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„Köln Check“OB Henriette Reker: „Das Ergebnis betrübt mich“

5 min

Im Gespräch mit Jens Meifert (l.) und Ingo Schmitz (r.) von der Kölnischen Rundschau: Markus Greitemann, Berivan Aymaz und Torsten Burmester (v.l.)

Wir haben die Reaktionen der Oberbürgermeisterin und den OB-Kandidaten zu den Forsa-Umfrageergebnissen gesammelt.

Neun Wochen sind es noch bis zur Kommunalwahl und bei der Frage, wen die Kölnerinnen und Kölner ins Oberbürgermeisteramt wählen wollen, gibt es noch keinen klaren Favoriten. Das zeigt der „Köln-Check“, eine repräsentative Meinungsumfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadt-Anzeigers, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Die drei aussichtsreichsten OB-Kandidaten sind laut Umfrage nur einem Teil der Bürgerinnen und Bürger überhaupt bekannt: Berivan Aymaz (Grüne) kennen nur 24 Prozent, Markus Greitemann (CDU) 26 Prozent und bei Torsten Burmester (SPD) sind es 31 Prozent. Der bekannteste OB-Kandidat ist Kriminalbiologe und Autor Mark Benecke (Die Partei) mit 36 Prozent. Sechs Prozent geben an, ihn wählen zu wollen. Die OB-Kandidaten von Grünen, CDU und SPD sind mit verschwindend geringen 11 und 10 Prozent gleich auf.

Ebenfalls schlechte Umfrageergebnisse gab es für die amtierende Oberbürgermeisterin Henriette Reker: Nur 28 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden, 69 Prozent sind „weniger bis gar nicht zufrieden“. Wir haben bei Henriette Reker und den OB-Kandidaten nachgefragt, welche Schlüsse sie aus den Ergebnissen ziehen.

Das sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos)

„Das Ergebnis betrübt mich, aber es überrascht mich nicht“, sagte Reker am Sonntag. „Wer in Köln zehn Jahre Verantwortung trägt, wird nicht an seiner Beliebtheit gemessen, sondern an seiner Standhaftigkeit in schwierigen Zeiten. Beliebtheit ist flüchtig – aber Rückgrat bleibt.“ Sie sei nicht gewählt worden, um „Wohlfühlpolitik“ zu machen, sondern um in einer wachsenden Metropole Strukturen zu modernisieren, Missstände zu benennen und Veränderungen anzustoßen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) spricht an einem Pult stehend.

„Rückgrat bleibt“, sagt Oberbürgermeisterin Reker über ihre Arbeit im Rathaus. (Archivbild)

„Selbstkritisch stelle ich fest, nicht alles erreicht zu haben, was ich mir vorgenommen hatte, aber ich konnte auch wesentliche Verbesserungen erzielen.“ Vor allem innerhalb der Verwaltung werde ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger auf einer tragfähigeren Verwaltung aufbauen können, als sie sie damals vorgefunden habe.

Das sagt Berivan Aymaz (Grüne)

„Das Rennen ist völlig offen“, sagte Berivan Aymaz am Sonntag. Um bekannter zu werden, sei sie auf einer Veedelstour in der ganzen Stadt unterwegs, führe Gespräche und höre zu. „Ich bin für alle Kölnerinnen und Kölner ansprechbar und nah bei den Menschen“, so Aymaz. Ein starker Rückenwind sei, dass die Grünen laut der Umfrage aktuell mit 24 Prozent stärkste Kraft in Köln seien.

Dass die Forsa-Umfrageergebnisse zur Ratswahl an dieser Stelle aber auch zeigen, dass die Grünen Stimmen verlieren könnten, während Linke und AfD stark zulegen, ließen die Vorsitzenden der Kölner Grünen, Cyrill Ibn Salem und Kirsten Jahn, unkommentiert. „Die Umfrage zeigt, dass die Menschen in Köln uns Grünen das größte Vertrauen aussprechen“, teilte die Partei mit. „Alle wissen, dass Köln mehr kann und genau dafür setzen wir uns ein.“

Das sagt Markus Greitemann (CDU)

Selbstbewusst zeigte sich auch OB-Kandidat Markus Greitemann, der die Umfrage als „Momentaufnahme“ sieht. „Die Menschen sind auf der Suche nach neuen Lösungen, aber noch nicht entschieden“, sagte Greitemann am Sonntag. „Genau deshalb trete ich an – nicht mit leeren Versprechen, sondern mit Erfahrung aus der Praxis.“ Als derzeitiger Baudezernent der Stadt habe er erlebt, wie oft gute Ideen an Strukturen scheitern. „Als Oberbürgermeister will ich das ändern“, so Greitemann.

Um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern, werde er in den nächsten Wochen überall in Köln unterwegs sein. Serap Güler, Vorsitzende der Kölner CDU, sagte auf Nachfrage, man nehme die Zahlen, nach denen auch die CDU an Stimmen verliere, sehr ernst. „Sie zeigen, wie groß die Unzufriedenheit ist und dass viele Menschen auf der Suche nach Orientierung sind.“ Die Kritik an Verwaltung und Stadtspitze sei deutlich und müsse Konsequenzen haben. Man wolle nun den politischen Neuanfang wagen. Greitemann wisse, wie man die Verwaltung wieder handlungsfähig mache, so Güler.

Das sagt Torsten Burmester (SPD)

Der OB-Kandidat der SPD freute sich über seinen kleinen Vorsprung bei der Bekanntheit der drei aussichtsreichsten Kandidaten. „Das ist eine sehr gute Ausgangsbasis für die anstehende heiße Phase des Wahlkampfs“, so Burmester. Er wolle weiter mit den Kölnerinnen und Kölnern ins Gespräch kommen, nach eigenen Angaben habe er bisher mehr als 6000 persönlich erreicht. Dazu, dass laut Forsa-Umfrage aber derzeit nur zehn Prozent der Kölner ihn wählen würden, sagt Burmester: „Wie jede Umfrage ist dies eine Momentaufnahme — zu einem noch frühen Zeitpunkt vor der heißen Phase des Wahlkampfs.

Klar ist: das Rennen um das Oberbürgermeister-Amt wird eng.“ Auch Claudia Walther, Co-Vorsitzende der Kölner SPD, wollte die Umfrageergebnisse nicht zu hoch hängen. „Das Rennen ist offen und die heiße Wahlkampfphase kommt erst noch“, so Walther. Co-Vorsitzender Andre Schirmer teilte mit, dass das schlechte Ergebnis für Henriette Reker und das Ratsbündnis aus Grünen und CDU sie nicht überrascht habe: „Die OB-Kandidaten Greitemann und Aymaz stehen für eine Verlängerung der trägen Reker-Zeit“, so Schirmer.

Das sagt Mark Benecke (Die Partei)

OB-Kandidat Mark Benecke (Die Partei)

Dass er in der aktuellen Umfrage einen höheren Bekanntheitsgrad hat als alle anderen OB-Kandidaten, schien Mark Benecke nicht zu überraschen. „Wundert mich nicht: Ich kannte die anderen auch nicht“, sagte er am Sonntag gegenüber unserer Zeitung.

Für den Ausgang der Wahl am 14. September rechnet sich Benecke sehr gute Chancen aus — auch wenn er mit aktuell sechs Prozent auf dem fünften Platz hinter CDU, SPD, Grünen und der AfD liegen würde. Auf die Frage, mit welchem Wahlergebnis er rechne, sagte der Kandidat der Satirepartei: „Platz 1. Die Oper muss in ihren Grundzustand zurück gebaut und der Dom von jedem Ort der Erde aus frei sichtbar werden.“