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„Züchten nicht für Publikumsinteresse“Kölner Zoo bezieht Stellung nach Einschläferung von Löwenbabys

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Die drei Ende Januar im Zoo geborenen Asiatischen Löwen Jungen (Zwei Kater, eine Katze).

Löwin Gina mit ihren älteren Jungtieren im Kölner Zoo.

Nach Kritik an der Entscheidung, zwei Löwen-Jungtiere einzuschläfern, erklärt der Kölner Zoo die Hintergründe.

Im Kölner Zoo wurden zwei neugeborene Asiatische Löwen eingeschläfert. Das gab der Zoo am Montag (14. Juli) über Facebook bekannt. Die nur wenige Tage alten Jungtiere waren zuvor von ihrer Mutter Gina nicht angenommen worden.

Trotz aller Bemühungen des Zoo-Teams verschlechterte sich der Zustand der Jungtiere zusehends – eine Handaufzucht kam nicht infrage. Laut Zoo konzentrierte sich Gina instinktiv auf denn älteren Wurf.

Kölner Zoo bezieht Stellung und gibt Erklärung für Einschläferung ab

In einem ausführlichen Statement rechtfertigt der Zoo nun seine Entscheidung und erklärt die Gründe für die Einschläferung. Die Entscheidung, auf Verhütung bei Löwin Gina zu verzichten, sei bewusst getroffen worden.

Hormonelle Eingriffe könnten ihre Fruchtbarkeit dauerhaft beeinträchtigen. „Wir haben bei ihr nicht verhütet, da ‚Gina‘ genetisch sehr wichtig ist und wieder züchten soll“, so ein Sprecher des Kölner Zoos. Auch hätte man Katze und Kater nicht trennen können, um die Fortpflanzung zu verhindern, da der Kater sehr wichtig für die Erziehung der älteren Jungtiere sei. 

„Nicht integrierbar“: Zoo begründet Verzicht auf Handaufzucht

Auf die Frage, ob die Zucht bei Asiatischen Löwen überhaupt Sinn ergibt, antwortet der Zoo: „Wir züchten nicht für Publikumsinteresse, sondern für international koordinierte Artenschutzarbeit, die wissenschaftlich kontrolliert wird“, hieß es weiter. Bei kleinen Ausgangspopulationen sei das sinnvoll.

Auf eine Handaufzucht sei verzichtet worden, um eine Fehlprägung auf Menschen zu verhindern. Der Zoo verweist auf die Richtlinien des Erhaltungszuchtprogramms: „Fehlgeprägte Tiere sind später nicht mehr in Löwengruppen integrierbar und züchten sehr wahrscheinlich nicht.“ Der Zoo hat selbst schlechte Erfahrungen gemacht: Ein früherer Kater, der per Hand aufgezogen wurde, konnte wohl nie mit Gina züchten.

Tierschützer üben massive Kritik

Auch eine Verlegung in andere Zoos sei unmöglich gewesen: Ohne Muttertier seien die Neugeborenen nicht überlebensfähig. „In dieser Art praktiziere auch kein anderer Zoo Handaufzuchten“, teilt ein Sprecher des Zoos mit. Sobald zwei der älteren Jungtiere im Herbst an andere Zoos abgegeben werden, sei eine erneute Trächtigkeit von Gina geplant. 

Die Tierschutzorganisation Peta reagierte mit deutlicher Kritik. In einer Pressemitteilung bezeichnete sie die Zuchtpraxis als „verantwortungslos“. Der erneute Wurf bei einer Löwin, deren vorheriger Nachwuchs noch nicht unabhängig sei, sei fahrlässig. „Diese Vorgänge sind keine Ausrutscher, sondern trauriger Alltag hinter den Mauern von Zoos“, sagte Dr. Yvonne Würz, Biologin bei Peta. (lkr)