Köln – Vor elf Tagen hat die Stadt mitgeteilt, dass zwei Dienstleister bei mobilen Impfaktionen rund um den Jahreswechsel etwa 2000 Menschen in Köln abgelaufenen Moderna-Wirkstoff verabreicht haben. Was ist seitdem passiert?
Was hat die Stadt für Maßnahmen getroffen?
Nachdem die Impfpanne am 7. Januar bekannt wurde, hat die Stadt die Abläufe bei den mobilen Impfaktionen angepasst. „Es werden nur noch Impfstoffe für den laufenden Tag ausgegeben“, sagt Gesundheitsdezernent Harald Rau.
Vorher war das anders. Das war einer der Gründe dafür, warum es überhaupt zu dem Vorfall kommen konnte. Weil die Nachfrage bei den mobilen Impfaktion in den letzten Woche gesunken war, blieben die bereits aufgetauten Moderna-Dosen übrig, wurden eingelagert und überschritten das Ablaufdatum, das für den aufgetauten Zustand deutlich schneller erreicht ist.
Die Impfteams müssen nun jeden Morgen den Umfang der geplanten Impfungen und die dafür eingeplanten Impfstoffe an die Feuerwehr melden und freigeben lassen. „Am Abend eines Impftages gibt es eine prüfbare Abschlussmeldung, die vom Impfteam an uns übergeben wird“, sagt Rau.
Hat die Stadt frühere Impfaktionen überprüft?
Gesundheitsdezernent Rau hatte am Wochenende nach der Nachricht über die Impfpanne gesagt, auch rückblickend sollten Protokolle mobiler Impfaktionen überprüft werden. Diese Überprüfung habe laut Rau zwar begonnen, sei aber „noch nicht mit letzter Systematik abgeschlossen“. Ob das noch passiert, ließ Rau offen. „Die Frage ist auch, ob der Aufwand gerechtfertigt ist, da wir relativ sicher sind, dass da nichts grundsätzlich Neues rauskommt.“
Hat die Stadt Betroffene mittlerweile informiert?
Rund 1700 Betroffene hat die Stadt am vergangenen Freitag angeschrieben, weitere rund 70 am Montag. Vom Rest konnten die notwendigen Daten nicht erhoben werden, beispielsweise aufgrund unleserlicher Angaben. Das von Harald Rau formulierte Anschreiben liegt der Rundschau vor. Darin heißt es: „Mir tut es leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie zu den ungefähr 2000 Menschen gehören, die diesen Impfstoff erhalten haben, bei dem das Ablaufdatum überschritten worden ist.“
Neben den Empfehlungen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der Bitte, diesen zu folgen, verweist der Brief auf die Impf-Hotline der Stadt (0221 221 33578), an die sich Betroffene bei Fragen wenden können. Betroffenen, die mit dem abgelaufenen Impfstoff geboostert wurden, empfiehlt das PEI beispielsweise eine zweite Booster-Impfung frühestens vier Wochen nach dem letzten Piks. „Die Empfehlung der Nachimpfungen bedeutet nicht, dass die Impfwirkung erheblich eingeschränkt ist. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil eine reduzierte Impfwirkung nicht ausgeschlossen werden kann“, bekräftigt Rau gegenüber der Rundschau.
Nachdem die Stadt am 7. Januar per Pressemitteilung über die Impfpanne berichtete, hieß es zunächst, es werde keine persönlichen Benachrichtigungen geben. Als das Paul-Ehrlich-Institut ihre Empfehlungen aussprach, änderte die Verwaltung ihre Meinung. Hat die Stadt die Auswirkungen des Vorfalls also unterschätzt?
Das sei nicht der Fall, sagt Rau. Aber: „Zu dem Zeitpunkt, als mir klar war, dass keine echte Gefahr herrscht, dass die Zahl 2000 angesichts der bislang mehr als 80 000 Impfungen im Rahmen der mobilen Stadtteil-Impfungen überschaubar ist und nach der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts, habe ich nicht geglaubt, dass es eine größere Unruhe geben würde“, sagt Rau.
Der ihm und der Stadt bekannt gewordene Aufklärungsbedarf der Betroffenen sei „extrem gering“ gewesen. Betroffene, die der Rundschau bekannt sind, sehen das anders. Mittlerweile, sagt Rau, erscheine es ihm „vernünftig“, die Menschen persönlich zu informieren. „Mir hat eingeleuchtet, dass nicht alle Betroffenen über die Medien erreicht werden.“ Er könne verstehen, wenn Betroffene wütend über die Art der Kommunikation seien.
Können Betroffene ihre Antikörpermenge testen?
Das ist nicht vorgesehen. Zu der Entscheidung kam es nach Rücksprache der Stadt mit dem Paul-Ehrlich-Institut. Der Grund: Für die Bestimmung der Antikörpermenge braucht es einen Referenzwert, mit dem Rückschlüsse auf die Impfwirkung möglich sind. So einen Wert gibt es allerdings nicht. Der individuelle Wert eignet sich für einen Rückschluss auf die Impfwirkung also nicht. Der Wert sei von mehreren Einflüssen wie dem individuellen Immunsystem abhängig, sagte auch die Biochemikerin Birgitta Wöhrl der Rundschau.