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Zehn Tage keine ZügeKölner Hauptbahnhof ab Freitag weitgehend gesperrt

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Die Bahn nimmt ein neues Stellwerk in Betrieb und sperrt dafür ab dem 14.11.2025. 21.00 Uhr, den Kölner Hauptbahnhof zehn Tage lang fast komplett.

Die Bahn nimmt ein neues Stellwerk in Betrieb und sperrt dafür ab dem 14.11.2025. 21.00 Uhr, den Kölner Hauptbahnhof zehn Tage lang fast komplett.

Ab Freitagabend fahren keine Fern- und Regionalzüge mehr zum Hauptbahnhof. Die Deutsche Bahn nimmt ein neues elektronisches Stellwerk in Betrieb. S-Bahnen sind größtenteils nicht betroffen.

1300 Züge pro Tag, Hunderttausende Reisende: Der Kölner Hauptbahnhof ist eine der zentralen Drehscheiben für den Bahnverkehr im Westen Deutschlands. Von Freitagabend (14. November) an steht diese Drehscheibe für zehn Tage weitgehend still: Die Bahn nimmt ein neues Elektronisches Stellwerk in Betrieb und stellt während dieser zehn Tage bis zum 24. November den Zugverkehr rund um Köln auf den Kopf – mit Auswirkungen für den Fahrplan weit über Nordrhein-Westfalen hinaus.

Fahren wirklich zehn Tage lang keine Züge am Kölner Hauptbahnhof?

Ab Freitagabend 21.00 Uhr fahren keine Fern- und Regionalzüge mehr zum Kölner Hauptbahnhof, im Fall der Linien RE6 und RB48 sogar schon am Donnerstag ab 21 Uhr. Allerdings sind viele S-Bahnen diesmal nicht von der Sperrung betroffen – denn die Technik für den S-Bahn-Verkehr in Köln wurde schon 2021 in der 1. Baustufe des neuen elektronischen Stellwerks (ESTW) Köln Hbf umgestellt. Reisende, die eigentlich mit dem ICE oder einem Regionalzug nach Köln fahren wollten, können also in vielen Fällen auf die S-Bahnen umsteigen. Nur in der Nacht vom 19. auf den 20. November wird der Hauptbahnhof wirklich komplett gesperrt.

Weshalb ist so eine umfangreiche Sperrung nötig?

Die Deutsche Bahn (DB) nimmt am 24. November die 2. Baustufe des neuen Stellwerks Köln Hbf in Betrieb. Hierfür wurden – in den vergangenen vier Jahren – und werden bis zur Inbetriebnahme insgesamt 176 neue Signale aufgestellt und 208 Kilometer Kabel neu verlegt, elf neue Signalbrücken und Signalausleger errichtet und zwei Weichen erneuert. Ab dem 14. November wird die Technik auf Herz und Nieren geprüft und in das Zentralstellwerk in der Kölner City integriert. Während der notwendigen Sperrung der Regional- und Fernverkehrsgleise werden mehr als 217 Signale und weitere nicht mehr notwendige Anlagen abgebaut und die restlichen 53 neuen Signale montiert. Um den Betrieb vollständig von der alten auf die neue Technik umzuschwenken, muss die neue Technik an die bestehenden fünf Randstellwerke (Köln-West, Ehrenfeld, Nippes, Deutz und Hbf S-Bahn) angeschlossen werden. In der Zwischenzeit lässt sich der Verkehr auf den Strecken nicht steuern – deshalb können keine Züge fahren.

Was macht so ein Stellwerk überhaupt?

In einem Stellwerk sorgen die sogenannten Fahrdienstleiter dafür, dass Züge von A nach B kommen – etwa, indem sie Weichen richtig stellen und die Signale auf Grün schalten, wenn ein Gleisabschnitt frei ist. Jedes Stellwerk ist für eine bestimmte Region zuständig. Das Kölner Stellwerk, das nun erneuert wird, ist für alle Zugstrecken von Köln nach Düsseldorf, Aachen und Bonn zuständig.

Was unterscheidet das bisherige Stellwerk von dem neuen?

Bisher saßen die Fahrdienstleiter vor Hebeln und Knöpfen und mussten damit Weichen und Signale über eine inzwischen störanfällig Relaistechnik aus dem Jahr 1975 stellen. Künftig sitzen sie vor einer Wand aus Bildschirmen und brauchen vor allem ihre Computermaus und Tastatur. Das geht laut Bahn schneller und braucht weniger Personal – ein wichtiger Aspekt, denn zuletzt blieben wegen des Personalmangels bei Fahrdienstleitern immer wieder einzelne Stellwerke unbesetzt, so dass kein Zug mehr in dem Bereich fahren konnte. Im neuen Stellwerk nahe des Hansaringes werden die Fahrdienstleiter für den Hauptbahnhof und Deutz künftig „Schulter an Schulter“ sitzen. Dadurch seien schnelle Absprachen möglich und man könne „mehr Leistung aus der Hohenzollernbrücke herausholen“. Tatsächlich ist die Brücke mit sechs Gleisen der Flaschenhals, den alle Züge passieren müssen. Je effizienter die Steuerung dort ist, umso zügiger kann der gesamte Verkehr abgewickelt werden.„Das ist gut für die Bahn, gut für die Mitarbeiter und gut für die Fahrgäste“, freut sich Bezirksleiter Betrieb DB infraGo Klaus Gerhards über die Umstellung auf die neue ESTW-Technik.

Die Sperrungen im Überblick

Die Sperrungen im Überblick

Welche Vorteile gibt es künftig für die Reisenden?

Laut Bahn kann aus dem neuen elektronischen Stellwerk bei Störungen viel flexibler reagiert werden. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, soll das nicht gleich eine ganze Region lahmlegen. Das sorge für mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, verspricht die Bahn.

Wie genau kommt man während der Sperrung trotzdem ans Ziel?

Die Deutsche Bahn, National Express und andere Anbieter haben ein umfangreiches Konzept. Am besten sehe man in der Online-Auskunft, wie die eigene Verbindung trotz der Bauarbeiten funktioniert, rät das Unternehmen. Kurz zusammengefasst: Viele ICE halten in Ehrenfeld oder Messe/Deutz statt am Hauptbahnhof. Einige Fernzüge machen aber auch einen ganz großen Bogen um die Stadt, so dass Reisende ab Düsseldorf oder aus Bonn andere Verbindungen nutzen müssen.

Auch im Regionalverkehr umfahren einige Linien wie der RE 1 (Aachen-Hamm) oder der RE 5 (Wesel-Koblenz) die Stadt weiträumig und halten dadurch zum Beispiel auch nicht in Leverkusen oder Düsseldorf-Benrath. Insgesamt kommt es auf etwa einem Dutzend Regionalverkehrs-Linien zu Umleitungen. Dort, wo man mit seinem Zug nicht wie gewohnt hinkommt, sollen Reisende auf die S-Bahn oder auf Busse und U-Bahnen von KVB und SWB umsteigen. In einzelnen Nächten fahren Ersatzbusse.

Läuft ab dem 24. November dann alles wieder normal?

Der Plan ist, dass die Züge pünktlich zum Berufsverkehr am Montag, 24. November um 5.00 Uhr wieder nach Plan rollen. Bis dahin soll die Technik aufwendig getestet und voll funktionsfähig sein. Damit auch die Fahrdienstleiter dann mit der neuen Technik klarkommen, werden sie bis dahin an einem Simulator geschult.

Was hat die Umrüstung gekostet?

Allein in die beiden neuen Stellwerke im Knoten Köln investiert die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben rund 360 Millionen Euro. Es handelt sich dabei neben dem   ESTW Köln Hbf um das ESTW „Linker Rhein“, das im Mai 2025 in Betrieb gegangen ist und die Nah- und Fernverkehrszüge zwischen Köln und Bonn steuert. In Bonn-Beuel wurde bereits im August ein neues Stellwerk in Betrieb genommen. In den nächsten Jahren werden die Stellwerke in Köln-Mülheim, Bonn Bad Godesberg, Bonn Hbf, Roisdorf, Sechtem, Brühl und im Bereich Aachen   modernisiert und auf den neuesten technischen Standard gebracht. Ziel: Die DB soll pünktlicher, verlässlicher und profitabler werden.

Gibt es in absehbarer Zeit weitere Sperrungen bei der Bahn in der Region Leider ja. Die Bahn investiert weiter massiv in die Sanierung und Modernisierung der Schiene. Neben einer Reihe von kürzeren Vollsperrungen stehen 2026 zwei Generalsanierungen in unserer Region an: Vom 6. Februar bis 10. Juli auf der Strecke Köln – Wuppertal – Hagen sowie vom 10. Juli bis 11. Dezember auf der rechtsrheinischen Bahnstrecke zwischen Troisdorf und Koblenz Hbf. Weil der Güterverkehr über die linke Rheinstrecke umgeleitet werden muss, fallen dort auch Personenzüge aus. Außerdem gibt es vom 10. April bis 3. Juli eine Totalsperrung zwischen Köln-Mülheim und Bergisch Gladbach wegen Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik sowie Brückenarbeiten.

Der Zweckverband go.Rheinland hat die vielen Baustellen im kommenden Jahr in einer grafischen Übersicht zusammengestellt, die im Internet go.rheinland.com abgerufen werden kann.   (mit dpa)