Der Alt-OB spricht mit der Kölnischen Rundschau über seine Krebs-Erkrankung und seinen Schritt zum Austritt aus der Kölner CDU.
Kölner CDU„Ich habe nicht mehr die Kraft“ - Alt-OB Fritz Schramma an Krebs erkrankt

Will sich nicht mehr für seine CDU engagieren: Alt-OB Fritz Schramma
Copyright: Thomas Banneyer
Mit diesem Schritt hat der frühere Oberbürgermeister seine frühere Partei, die Kölner CDU, in einen Schockzustand versetzt: Vor fast einem halben Jahrhundert ist Fritz Schramm in die Kölner CDU eingetreten, doch nun ist er fertig mit seiner Partei. Er ist wie seine Frau und seine Tochter aus der CDU ausgetreten. Die Nachricht, über die die Kölnische Rundschau exklusiv berichtete, löste ein Beben in der Partei aus.
Schramma sagte im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich mache das nicht mehr mit.“ Er wandte sich in scharfen Worten gegen die führenden Kräfte der Kölner Partei, Parteichefin Serap Güler, Fraktionschef Bernd Petelkau, und Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Schon 2021 hatte er den Ehrenvorsitz aus Verärgerung über den Umgang mit der Stadtwerke-Affäre abgegeben. Nun sagt er: „Ich habe nicht mehr die Kraft, mich da noch einmal großartig zu engagieren.“ Dem 78-Jährigen fehlt die Kraft, weil er schwer krank ist. Der ehemalige Oberbürgermeister (2000 bis 2009) hat alle Termine bis zum Jahresende abgesagt. „Bei mir wurde Krebs festgestellt, der schon Metastasen ausgebildet hat“, sagte Schramma der Kölnischen Rundschau: „Ich habe bereits drei Operationen hinter mich gebracht.“
Schramma: Hoffnung, den Krebs zu besiegen
Er sei guten Mutes, innerhalb der nächsten Monate die Krankheit zu besiegen, erklärte der 78-Jährige: „Ich fühle mich in der Uniklinik hervorragend betreut von renommierten Ärzten.“ Den Austritt aus der Partei und die Kritik an der Parteiführung will er vor diesem Hintergrund aber nicht falsch verstanden wissen. Es handele sich keineswegs um eine Kurzschlussreaktion, vielmehr habe er den Schritt lange überlegt – unabhängig von seinem Gesundheitszustand. „Eine solche Erkrankung nimmt einem schon eine gehörige Portion Kraft“, sagte Schramma: „Das ist mit einer der Gründe, weshalb ich zurzeit nicht mehr die Kraft aufbringen möchte, mich mit Dingen zu beschäftigen, die für mich im Moment zweitrangig sind.“ Fritz Schramma hat sich auch nach seiner Zeit am OB-Schreibtisch auf verschiedene Art in Kölner Debatten eingemischt. Er setzte sich für den Bau der Zentralmoschee in Ehrenfeld ein und vermittelte den Bau engagiert in der Stadtgesellschaft. Nach dem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan macht er seinem Ärger über die Religionsgemeinschaft Ditib Luft.
Die scheidende Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte Schramma zu dessen 75. Geburtstag. Er Ex-OB habe den Rat der Religionen und den Ausländerbeirat gegründet (der heute Integrationsrat heißt) sowie die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik und damit viel für den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft getan. „Viele Kölnerinnen und Kölner haben dich als einen echten Kümmerer erlebt, der aufs Engste verbunden war und verbunden ist mit seiner Heimatstadt.“
Gehört wurde seine Stimme auch innerhalb der CDU. Er war vor der Oberbürgermeister-Wahl Teil der Findungskommission seiner Partei. Dass diese erfolglos geblieben war und der damalige Parteichef Karl Alexander Mandl sich mehr oder weniger selbst zum Kandidaten ernannte, haben viele in der Union kritisch gesehen. Mandl scheiterte in der Partei und auch an sich selbst. Schramma verteidigt ihn noch in diesen Tagen. Er habe die Chance verkörpert, wirklich etwas zu verändern. Diese Veränderung, die er für dringend notwendig erachtet, will der 78-Jährige nun anderen überlassen.

