Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kölner HauptbahnhofSperrung sorgt für Frust bei Reisegästen

4 min
Durch die Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs wird der Fernverkehr hauptsächlich zum Bahnhof Messe/Deutz umgeleitet.

Durch die Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs wird der Fernverkehr hauptsächlich zum Bahnhof Messe/Deutz umgeleitet.

Durch die Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs ist an den dezentralen Bahnhöfen viel los. Wir haben uns vor Ort umgehört und ein Stimmungsbild eingefangen.

Der Kölner Hauptbahnhof hat seine Menschenmenge an den Bahnhof Messe/Deutz abgegeben. Wegen der zehntägigen Sperrung bis zum 24. November wird der Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) hauptsächlich dorthin umgeleitet. Jetzt rollen deutlich mehr Koffer durch die Passage, und viele Reisende suchen nach dem Deutzer Gleis 9¾ – bekannt als das ebenerdige Gleis 11.

Leyla Yıldırım hat es nach beschwerlicher Suche gefunden, nachdem sie auf den restlichen hochgelegten Bahnsteigen herumgeirrt sei. „Ich fahre sonst immer vom Hauptbahnhof“, sagt sie. Yıldırım wartet auf den ICE nach Frankfurt am Main. „Ich kenne mich hier gar nicht aus.“ Trotzdem bleibt sie gelassen: „Als es hieß, dass alle Züge zwischen Frankfurt und Köln ausfallen, habe ich erstmal einen Schock bekommen. Ich habe erst gedacht, dass gar nichts mehr fährt.“

Die DB hat den Hauptbahnhof ursprünglich für die Installation eines neuen Stellwerks gesperrt – allerdings hat der Konzern einige Tage zuvor einen Softwarefehler entdeckt. Den Umbau hat die DB ins kommende Jahr verlegt. Gesperrt bleibt der Hauptbahnhof trotzdem, um geplante Arbeiten durchzuführen.

Gäste des Fernverkehrs bleiben entspannt

Gemeint waren letztendlich die Verbindungen zwischen den Hauptbahnhöfen von Frankfurt und Köln. Vom Bahnhof Messe/Deutz fahren nach wie vor Züge nach Frankfurt und wieder zurück. „Irgendwie hätte ich das der DB zugetraut“, so Yıldırım. Sie sei froh, dass überhaupt noch Züge fahren, obwohl ihre Verbindung bereits über eine halbe Stunde verspätet ist. Selbst da ist Yıldırım entspannt: „Hoffentlich werden es 60 Minuten. Dann bekomme ich ein bisschen Geld zurück“, scherzt sie.

Der Andrang am deutlich kleineren Deutzer Bahnhof ist groß.

Vorübergehender Knotenpunkt: Der Andrang am deutlich kleineren Deutzer Bahnhof ist groß.

Dagegen ist die Stimmung am Bahnhof Ehrenfeld Montagmittag deutlich angespannter. Dorthin werden mehr Regionalzüge umgeleitet, die eigentlich am Hauptbahnhof halten würden. Zwar sind hier weniger Menschen mit Koffer unterwegs, aber dafür ist trotzdem mehr los als gewohnt. Ein Blick auf die Anzeigentafel zeigt, wieso: Die meisten Züge kommen verspätet. Laut der App des Konzerns gibt es eine Störung. Durch die hohe Verkehrsdichte wegen der Bauarbeiten in Köln kommt es zu Unregelmäßigkeiten im Regionalverkehr.

„Warum sagen die nicht einfach, dass es an der Sperrung liegt?“, sagt Sarah gereizt. Ihr Zug nach Aachen verspätet sich um rund 40 Minuten. Das kalte Wetter und der schneidende Wind auf dem hochgelegenen Bahnsteig tragen nicht zur Stimmung bei. „Die App sagt, dass es an der Verspätung eines vorausfahrenden Zuges liegt“, so die 24-Jährige. „Das fühlt sich an wie eine Ausrede.“ Sarah ist frustriert von der DB. „Das Ganze wäre nicht so schlimm, wenn die Bahn zuverlässig wäre“, sagt sie. „Es gibt überhaupt keine Kompensation für die Ausfälle und Verspätungen. Ganz im Gegenteil, das Deutschlandticket wird wieder teurer. Das nervt total.“

Reisende wünschen Kompensation von DB

Mit Wind und Wetter haben die Bahngäste in der geschützten Passage des Deutzer Bahnhofs weniger zu kämpfen. Ute Schiffer ist mit dem ICE von Aschaffenburg in Köln angekommen und wartet darauf, abgeholt zu werden. „Mein Zug war sogar fast pünktlich“, sagt die 53-Jährige. „Wir mussten ein paar Minuten vor dem Ziel warten, weil die Gleise belegt waren. Aber das kann man ja noch nachvollziehen.“ Schiffer habe sich vor mehr Chaos gewappnet und sei positiv überrascht. „Ich kann aber die Frustration anderer verstehen. Die Preis-Leistung ist nicht gut bei der DB.“ 

Die Gäste des Regionalverkehrs haben wohl genau das Chaos abbekommen, vor dem sich Schiffer gewappnet hat. „Ich habe versucht, es entspannt zu sehen, aber gerade bin ich total genervt wegen der Verspätung“, sagt Mark. Auch er muss von Ehrenfeld nach Aachen fahren. „Ich hoffe, dass die kommenden Tage besser werden, aber ich glaube es schon fast nicht.“ Er wünsche sich, dass der Konzern Ausgleiche anbiete. „Wir müssen die Sperrung einfach so hinnehmen, ohne irgendwelche Angebote. Es kommen nur Entschuldigungen von der DB, ohne dass sich etwas bessert“, findet Mark. „Die Bahn ist schon teuer genug. Sich über sie zu beschweren, ist einfach normal geworden.“