Reise aus dem VeedelPorzer Dreigestirn folgt Einladung in den Berliner Reichstag
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Porzer Dreigestirn folgt Einladung in den Berliner Reichstag
Copyright: René Denzer
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Das Porzer Dreigestirn wurde in den Berliner Reichstag eingeladen.
Von Porz aus hat die Reise nur eine Stunde gedauert.
Das Trifolium konnte, wie Touristen Bilder an Berlins Sehenswürdigkeiten machen.
Berlin – Plötzlich muss es schnell gehen. „Wir machen das jetzt wie die Fernsehteams“, sagt Holger Harms. Der Geschäftsführer des Festausschusses Porzer Karneval (FAS) steuert seinen Wagen auf die rechte Seite des Spreewegs. Die Türen gehen auf. Hinaus springen drei junge Leute. Das Ornat wird gerichtet, die Kopfbedeckung geradegerückt, die Insignien gepackt, die Straße überquert. „Schaut mal, sie rollen schon den Roten Teppich für uns aus“, scherzt einer von ihnen.
Dann nehmen sie Aufstellung: Der Mann mit der Strumpfhose links, der mit dem Hut mit den Pfauenfedern rechts. Die Frau steht mittig. Genau so, wie sich das für das Porzer Dreigestirn bei einem offiziellen Fototermin gehört. Harms zückt das Smartphone. Das Porzer Trifolium vor dem Schloss Bellevue, das hat es auch noch nicht gegeben. Und schon geht es weiter. Stop and Go.
Insignien durch Kontrolle geschleust
Wenige Stunden zuvor. Treffpunkt ist der Akazienhof, die Hofburg in der Heimat. Um 4.30 Uhr ist es im Grengel ruhig. Prinz Freddy I. und Jungfrau Jaci sind schon abmarschbereit, Bauer Sven kommt etwas gemächlicher die Treppen herunter. Bis zum Flughafen ist es nicht weit. Doch halt! Etwas fehlt. Die Tickets für den Rückflug. So schön die Bundeshauptstadt auch sein kann – dat Hätz schleiht bekanntlich im Veedel.
Der Besuch startet für das Trifolium schon früh morgens.
Copyright: René Denzer
In Porz ist das schon seit Jahren so, deshalb können sich die närrischen Herrscher auch immer mal wieder einen Ausflug nach Berlin erlauben. Der Einladung des jeweiligen Porzer Bundestagsabgeordneten ist als erstes Prinz Rainer I. im Jahr 2014 gefolgt. Nun, sechs Jahre später, ist es sein Sohn Sven, der den Weg in die Hauptstadt antritt. Dort trifft er in seiner Funktion als Bauer aber nicht mehr wie sein Vater auf Martin Dörmann (SPD), sondern auf Karsten Möring (CDU). Neue Rollenverteilungen gibt es nicht nur im Fasteleer.
Im Entengang Richtung Abflug
Die kurze Strecke von der Hofburg zum Flughafen ist schnell genommen, die beiden Pkw werden auf dem Mitarbeiterparkplatz abgestellt. Schließlich sind Bauer Sven und der Adjutant des Prinzen, Sascha Voosen, Angestellte des Airports.
Im Entengang geht es in Richtung Abflug. Pritsche, Spiegel, Dreschflegel – alles muss durch die Sicherheitskontrolle geschleust werden. Nur beim Dreschflegel wird das Personal etwas stutzig. Ein Beamter der Bundespolizei wird herbeigerufen. Ein paar erklärende Worte, ein zustimmendes Nicken des Polizeibeamten, und weiter kann die Reise gehen. Manche Frühaufsteher machen heimlich Fotos vom Trifolium.
Fastelovend, die fünfte Jahreszeit
Dabei hat das wahrlich keine Berührungsängste: Wer nach einer Sitzung 45 Minuten länger bleibt, weil die Jecken Fotos machen wollen, den kann ein Schnappschuss wahrlich nicht abschrecken.Bis zum Start der Maschine ist noch ein wenig Zeit. Die närrischen Herrscher von Porz surfen im Internet, füttern ihre Instagram-Story mit den ersten Bildern. Beim Einstieg in die Maschine haben die Flugbegleiter ein Einsehen: Der Hut des Bauern bekommt einen eigenen Platz im hinteren Bereich des Fliegers. Ein paar Fluggäste schauen etwas irritiert, andere nehmen es als das Normalste der Welt hin – schließlich ist Fastelovend, die fünfte Jahreszeit.
In Berlin, eine knappe Flugstunde von Porz entfernt, scheint nicht jeder davon Kenntnis zu haben. „Ist denn schon Karneval?“, fragt ein Radler im Vorbeifahren. Was für eine Frage: Natürlich!
Touristentour in Berlin
Das Trifolium ist früh unterwegs. So früh, dass ein Schnappschuss vom Brandenburger Tor ohne die sonst unvermeidlichen Touristen im Kasten ist. FAS-Geschäftsführer Harms, der gerade beruflich in Berlin weilt, hat das Trifolium und seine Adjutanten bei dem Wahrzeichen aufgelesen. Bei den ersten Reisenden meldet sich der Hunger. Anstatt eines Frühstücks kann Adjutant Sascha Voosen „eigentlich schon einen Döner verdrücken“ – schließlich sei er ja schon ein paar Stunden wach. „Für mich ist gleich Mittag“, scherzt er. Für Magdalena Gambus, Adjutant von Jungfrau Jaci, reicht erst einmal einen Pott Kaffee.
Der Lohn: Ein Foto ohne Touristen vorm Brandenburgertor mit Prinz Freddy I, Jungfrau Jaci und Bauer Sven.
Copyright: René Denzer
Harms, der in Berlin einige Schleichwege kennt, packt Prinz, Bauer und Jungfrau aus den Reihen der Wahner Wibbelstetze ins Auto. Kleine Touri-Runde durch die Hauptstadt. Brandenburger Tor und Schloss Bellevue sind abgehakt. Siegessäule? Klar, wenn man schon einmal da ist. Zum ersten Amtssitz des Bundespräsidenten ist es nicht weit. Wieder werden ein paar hundert Meter abgerissen. Ein kleiner Fußmarsch bei Sonnenaufgang entspannt.
Dann geht es zum Jakob-Kaiser-Haus. Und dort zunächst in die Schleuse. Personalien werden abgeglichen, alles in Ordnung. Es folgt die Sicherheitskontrolle. Danach wird jeder eingespannt, auch die Mitarbeiter aus dem Büro von Karsten Möring. Das Gepäck hat sich mittlerweile vergrößert. Orden, Dreigestirnbilder, Lautsprecher und einiges mehr hatte Holger Harms in seinem Auto schon mit nach Berlin gekarrt.
Stufe um Stufe ins Zentrum der Macht - Futter für dem Schrittzähler gibt es beim Berlin-Besuch.
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Doch nicht nur das Gepäck wächst, sondern auch die Personenzahl. Nicht nur weitere Vertreter des Festausschusses trudeln ein, sondern auch die Tänzerinnen der Rezag-Girls. Im Besprechungsraum ZT 4 -6114 wird sich gestärkt. Mit Blick auf die Rückseite des Reichstags. Karsten Möring, der zuvor bei einer Abstimmung im Parlament dabei sein musste, stößt hinzu und kann mit etwas Verspätung seine Gäste aus der Heimat begrüßen. Als Gastgeschenk gibt es unter anderem Honig von den Bienenstöcken am Bundestag.
Honig als Gastgeschenk
Honig um den Mund der Karnevalisten schmieren? In Porz hält man dagegen. Hier heißt es in dieser Session: „Uns danz keiner op d’r Naas“.
Die Rezag-Girls zeigen das anschaulich in der Parlamentarischen Gesellschaft. Dorthin hat es das gesamte Schmölzje mittlerweile nach zahlreichen Treppenstufen und Fahrstuhlfahrten verschlagen. Neben Gesellschafts-Präsidentin Michaela Noll haben sich einige Bundestagsmitarbeiter eingefunden. Möring, Noll und FAS-Präsident Stephan Demmer sprechen Grußworte. Prinz Freddy I., Jungfrau Jaci und Bauer Sven stimmen kölsche Tön an, machen Werbung für den Fasteleer. Applaus, Alaaf, Bützjer, Orden – und weiter geht’s. Der Schrittzähler des Trifoliums bekommt weiter Futter.
Stufe um Stufe ins Zentrum der Macht.
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Treppen runter, mit dem Aufzug wieder rauf. Von der Kuppel des Reichstags hat man einen schönen Blick. Fotos dürfen nicht fehlen. Dann geht es auf die Besuchertribüne und kurz darauf mit dem Flieger wieder dahin, wo dat Hätz seit Jahren schleiht: Nach Porz.