„#women#life#freedom“Kölner Schauspielerin setzt Zeichen gegen Unterdrückung im Iran

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Elmira Rafizadeh vor einem mit der Aufschrift „Freedom“ beklebten Fenster.

Schauspielerin Elmira Rafizadeh setzt an ihrem Ladenfenstern mit den Worten „#women#life#freedom“ ein Zeichen.

Elmira Rafizadeh hat sich mit Regimekritik Feinde in ihrem Herkunftsland gemacht. Am Fenster ihres neuen Modeladens macht sie damit weiter. 

„Sich frei auszudrücken zu können und dürfen“ ­– das ist für Elmira Rafizadeh das höchste Gut. Dafür setzt sich die Kölnerin mit iranischen Wurzeln auf verschiedensten Ebenen ein. Die 42-Jährige ist Schauspielerin, aktuell in der ZDF-Serie „Wendehammer“ zu sehen, die Ende Juli in die zweite Staffel startete.

Sie ist Gründerin und Inhaberin des Mode-Einzelhandels-Konzepts „Keep loving“ mit rund 20 Angestellten und hat gerade die ersten Teile einer eigenen Kollektion herausgebracht. Sie engagiert sich für die Rechte der Frauen im Iran, ist Mama der achtjährigen Tochter Eliah, gut vernetzte Instagrammerin mit rund 50.000 Followern, Podcasterin mit ihrem Mann Timo... ­und sie hat immer wieder neue Ideen.

Gerade bereitet Elmira Rafizadeh die Eröffnung ihres dritten Stores in der Südstadt vor und setzt auch hier Zeichen: „#women#life#freedom“ steht in großen Lettern auf dem Schaufenster des neuen Ladens an der Severinstraße - ein Slogan, der Solidarität mit den Protesten gegen das Mullah-Regime, Verfolgung und Unterdrückung signalisiert.

Aufgeben gilt nicht.
Elmira Rafizadeh, Schauspielerin

„Aufgeben gilt nicht“, diese Haltung wurzelt in der Familiengeschichte Elmiras: „Wir haben hier bei Null angefangen.“ Sie flüchtete während des Iran-Irak-Krieges 1986 als Kind mit ihrer alleinerziehenden Mutter nach Deutschland, wuchs unter Hartz IV-Bedingungen auf.  „In den ersten 20 Jahren drohte uns die Abschiebung, ich hatte nie sicheren Boden unter den Füßen und ich habe immer den Schmerz meiner Mutter gespürt. Ich war ihre Hoffnung, etwas Besseres zu machen und zu leisten“, erzählt sie offen über die prägenden persönlichen Erfahrungen. Sie selbst habe sich jedoch in Köln gut integriert und akzeptiert gefühlt.

Kein leichter Weg. Aber einer, der stark machen kann. Elmira startete mit viel Energie und Optimismus durch: „Ich habe mich immer selbst finanziert, während des Studiums unter anderem im Einzelhandel gearbeitet, von Adidas bis Chanel. Auch die Mode ist eine Möglichkeit, sich auszudrücken und zu emanzipieren.“ Ihre Unabhängigkeit war ihr von Anfang an sehr wichtig, sie machte sich früh selbstständig. Da sie sich für Vieles interessiert, ist das Multitalent mehrgleisig unterwegs. Um alles unter einen Hut zu bekommen, brauche man allerdings „starke Nerven, einen starken Willen, viel Organisation und ein gutes Backoffice“, räumt die 42-Jährige ein.  Ohne die Unterstützung durch Partner und Familie wäre „das alles nicht zu schaffen“.

Im Iran auf der „schwarzen Liste“

Die Schauspielerei schien ihr nach dem Abi die ersehnte Freiheit zu gewährleisten. Dass sie anfangs oft auf ihren Migrationshintergrund reduziert worden sei und ihr viele „Kopftuchrollen“ angeboten wurden, passte jedoch nicht in ihr Konzept. „Ich wollte raus aus der Schublade.“ Dazu gehörte viel Mut. Ein Wendepunkt in ihrer Laufbahn war die Hauptrolle im regimekritischen, international ausgezeichneten Film „Teheran Tabu“; ihr war bewusst, dass sie damit auf die „schwarze Liste“ der Mullahs kam, Reisen in den Iran lebensgefährlich sein können. „Ich kann nicht zurück, meine Mutter auch nicht.“

Von Köln aus vernetzte sich Elmira Rafizadeh mit Frauenrechtlerinnen, unterstützt Aktionen, hält überparteilich Vorträge. „Es ist sehr wichtig, Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit zu schaffen.“ Die Instagrammerin postet auf Social-Media-Kanälen auch Geschichten über Mode, Medien und ganz Privates aus dem Alltag der Ehrenfelder Familie. Energie für all das tankt die Schauspielerin und Unternehmerin ab und zu durch kleine Auszeiten mit Mann und Kind. Eines vergisst sie dabei nie: „Ich versuche auch Vorbild für meine Tochter zu sein und in ihr ein Bewusstsein zu schaffen, dass man sich engagieren muss, um etwas zu erreichen. Es berührt mich jeden Tag, dass sie sieht, dass wir auch hart dafür arbeiten.“


Zur Person

Elmira Rafizadeh immigrierte 1986 als Fünfjährige mit ihrer damals 24 Jahre alten Mutter nach Deutschland, absolvierte ihr Schauspiel-Diplom 2006 in Köln am Zentrum für Schauspiel, Bewegung und Tanz. Neben Engagements in Fernsehen, Film und Theater studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Kultur- und Medienmanagement. Sie spielte unter anderem 2007 bis 2009 im Ensemble des Theaters Koblenz, als Gast am Schauspiel Bonn oder 2011-14 im Bauturm-Theater Köln in der Inszenierung „Frau Müller muss weg“, sie ist in zahlreichen TV- und Filmproduktionen präsent. Aktuell ist Elmira in der ZDF-Serie „Wendehammer“ als Ärztin Samira Torabi zu sehen, eine Drama-Komödie.

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