Im zweiten Anlauf soll es klappen: Mark Benecke will für die Satirepartei „PARTEI“ Oberbürgermeister von Köln werden.
Kommunalwahl in KölnMark Benecke will Bürger mehr beteiligen

Der Forensik-Experte Mark Benecke, Spitzname „Dr. Made“, kandidiert für die „PARTEI“ für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters.
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Er ist der Tausendsassa unter den Kölner Oberbürgermeister-Kandidaten: Dr. Mark Benecke (54), ein international gefragter Forensik-Experte, hat in New York gelebt, für die dortige Gerichtsmedizin und das FBI gearbeitet, zahlreiche Bücher und Kolumnen verfasst und unzählige Auftritte in Funk und Fernsehen absolviert. Als NRW-Landesvorsitzender der Satirepartei „PARTEI“ engagiert sich der Kölner Kriminalbiologe außerdem seit langem in der Politik. Nun will er es noch einmal wissen: Zehn Jahre nach seinem ersten Versuch geht er zum zweiten Mal für die „PARTEI“ ins Rennen um den Chefsessel im Kölner Rathaus. Er wolle im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit gewinnen, betont Benecke im Gespräch mit der Rundschau. „In der PARTEI gilt immer das Ziel 100 Prozent plus X.“
Bei der OB-Wahl 2015 hatten 23.291 Kölner für Benecke gestimmt (7,2 Prozent) - damit landete er auf dem dritten Platz hinter Henriette Reker (parteilos) und Jochen Ott (SPD). Im laufenden Wahlkampf konnte er schon ein Ausrufezeichen setzen. Laut der Forsa-Umfrage „Köln-Check“ vom Juni ist er der bekannteste OB-Kandidat in Köln - mehr als jeder dritte Wähler kennt ihn.
OB-Kandidat Mark Benecke fordert Rückbau der Kölner Oper
Und was will er für Köln erreichen? „Der Dom muss von der ganzen Welt aus sichtbar werden“, nennt Benecke als erstes Thema. Wie das gehen soll? „Keine Ahnung, dazu sollen sich die Kölnerinnen und Kölner was einfallen lassen.“ Außerdem brauche es eine U-Bahn-Linie von Köln nach Neukölln. „Also die Achse des Guten. Weil die DB es nicht hinbekommt.“ Weiterhin wolle er „Kurzstreckenflüge innerhalb der Kölner Innenstadt abschaffen und natürlich Straßenreinigung mit Kölnisch Wasser einführen“. Da sei er, anders als vielfach behauptet, nicht auf 4711 festgelegt. „Es kann auch Farina sein.“
Das Wichtigste für ihn sei jedoch „der Rückbau der Kölner Oper in den Grundzustand. Das ist das Allererste, was ich mache.“ An ihrer Stelle könne ein Parkplatz entstehen oder ein kleiner Wald. Am Brüsseler Platz will Benecke ein „Verweilgebot“ einführen. „Die Menschen müssen am Brüsseler Platz verweilen.“ Auch die Einrichtung von „Männerverbotszonen in der Stadt für Männer, die keinen Wesenstest gemacht haben“, gehöre zu seiner Agenda.
Wie er seine Pläne finanzieren will? Dafür hat Benecke eine einfache Antwort. „Seit ich ein Kind bin, ist es so, dass in Köln immer alle alles wollen: Kamelle, Bützchen, Geld, Theater, mehr Wohnungen, alles.“ Zur Frage, wie das alles bezahlt werden soll, müsse man die Bürgerinnen und Bürger hören. „Die sollen sich überlegen, wie das Geld verteilt wird. Wenn man Bürgerbeteiligung ernst nimmt, führt das zu sehr interessanten Ergebnissen.“ Falls die Leute nur Karneval wollten, „kriegen sie eben nur Karneval. Das kann ich dann auch nicht ändern.“
Benecke: Am Neumarkt muss mehr soziale Arbeit gemacht werden
Auf den Hinweis, die Bürger könnten mit der Aufstellung eines städtischen Haushalts überfordert sein, entgegnet Benecke: „Dann haben sie Pech gehabt. Konrad Adenauer hat gesagt: Wenn du nur schmutziges Wasser hast, musst du mit schmutzigem Wasser putzen. Das sehe ich genauso. Ich sehe mich in direkter Nachfolge von Adenauer in dieser Sache, auch in einigen anderen Dingen.“
Seine Wahlplakate lässt Benecke nur am Neumarkt aufhängen. „Unten in der KVB. Dort, wo für mich das Herz der Stadt schlägt.“ Wenn es um die dramatische Situation an dem Brennpunkt geht, um die zahllosen Drogenkranken, den offenen Drogenkonsum und die zunehmende Verwahrlosung im öffentlichen Raum, dann wird auch der Satiriker Benecke plötzlich ganz ernst. „Ich würde am Neumarkt eine vernünftige soziale Arbeit machen. Das Motto muss lauten: Helfen, nicht vertreiben.“
„Wem nicht gefällt, dass es in Köln substanzabhängige Menschen gibt, die sozial verwahrlost sind, der soll doch ins Tessin ziehen“, betont Benecke. Das Problem sei, dass diesen Menschen nicht geholfen werde. Das gelte auch für Obdachlose. „Die meisten sind einfach sozial überfordert. Die haben keinen Rückhalt mehr, keine Familie mehr. Sie haben Angst vor Ämtern und wissen nicht, wie sie nach Hilfe fragen können.“ Deshalb brauche es mehr Sozialarbeit und Hilfsangebote wie „Housing First“, also obdachlosen Menschen als Erstes eine Wohnung zu geben. „Dass das funktioniert, ist wissenschaftlich erwiesen“, so Benecke. „Das Bescheuertste, was man machen kann, wissenschaftlich gesehen, ist es, die Stellen in der sozialen Arbeit zu streichen.“
Ist es ihm am Ende also doch ganz ernst mit seiner Bewerbung für das Amt des Oberbürgermeisters und dessen viele Aufgaben? „Wenn die Kölnerinnen und Kölner mich haben wollen, können sie mich haben“, sagt Benecke mit einem Lächeln.