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Lieblingswort ‚dennoch‘Nach Krankheit – Kölner Sängerin entwickelt Workshops für Betroffene

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Eine Frau mit schwarzem Haar und Brille trägt roten Lippenstift und einen cremefarbenen Rollkragenpulli. Sie hält eine Mikro in der Hand.

Melanie Heizmann verbindet Musik und persönliche Erfahrungen zu Selbsthilfe-Seminaren für Menschen in Lebenskrisen.

Die Sängerin und Beraterin konzipierte nach einer überstandenen Krebserkrankung die musikalischen Workshops „Vom Überleben zum Leben“.

„Die Angst vor der nächsten Nachsorge kommt immer wieder, aber es gibt Möglichkeiten, damit umzugehen. Für mich ist das auch der Mut, zu sagen, ‚dennoch‘. Das ist mein Lieblingswort“, erklärt Melanie Heizmann. Die Sängerin, Musikproduzentin und Beraterin hat eine Brustkrebserkrankung besiegt. Sie möchte nun anderen Menschen in Krisensituationen beistehen. Durch die Unterstützung der Kommunikationsdesignerin und Fachjournalistin Irina Rasimus entwickelte Heizmann in den vergangenen Monaten ein Präsenz-Konzept, das durch Kammermusik, eigene Erfahrungsberichte, Coaching-Impulsen sowie dem unmittelbaren Dialog mit Teilnehmern Möglichkeiten zur Bewältigung von Schicksalsschlägen eröffnen soll.

„Ich habe sicher noch Angst, dennoch entscheide ich mich für die Zuversicht. Die Veranstaltungen sind ein gemeinsames, lösungsorientiertes Nachvorneblicken“, berichtet die 53-Jährige. Bisher fanden vier jeweils 60-minütige Treffen in entspannter Wohnzimmeratmosphäre statt. Die Künstlerin interpretierte dabei ausgewählte Stücke aus dem Rock-, Pop- und Jazzbereich, um deren Texte anschließend mit persönlichen Erfahrungen oder philosophischen Betrachtungen zu verflechten.

Musik als Brücke zur Hoffnung

Auch die Eingriffe an und im Körper werden reflektiert. „Die Medizin, die uns retten soll, schwächt uns erstmal so, wie wir es vorher noch nie erlebt haben“, verweist Heizmann auf den langen Prozess der Heilung. Die Musik baue Brücken direkt in die Seele und damit ins Zentrum der Hoffnung hinein. Zahlreiche Rückmeldungen bestätigten die alleinerziehende Mutter in ihrer Vortragweise: „Die Leute fühlten sich gesehen, aber nicht belehrt und konnten gestärkt wieder nach Hause gehen“, resümiert die Sängerin, deren Stimmqualitäten bereits Schlagerstars wie Guildo Horn und Peter Kraus für gemeinsame Touren überzeugten oder den Chor der WDR Big Band bereicherten. Eine zusätzliche Ausbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin in der Kölner Südstadt offenbart die vielfältigen Wirkungsfelder der Philanthropin.

Für das neue Format sammelte die gebürtige Westfalin aus Ahlen Erfahrungen in den Häusern des Kölner Clarenbachwerks sowie in einem Bensberger Hospiz. Dort gastiert sie regelmäßig für Ein-Personen-Konzerte, in denen speziell gewünschtes Liedgut auf den jeweiligen Zimmern intoniert wird. „Die Menschen wissen aufgrund ihrer Demenzerkrankungen mitunter die Namen ihrer Kinder nicht mehr, singen aber alle Strophen mit.“

Neben den privaten Besuchern ihrer Veranstaltungen möchte die Geschäftsfrau zukünftig auch Selbsthilfegruppen, Unternehmen oder soziale Einrichtungen mit ihren erfahrungsgeprägten Angeboten erreichen, die während oder nach einer elementaren Existenzkrise besucht werden können. So dauerte in ihrem persönlichen Fall die Heilung sehr lange. Das Zweifeln sei nicht mit dem chirurgischen Eingriff vorbei gewesen. Um das eigene verunsicherte Gedankenkarussell in andere Richtungen zu leiten, fand Melanie Heizmann Ausdruck und Stärke in der Lyrik. So gehe es im Leben stets um Hoffnung, Vertrauen und die Kraft der Vorstellung, dass etwas Schönes möglich ist – auch im Schmerz, in der Krankheit oder dem Verlust. Der nächste Vortrag findet am 07. Januar 2026 in der Kölner Südstadt statt. Für weitere Informationen bittet die Veranstalterin um eine Anschrift an post@einfach-genug.de.


www.einfach-genug.de