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Rechtsstreit drohtVergabezoff um den Weihnachtsmarkt am Kölner Dom

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Aushängeschild für Köln: Der Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz zieht mehr als vier Millionen Besucher pro Jahr an.

Aushängeschild für Köln: Der Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz zieht mehr als vier Millionen Besucher pro Jahr an.

Bei der Vergabe geht es um viel Geld. Unterlegene Bieter hatten offenbar bei der Stadt interveniert.

Die gute Nachricht zuerst: Der Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz, mit mehr als vier Millionen Besuchern einer der bekanntesten der Welt, wird in diesem Jahr wie geplant stattfinden. Der selbst ernannte „Markt der Herzen“ mit der riesigen Tanne startet am 17. November. Doch wie es nächstes Jahr mit dem Budenzauber am Kölner Dom aussieht, steht in den Sternen.

Die Stadt Köln hat das Verfahren für die Vergabe der Konzession für die Jahre 2026 bis 2030 vor wenigen Tagen aufgehoben. Zur Begründung heißt es in einer nicht-öffentlichen Mitteilung an den Hauptausschuss des Stadtrats: „Die Grundlage des Vergabeverfahrens hat sich wesentlich geändert.“ In dem dreiseitigen Papier erklärt das Ordnungsamt, man habe bei der Ausschreibung Fehler gemacht. Unter anderem habe es fehlerhafte Angaben über die Lage der Abwasserschächte auf dem Platz gegeben. Auch habe man irrtümlich geschrieben, Gastronomieangebote dürften maximal 15 Prozent der genehmigten Veranstaltungsfläche beanspruchen. Es habe aber 15 Prozent der genehmigten Verkaufsfläche heißen müssen.

Die Vorlage sei merkwürdig, sagte ein Mitglied des Stadtrats. „Es wirkt so, als habe man versucht, Gründe zu finden, um die Vergabe aufzuheben.“ Diese Vermutung äußerten auch andere Ratsmitglieder.

Weihnachtsmarkt am Kölner Dom: Insgesamt sechs Bewerbungen

Hintergrund des Vergabestopps ist offenbar, dass unterlegene Bieter bei der Stadt interveniert haben. Bei der Vergabe geht es um sehr viel Geld. Insgesamt gingen sechs Bewerbungen für den größten Kölner Weihnachtsmarkt ein. Darunter war auch die Roncalli Event GmbH des Circus Roncalli.

Nach Rundschau-Informationen hatte die bisherige Veranstalterin, die Kölner Weihnachtsgesellschaft (KW), im Auswahlverfahren der Stadt bereits im Juni von der Verwaltung und einer Findungskommission aus Mitgliedern der Bezirksvertretung Innenstadt und des Stadtrats die höchste Bewertung erhalten und sich knapp gegen den Zweitplatzierten durchgesetzt. Doch eine offizielle Mitteilung der Stadt über den Zuschlag blieb aus. Stattdessen erhielten alle Bewerber vorige Woche ein Schreiben, dass neu ausgeschrieben werde.

„Wir können nicht nachvollziehen, warum die Stadt Köln das Vergabeverfahren aufgehoben hat und werden uns juristisch dagegen zur Wehr setzen“, sagte KW-Geschäftsführerin Monika Flocke der Rundschau. Nach dem Votum der Kommission seien Rügen von unterlegenen Bietern bei der Verwaltung eingegangen. Sie hätten unter anderem kritisiert, im Konzept der KW sei ein Rettungsweg durch ein Karussell blockiert. Deshalb habe die KW die Mindestanforderungen nicht erfüllt und müsse vom Verfahren ausgeschlossen werden. Das stimme aber gar nicht, betont Flocke. „Unser Konzept erfüllt alle Anforderungen.“ Auch der Vorwurf, die Verwaltung habe versucht, die Bewerbung der KW im Nachhinein durch Korrekturen zu „heilen“, treffe nicht zu. „Das ist an den Haaren herbeigezogen. Seit der Abgabe unserer Bewerbung im Mai hat niemand von der Stadt mit uns gesprochen.“

Bisherige Veranstalterin will sich juristisch wehren

Sie frage sich vielmehr: „Wie kann es sein, dass unser vertraulich zu behandelndes Weihnachtsmarktkonzept offenbar in die Hände konkurrierender Unternehmen geraten ist?“ Das sei ein starkes Stück. Für den Abbruch eines Vergabeverfahrens brauche es gewichtige Gründe. Diese lägen hier aber nicht vor. Deshalb werde man sich gegen die Entscheidung der Stadt wehren.

Nun droht ein langwieriger Rechtsstreit. Sollte es zu einer Neuausschreibung kommen, werde man sich erneut bewerben, so Flocke. „Ich denke, wir haben eine ganz gute Arbeit gemacht in den vergangenen 15 Jahren. Trotz Corona, trotz der ganzen Baustellen – wir haben immer das Beste daraus gemacht.“ Dass die „London Times“ Köln zur „Weihnachtsmarkthauptstadt Europas“ gekürt hat, habe „auch ein wenig mit unserer Arbeit zu tun“.

Unklar ist, wie sich der Vergabezoff auf den Weihnachtsmarkt 2026 am Roncalliplatz auswirken wird. Der aktuelle Rechtsstreit um die Deutzer Kirmes hat dazu geführt, dass das Volksfest nicht nur in diesem Frühjahr ausgefallen ist. Auch im Herbst 2025 und an Ostern 2026 wird es voraussichtlich keine Deutzer Kirmes geben, weil das Oberlandesgericht Düsseldorf erst am 22. April 2026 über den Fall entscheiden wird.

Sollten bei einer Neuvergabe des Weihnachtsmarkts am Dom unterlegene Bieter klagen, käme eine finale Gerichtsentscheidung möglicherweise erst nach Weihnachten 2026 zu Stande. Der Markt müsste aber dennoch nicht unbedingt ausfallen. Denn die Stadt hätte in diesem Fall die Möglichkeit, ihn übergangsweise für ein Jahr an den bisherigen Betreiber zu vergeben.