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Neue BewohnerWarum Heckrinder in ein Kölner Naturschutzgebiet kommen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kalb und ein junges Heckrind auf einer Weide.

Heckrinder sind robuste Tiere mit eindrucksvollen Hörnern. 

Köln setzt eine weitere Rinderrasse zur Landschaftspflege ein. Ihr Weidegebiet liegt im Kölner Westen, nahe Bocklemünd.

Die Schulterhöhe der neuen Landschaftspfleger endet etwa auf Kopfhöhe eines Zehnjährigen. Ihr Gewicht: zwischen 600 und 900 Kilo. Weiteres Merkmal: dichtes dunkelbraunes Fell und imposante lange Hörner. Ab Mai übernehmen Heckrinder im Naturschutzgebiet „Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache“ die Pflege des Weidelands.

In dem Naturschutzgebiet, das an den nordwestlichen Siedlungsrand von Bocklemünd grenzt, sollen die Heckrinder eine Grünlandbrache von Büschen und Brombeerranken freihalten. Damit setzt die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Köln dort eine neue Form der Beweidung um. Sie entspricht dem 2024 beschlossenen Pflege- und Entwicklungskonzept für das Gebiet, in dem vor vielen Jahren drei Kiesgruben betrieben wurden. 

74 Hektar ist das gesamte Naturschutzgebiet groß. Das sind Pi mal Daumen mehr als 100 Fußballfelder. Für die drei bis fünf Heckrinder wird eine Fläche von rund zehn Hektar umzäunt. Die Weide ist dann auch tabu für Mensch und Hund. „Entlang des Zaunes wird im Süden und Osten aber ein Rasenweg angelegt, sodass das Gebiet über mehrere Wege weiterhin für einen Spaziergang mit Blick auf die Heckrinder genutzt werden kann“, teilt die Stadt mit.

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Ein Heckrind steht auf einer Waldlichtung.

Ein Heckrind steht auf einer Waldlichtung.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln umgesetzt. Die Heckrinder gehören einem Privatmann, der sie bereits in anderen Orten zur Landschaftspflege eingesetzt hat.„Das Besondere an Heckrindern ist, dass sie genügsam sind, wetterfest und robust“, erklärt Sönke Geske, Geschäftsführer der NABU Naturschutzstation. Während die Schafe, die eine Zeit lang im Naturschutzgebiet „Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache“ gegrast haben, eher mäkelig waren und sich gezielt einige Pflanzen als Schmaus aussuchten, sind die Heckrinder nicht so wählerisch. Das führt dazu, dass sich auf der Weide keine Pflanzen wie das von den Schafen verschmähte Langreitgras ausbreiten. „Unser Ziel ist es, dass viele unterschiedliche Pflanzen dort wachsen können“, sagt Geske. 

Feldlerche und Neuntöter sollen wiederkommen

Je mehr unterschiedliche Pflanzen wachsen, desto mehr unterschiedliche und teilweise bedrohte Tierarten siedeln sich an. So hofft der NABU beispielsweise auf die Ansiedlung von Feldlerche oder Neuntöter. Dadurch, dass nur drei bis fünf Rinder ganzjährig auf der zehn Hektar großen Fläche weiden, entstehen optimale Bedingungen. Die Gräser und Kräuter werden so weit abgegrast, dass Insekten für ihre Fressfeinde gut zu sehen sind, gleichzeitig können auf der Weide immer wieder neue Pflanzen wachsen, ohne direkt im Magen der Rinder zu landen.

Was aus deren Magen respektive Darm auf der Wiese landet, unterstützt wiederum die Biodiversität. „Im Dung leben viele Insekten“, erklärt Geske. Ehrenamtler des NABU werden sie unter die Lupe nehmen und auch Vogelkartierungen vornehmen. Fünf Jahre lang wird die NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, die als biologische Station mit hauptamtlichen Fachkräften arbeitet, die Auswirkungen der Heckrinder-Beweidung auf die Pflanzen- und Tierarten beobachten.

Naturschutzgebiet Baadenberger Senke

Geske ist zuversichtlich, dass die Auswirkungen positiv sein werden. Genau dasselbe Konzept wurde vor fünf Jahren mit Wasserbüffeln im Naturschutzgebiet Am Hornpottweg in Dünnwald in Zusammenarbeit mit der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln gestartet. „Die naturschutzfachliche Beweidung dort war sehr erfolgreich“, sagt Geske.

Insgesamt sind für die ganzjährige Beweidung mit den Heckrindern für einen Zeitraum von fünf Jahren 183.000 Euro vorgesehen. Davon entfallen auf das erste Jahr 63.000 Euro, da die vorbereitenden Arbeiten und der Zaunbau durchgeführt werden. In den Folgejahren sind jeweils 30.000 Euro jährlich für Beweidung und Monitoring angesetzt.


Tiere als Landschaftspfleger

Esel weiden ganzjährig im Naturschutzgebiet Am Godorfer Hafen.

Wasserbüffel-Beweidung gibt es ganzjährig im Naturschutzgebiet Am Hornpottweg in Dünnwald.

Esel und Ziegen sind im Naturschutzgebiet Wahner Heide eingesetzt.

Im Naturschutzgebiet Rheinaue Worringen-Langel sind Glanrinder in der Beweidung eingesetzt. Dies ist allerdings kein städtisches Projekt.

Darüber hinaus gibt es vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen Beweidungsprojekte mit Schafen und Ziegen auf verschiedenen städtischen Flächen in Landschaftsschutzgebieten.Weitere Beweidungsprojekte sollen kommen, befinden sich aktuell aber noch in einer frühen Planungsphase.