Was als technische Lösung gegen zu laute Straßenmusiker rund um den Kölner Dom gedacht war, erwies sich als wenig tauglich: Die Dezibel-Blitzer schlugen zu oft falschen Alarm aus – bereits eine Böe Wind reichte für Fehlmeldungen. Und nun?
Lärmproblem in KölnDezibel-Blitzer für Straßenmusiker enttäuschen beim Praxistest

Die Messgeräte haben sich leicht „ablenken“ lassen.
Copyright: Ingo Schmitz
Die Idee klang zumindest interessant: Messgeräte schlagen Alarm, wenn Straßenmusiker zu laut spielen. Nach langem Vorlauf und mehreren Rückschlägen gingen die sogenannten Dezibel-Blitzer im vergangenen Jahr in eine Pilotphase. Die ist jetzt abgeschlossen. Und nach Informationen der Rundschau haben die Dezibel-Blitzer nicht rundum überzeugt. Die Idee, die einst gut klang, ist wohl am Klang gescheitert.
Straßenmusikern den Stecker gezogen
2018 erreichte die Welle der Empörung ihren Scheitelpunkt. Anrainer des Wallraf-Platzes und des Domumfeldes fühlten sich gemartert von einer stetig steigenden Zahl an Straßenmusikern, die mit immer lauteren Klängen um Aufmerksamkeit buhlten. Die Stadtverwaltung musste reagieren und zog den Musikern in einem ersten Schritt den Stecker. Verstärker mit Lautsprecher sind seitdem nicht mehr erlaubt. Das allein war aber noch nicht die Lösung, beweisen doch unter anderem Balkan-Jazzkombos oder Armenische Trommler, dass man keine Lautsprecher braucht, um richtig laut zu sein.
Der damalige „Domkümmerer“ Wilhelm Belke verfiel auf die Idee der Dezibel-Blitzer. Der Grundgedanke dabei: Den Musikern werden rund um den Dom feste Plätze zugewiesen. Nur an diesen ist es erlaubt, Musik zu machen und das auch nicht in der Dauerschleife. Nebst dem Platz wurde auch ein Zeitfenster zugewiesen. Weil die Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Außendienst aber nicht permanent mit Messgeräten in der Hand unterwegs sein konnten, sollten an den ausgewiesenen Stellen Lautstärkemesser angebracht sein. Überschreiten die ziehenden Musikanten den Pegel von 80 Dezibel, bekommt das Ordnungsamt ein Signal und kann gezielt eingreifen.
Aufgemalte Noten aus Kreide sollten Plätze anzeigen
Doch bis zur Umsetzung des Problems ging Zeit ins Land. Es kam zu Widrigkeiten. Eher eine Petitesse: Die erlaubten Spielstätten waren mit aufgemalten Noten auf dem Boden gekennzeichnet. Doch die hielten Regen und Schuhwerk nicht stand. Schon schwerwiegender: Datenschützer hoben bei dem Einsatz die Hand, wegen der Sorge, es könnten auch Aufzeichnungen stattfinden. Auf die Noten konnte verzichtet, der Datenschutz konnte beruhigt werden. Es kam zur Pilotphase. Die ist laut einer Stadtsprecherin nun ausgelaufen. Und wie ist es gelaufen? Die Antworten der Sprecherin lassen vermuten, dass den Blitzern keine Blitzkarriere in Aussicht steht. „Zuletzt waren bei aufgeschalteter Messtechnik nur wenige Meldungen eingegangen. In diesen Fällen ist das Ordnungsamt tätig geworden. Teilweise handelte es sich jedoch auch um Fehlmeldungen bedingt durch Bahnverkehr, Wind, Demonstrationen oder ähnliches.“ Schon eine ordentliche Böe reichte also für falschen Alarm. Und am Dom windet es gerne. Viel effektiver sei es aber gewesen, den Straßenmusikern nur noch wenige Standorte zuzuweisen. Alleine dadurch habe sich die Problemlage deutlich entspannt, so die Sprecherin.