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Architektur-SpaziergangSchöner Wohnen im Zoo – so leben die Tiere

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Das Südamerikahaus im Kölner Zoo

Das Südamerikahaus im Kölner Zoo

Ein Architektur-Spaziergang im Kölner Zoo führt zu den Heimstätten von Pavianen, Faultieren und Giraffen.

Wer in Köln ein schickes Altbau-Zuhause findet, darf sich wohl einen Glückspilz nennen. Oder muss Tier im Kölner Zoo sein. Denn auf dem 20 Hektar großen Gelände in Riehl genießen etliche der über 850 Arten solchen historischen Wohn-Charme, Hauspersonal inklusive. Eines der ältesten Gebäude, die 1865 errichtete Villa Bodinus, wurde allerdings von vornherein „für die Haltung des Homo sapiens entworfen“, scherzte Zoo-Sprecher Christoph Schütt beim Rundgang durch den „Architekturpark Kölner Zoo“.

Die prächtige Villa Bodinus wurde 1899 im Stil des Klassizismus gebaut als Wohnsitz der Zoodirektoren. Nach dem Auszug von Theo Pagel im Jahr 2016 begann eine rund drei Millionen Euro teure Kernsanierung und Neueröffnung als Tagungs- und Veranstaltungslokal. Viermal so kostspielig kam den Zoo die Sanierung des historischen Südamerika-Gebäudes nebenan. In der Form einer russisch-orthodoxen Kirche nachempfunden, ist das heutige Arnulf-und-Elisabeth-Reichert-Haus im sogenannten Zuckerbäckerstil gestaltet. Frei bewegen sich drinnen Faultiere, Vögel und kleine Affen aus Mittel- und Südamerika. Die einem Wald nachempfundene Einrichtung der guten Stube ist offenbar so gemütlich, dass sich Frau und Herr Faultier beim Abhängen gerne mal ein Küsschen geben.

Im maurischen Stil der Hufeisenbögen, schlanken Säulen und floralen Ornamenten ist das älteste Gebäude gehalten, das 1860 zusammen mit dem Zoo erbaut wurde. Pinselohrschweine und Nashorn-Mann Taco bietet der orientalische Palast einen Rückzugsort. Taco soll aber bald umziehen; für das Spitzmaulnashorn wird gegenüber das ehemalige Rinder-Gehege mit dem Schweizer Blockhaus von 1884 hergerichtet, damit der rund 30-jährige Bulle mehr Platz hat und vielleicht Lust, eine Familie zu gründen.

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Während die Seelöwen ihren Felsen von 1887 gerne als Ein-Meter-Brett für einen Kopfsprung ins Schwimmbecken nutzen, bietet der Pavian-Felsen eine ideale Landschaft für die Klettertiere. Angelegt wurde der Felsen 1914 nach der Idee des legendären Hamburger Zoodirektors Carl Hagenbeck, die Tiere ohne Gitter zu präsentieren. Wassergräben bilden eine natürliche Barriere zwischen den nicht ungefährlichen Affen und den Besuchern. Wenn die Paviane genug davon haben, sich betrachten zu lassen, ermöglichen unsichtbar eingelassene Öffnungen im Felsen den Rückzug.

Die alte Bausubstanz im Zoo bereitet dem Management einiges Kopfzerbrechen. Denkmalschutz und Tierhaltung nach modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen, nicht zuletzt auch die Erwartungen von Besuchern ans Zoo-Erlebnis, wollen in Einklang gebracht werden. Ein Beispiel für optimale Funktionalität ist das in den 60er-Jahren errichtete Giraffenhaus, dessen asymmetrisches Satteldach und die abgeschrägten Betonstützen sich den Formen der langhalsigen Tiere anpassen. Dem menschlichen Zeitgeschmack entsprechend, ist die Seitenfront mit Gelbklinker verblendet. Doch auch dieses jüngere Zeugnis der Bau-Epochen im erfordert bald Modernisierung und Vergrößerung.

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