Im Juli dominierten graue Wolken und Regen das Wetter – Was das für Auswirkungen auf Campingplätze, Gastronomie und Bäder hat.
Camping, Gastro, BäderSo wirkt sich das trübe Wetter auf die Stadt aus

Gute Miene zu jedem Wetter macht die Niederländerin Helena Langedijk.
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„Oh je“, ruft Linus Ambauen, „morgen müssen wir um 15 Uhr auf dem Zeltplatz sein. Danach kommt Regen.“ Der zehnjährige Schweizer ist zusammen mit Bruder Mattia und den Eltern für 14 Tage auf Radtour durch Deutschland. Eine Tour durch den Regen. „Wir checken schon mehrmals täglich die Wetter-App“, gibt Vater Christian Ambauen zu. Die Familie lümmelt sich an diesem Abend unter einem Vordach ihres kleines Zelts auf dem Campingplatz Berger in Rodenkirchen. Vom Wetter, das wahrhaftig schöner sein könnte, wollen sich die vier ihre Ferien nicht vermiesen lassen. Jammern gilt nicht.
„Unsere Taschen sind wasserfest, wenn ein richtiger Regenguss kommt, stellen wir uns unterwegs unter. Wir entscheiden, je nach Wetter“, sagt Mutter Lilian. Lustig sei es gewesen, als sie unter einer Brücke einfach das Schweizer Kartenspiel Jassen gespielt haben. „Mit dem Rad unterwegs zu sein, ist eine schöne Art zu reisen, man bekommt so viel von der Landschaft mit“, sagt Lilian Ambauen. Diese Überzeugung teilt sie mit einem guten Dutzend von Fahrrad-Touristen auf dem Campingplatz. „Wir sind gut ausgerüstet“, lacht die Niederländerin Helena Langedijk. Seit 36 Jahren ist sie mit ihrem Partner Ton Haakman ein eingespieltes Team. Während er das Zelt aufbaut, demonstriert sie ihren bewährten Regenponcho. Wer wie die Niederländer oder die Schweizer lange vorher die Züge gebucht hat, ändert wegen des Wetters nicht seine Pläne.

Familie Ambauen radelt 14 Tage am Rhein entlang.
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Diese Beobachtung hat auch Campingplatzbetreiber Bernhard Berger gemacht. Sein Platz ist gut gefüllt. Fahrradzelten sei im Trend, die Tour entlang des Rheins beliebt, sagt Berger und verrät, dass ein Fahrradzelter auch am späten Abend, wenn er an der Rezeption um einen Platz für die Nacht bittet, aufgenommen wird. Das ist Camperehre. Ebenso wie eine gewisse Gleichmütigkeit bezüglich des Wetters. „Das Schlimmste wäre, sich aufzuregen“, sagt Berger, selbst passionierter Camper, über das Wetter. Sein Tipp: Ein paar Flip-Flops für den Weg zur Toilette mitnehmen, damit Schuhe und Zelt trocken bleiben. „Wir haben einen Schirm mit, wenn wir nachts raus müssen“, verrät Christian Ambauen und gibt bei aller Begeisterung für den naturnahen Urlaub zu: „Das Schlimmste ist, wenn man nachts bei Regen aufs Klo muss.“
Gastronomie vermisst die lauen Sommerabende
Kein guter Monat war der Juli für die Kölner Gastronominnen und Gastronomen. Das gilt vor allem für diejenigen mit Plätzen an der frischen Luft. „Viele Gastronomen erwirtschaften im Sommer den Umsatz, der sie über den Winter bringt“, erklärt Maike Block, Geschäftsführerin der IG Gastro. „Weil die lauen Sommerabende aktuell fehlen, beeinträchtigt das die Umsätze massiv.“ So ein ganzer Monat unter den Erwartungen, sei danach kaum wieder auszugleichen. Vor allem litten derzeit logischerweise Betriebe, die auf besonders große Außenflächen setzen. Genauso wie Lokale, deren Geschäft auf die Sommermonate ausgerichtet ist, etwa Eiscafés.

Massive Umsatzverluste: Viele Tische in der Außengastronomie blieben im Juli unbesetzt.
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Ihren Mitgliedern empfiehlt die IG Gastro nun vor allem, die Möglichkeiten in der Außengastronomie auszuschöpfen, um den Gästen den Aufenthalt auch an weniger sommerlichen Tagen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu zählen Heizmöglichkeiten oder andere Aufbauten, um den Außenbereich wind- und wetterfest aufzurüsten.
Zahlen bei den Kölnbäder sanken ins „Bodenlose“
Für die Kölnbäder bewege sich der Sommer „bis dato noch im Rahmen“, sagt der Betriebsleiter der Kölnbäder, Marc Riemann. Das sei vor allem dem starken Juni zu verdanken. „Auch die ersten Juli-Tage waren top.“ Tatsächlich hätte der Juli kaum sommerlicher beginnen können. An den ersten beiden Tagen des Monats stieg die Temperatur auf über 35 Grad Celsius. 25.000 Menschen strömten an einem Tag in die Standorte der Kölnbäder. „Seitdem ist der Run auf die Freibäder allerdings ins Bodenlose gesunken.“ Zum Vergleich: Noch am vergangenen Dienstag zählten die Bäder zusammengerechnet nur knapp über 3000 Besuchende an einem Tag.
Dass die Zahlen nicht komplett einbrechen, liegt daran, dass alle Standorte Kombibäder sind, also über Innenbereiche verfügen. Einzige Ausnahme ist das Naturfreibad Vingst, das aufgrund des Wetters schon an einigen Tagen pro Woche geschlossen blieb. „Wenn wir wissen, dass nur gut 15 Leute pro Tag kommen, dann lohnt sich das natürlich nicht“, sagt Riemann. Nun hoffen die Kölnbäder auf einen sonnigeren August. Vor zwei Jahren sei die Situation ähnlich gewesen. Auf einen warmen Juni folgte ein trüber Juli, dafür danach aber viele sonnige Tage bis Mitte September.
Und wenn es doch noch ein paar Tage trüb bleibt, hat Riemann noch einen Tipp parat. „Wer Wärme sucht, kann sie bei uns auch finden.“ Das Agrippabad, ausgestattet mit Sauna und Solebecken, erfreue sich aktuell großer Beliebtheit.
Tourismus verlagert sich vermehrt in Innenräume
Für den Tourismus hat das trübe Wetter laut Köln-Tourismus bislang keinen Einfluss auf die reine Anzahl der Gäste, die Köln besuchen. „Dennoch beobachten wir, dass sich die Interessen der Besuchenden bei schlechterem Wetter verlagern“, sagt Geschäftsführer Jürgen Amann. Besonders Angebote in Innenbereichen, wie etwa ein Besuch der vielfältigen Museen der Stadt, rückten an weniger sommerlichen Tagen in den Fokus der Touristen.

Nasse Angelegenheit: Viele Touristen, die im Juli nach Köln kamen, bekamen ein graues Bild der Stadt zu sehen.
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Das spiegele sich auch in der Touristeninformation am Dom wider. „Besucherinnen und Besucher fragen dort häufiger nach wetterunabhängigen Erlebnissen und kulturellen Highlights in geschlossenen Räumen“, sagt Amann.
Schiffe fahren im Ferienlager durch Pfützen
Bei der Ferienfreizeit „Hövi-Land“ der katholischen Kirchengemeinden in Höhenberg und Vingst haben die Regenschauer der vergangenen Tage nicht für schlechte Stimmung gesorgt. „Den Kindern ist das ja egal“, sagt Pfarrer Franz Meurer: „Im Zweifel haben sie Pfützen dafür genutzt, kleine Schiffchen fahren zu lassen.“ Rund 500 Kinder, die nicht in Urlaub fahren können, bekommen in einem Waldstück tagsüber Erlebnisse geboten, überwiegend von vielen Ehrenamtlichen organisiert. Zum 31. Mal findet die Ferienfreizeit nun statt, an diesem Freitag endet sie mit einem großen Fest, am Tag danach wird das Gelände wieder geräumt. „Bisher haben wir immer eine Woche lang auf- und einen Tag lang abgebaut“, erzählt Meurer: „Jetzt drücken wir alle die Daumen, dass es am Samstag nicht regnet. Sonst würde der Abbau aufwändiger.“
Denn wenn Zelte, Bänke und Ausstattung im Nassen aus dem Wald abtransportiert werden müssen, können sie nicht einfach für das nächste Jahr eingelagert werden: Dann würden sich mehrere Tage Arbeit anschließen, um die Materialien zu trocknen. Außerdem befürchtet Pfarrer Meurer, dass bei Regenwetter einige der meist über 100 Freiwilligen, die zum Abbau erwartet werden, nicht kommen.