Alle 1500 Gutscheine für vergünstigte Taxifahrten waren nach drei Tagen vergriffen, doch nur 255 wurden tatsächlich genutzt. Die Stadt Köln bewertet das Pilotprojekt als gescheitert.
„Erwartungen leider nicht erfüllt“Gutscheine des „Frauen-Nacht-Taxi“ in Köln nur selten eingelöst

Jeder Gutschein hatte einen Wert von zehn Euro und konnte auch für Fahrten zu einer Wohnadresse außerhalb von Köln eingelöst werden.
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Ein angstfreier Heimweg im Dunkeln für Frauen: Das war das Ziel des Pilotprojekts „Frauen-Nacht-Taxi“ der Stadt. Gutscheine vergünstigten nächtliche Taxifahrten, um eine Alternative zu ÖPNV oder Fußweg zu bieten. Nach Ablauf des Projekts hat das Finanzdezernat nun eine Evaluation auf Basis einer Auswertung des Gleichstellungsamtes vorgelegt.
Demnach wurden zwar alle der 1500 verfügbaren Gutscheine abgeholt, jedoch nur 255 eingelöst, was einer Nutzungsquote von 17 Prozent entspricht. Der nötige Verwaltungsaufwand für das Projekt sei hoch gewesen und stehe in „keinem Verhältnis zur tatsächlichen Nutzung“, sagt Stadtkämmerin Prof. Dr. Dörte Diemert in der Mitteilung. Die Erwartungen an das Projekt hätten sich „leider nicht erfüllt“.
Nachdem der Ausschuss für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Juni vergangenen Jahres beschlossen hatte, das Projekt einzuführen, konnten die Gutscheine ab dem 16. Dezember 2024 abgeholt und bis zum 15. August 2025 eingelöst werden. 15.000 Euro stellte die Stadt für das Projekt zur Verfügung. Ein Gutschein hatte einen Wert von zehn Euro. Pro Person wurden maximal drei Exemplare ausgegeben, für eine Fahrt kombinierbar waren sie nicht. War die Fahrt teurer als zehn Euro, musste der Rest selbst bezahlt werden.
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Die Gutscheine konnten ausschließlich bei Fahrten mit dem Kölner Taxiunternehmen „Taxi Ruf“ eingelöst werden. Auch Personen, die nicht in Köln wohnhaft sind, konnten sie nutzen. Der Start der Fahrt musste in Köln liegen und das Ziel eine Wohnadresse sein, die auch außerhalb von Köln liegen durfte.
Nach drei Tagen alle Gutscheine vergeben
Nur drei Tage hatte es nach Start des Projekts gedauert, da waren alle Gutscheine vergeben. Wie lässt sich also die geringe Nutzung erklären? Zielgruppe seien insbesondere Frauen gewesen, die sich eine Taxifahrt nicht selbst leisten können. Die Auswertung zeige nun, dass das Projekt „nur von einem kleinen Teil der vorgesehenen Zielgruppe genutzt wurde“. Ihnen biete es „keinen signifikanten finanziellen Vorteil“, da eine Fahrt oft meist mehr als zehn Euro koste. „Bei der Evaluation durften jedoch Angaben zu den finanziellen und sozialen Verhältnissen der Gutschein-Nutzerinnen aus Datenschutzgründen nicht abgefragt werden“, sagt die Stadt auf Nachfrage.
Der Blick in andere Städte zeige, dass die Kosten für Frauen-Nacht-Taxi-Modelle jährlich im sechsteiligen Bereich liegen würden, während auch dort die tatsächliche Nutzung und Zielgruppenerreichung „vergleichsweise gering“ bleibe, heißt es in der Mitteilung. Die Verwaltung empfiehlt „den Einsatz der vorhandenen Ressourcen für Maßnahmen, die eine nachhaltige und strukturelle Verbesserung der Sicherheit von Frauen im öffentlichen Raum gewährleisten“, lautet die abschließende Schlussfolgerung.
Das ist auch die Meinung von Jasna Ibrić (Volt), Mitglied des Stadtrats und Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses, dessen Schlussfolgerungen ihr zufolge mit denen der Verwaltung übereinstimmen. „Zukünftige Projekte sollten die Langfristigkeit und Nachhaltigkeit der Maßnahmen besser im Auge behalten. Insgesamt sollte der Fokus künftiger Maßnahmen auf Gewaltprävention und Täterarbeit liegen.“
