, die positiv sind, begleiten. Zum Beispiel viele Frauen, die in den letzten drei Jahren aus der Ukraine zu uns gekommen sind, die hier entbunden haben und teilweise in den Krieg zurückgegangen sind. Wir betreuen Familien, die Kinder haben, die positiv sind oder Kinder aufnehmen, die positiv sind“, führt Schubert weiter aus. Er betont, dass HIV nach wie vor ein Problem sei.
Tabuisierung und Stigmatisierung seien auch vier Jahrzehnte nach Gründung der Aidshilfe an der Tagesordnung. 120 Neudiagnosen etwa gibt es jährlich in Köln. Damit liegt Köln direkt hinter Berlin. Deutschlandweit stecken sich pro Jahr rund 2500 Menschen mit HIV an. Die Dunkelziffer ist nach wie vor hoch.
Wer von einer HIV-Infektion erfahre, habe oft viele Fragen. Zudem prognostiziert Schubert, dass Menschen aus Entwicklungsländern, wo Trump Programme rund um HIV gestrichen hat, verstärkt flüchten werden, um ihr Leben zu retten.
Bereits 1,5 Stellen mussten gestrichen werden
Um zu sparen, hat die Aidshilfe Köln im vergangenen Jahr erste Kündigungen vorgenommen. 1,5 Stellen wurden gestrichen. Der Empfang ist nicht mehr besetzt. „Das konnten wir uns leider nicht mehr leisten“, bedauert Schubert. Auch der Mensch, der als „Housekeeper“ dafür sorgte, dass Veranstaltungen reibungslos liefen und Reparaturen durchgeführt wurden, ist entlassen.
„Zum Ende des Jahres werden wir auch keine Assistenz der Geschäftsführung mehr haben. Wir müssen auch ein Zeichen setzen. Da geht noch mal eine halbe Stelle flöten“, sagt der Geschäftsführer. Sein Credo: „Ich möchte natürlich nicht an die soziale Arbeit ran, solange es irgendwie geht.“ Derzeit arbeiten 34 Menschen auf 25 Vollzeitstellen. Und die sollen da auch unbedingt bleiben. Schubert ist trotz aller Sorgen zuversichtlich, dass der Verein weiterhin gut mit Spenden unterstützt wird.
Wer überlege, ob eine größere Spende oder eine Erbschaft gut bei der Aidshilfe angelegt sei, könne sich sehr gerne persönlich an ihn wenden und Fragen zur Arbeit des Vereins stellen. „Wir sind immer darauf angewiesen, dass irgendwo eine neue Tür aufgeht oder dass wir neue Kontakte knüpfen. Es ist genügend Geld da. Es ist immer nur eine Frage der Verteilung.“